Neubau Wohn- und Geschäftshäuser | Heigeleshof

  • Laut Bürgerinfo plant der private Bauträger Munk ein Neubauverhaben anstelle der Gebäude Wengengasse 27 und Heigeleshof 2:


    (Quelle: Stadt Ulm; Bildrechte: Munk, Braunger Wörtz)


    Es handelt sich um einen fünf- bis sechsgeschossigen Komplex mit 35 WE (2- bis 5-Zimmer-Wohnungen), Gewerbeflächen im EG, 32 Pkw- und 54 Fahrradabstellplätzen - teils in einer Tiefgarage, teils in einem eingeschossigen Anbau im Innenhof mit begrüntem Dach. Erhalt und Sanierung der Bestandsbebauung sollen sich wegen schlechter Substanz, statischen Problemen und ungünstigen Zuschnitten nicht lohnen. (Aus meiner Jugenderinnerung an die (ehemalige?) Kieferorthopädiepraxis in der Wengengasse 27 kann ich das zumindest anekdotisch bestätigen.) Ein kleines Kuriosum ist sicherlich die ungewöhnliche Dachgestaltung.


    Für Diskussionen dürfte der nachstehende Passus aus der Beschlussvorlage (S. 2) sorgen:

    Zitat

    Wohnungsdebatte der Stadt Ulm – geförderter Wohnungsbau

    Der Ulmer Gemeinderat hat mit Beschlussfassung vom 30.03.2022 (GD 026/22) die Ulmer Wohnungsdebatte neu ausgerichtet. Hauptregelungsgegenstand war – neben der Beibehaltung einer hohen Baufertigstellungsrate – der preisgünstige Wohnungsbau.

    Für das vorliegende Bauvorhaben hat die Hauptabteilung Stadtplanung, Umwelt und Baurecht die Nichtanwendbarkeit der neuen Richtlinien festgestellt, da das Vorhaben aufgrund städtischer Notwendigkeiten (u.a. aufgrund der Baustellensituation im Umfeld, z.B. Sedelhöfe) zeitlich verschoben werden musste. Zum Zeitpunkt des tatsächlichen Beginns des Projektes lag die Größenordnung des zusätzlichen Baurechts unterhalb der festgelegten Schwelle der Verpflichtung zur Herstellung von geförderten Wohnungen.

    Hmm...

  • In meinen Augen ein ganz und gar unmöglicher Entwurf!

    Man bleibt hier nur knapp unter der Hochhausschwelle in unmittelbarer Umgebung zur spätmittelalterlichen Wengenkirche, deren Bedeutung für Ulm - Stichwort Michelsberg - heute oft vergessen wird. Nun könnte man argumentieren, der Nachbar hat auch eine Höhe von knapp unter Hochhausniveau, doch beginnt dort der Dachansatz bereits bei 16 Metern Höhe, und ist bedingt durch den durchaus für diesen Bereich erwünschten hohen Dachgiebel. Der Entwurf hier nun setzt lieber ein Vollgeschoss noch drauf und macht dafür die Dachneigung völlig unpassend flach.

    Bildrechte Braunger Wörtz Architekten


    Ansonsten hat sämtliche umgebende Bebauung übrigens nur 4 Geschosse, statt der hier nun geplanten 6. Das Zickzackdach soll meiner Wahrnehmung nach nur verschleiern, dass es sich eigentlich um ein zusätzliches Vollgeschoss handelt.


    Die Fassadengestaltung des doch recht einheitlich wirkenden Blocks soll unterteilt werden durch unterschiedliche Fassadenstrukturen, vor allem aber durch in stumpfen Winkeln abknickende vor- und zurückweichende Häuserkanten. Diese Spielerei ist ähnlich wie die gezackte Dachlandschaft in gewisser Weise wie eine unverständige Parodie auf die ehemalige mittelalterliche Stadtstruktur. Die einheitlichen Geschosshöhen und Fenster über den gesamten Block sind möglicherweise ausreichend für das Dichterviertel, werden aber einer Innenstadtbebauung keinesfalls gerecht.


    Besonders inakzeptabel sind hier jedoch die - natürlich - in der Darstellung völlig verharmlosten innenliegenden Balkone in der Fassade. Man beachte, diese sind nur daran zu erkennen, dass keine Fensterteilung bei diesen eingezeichnet wurde. Dabei sollte deutlich werden, welch enorm große Zahl an dunklen Eintiefungen diesen Fassaden und dem Stadtbild zugemutet werden sollen. Ich halte grundsätzlich nicht viel von innenliegenden Balkonen zur Straßenseite, ich habe noch nie eine ansprechende Optik damit erzielt gesehen.


    Einzig positiv erscheint mir, dass offenbar eine belebende gewerbliche Nutzung der Erdgeschosszone vorgesehen ist.


    Aber auch dieser Aspekt kann wohl nur als Teil des abschließenden Gesamtbildes aufgefasst werden, das lautet, Renditeoptimierter Bau. Von den geplanten Südseitenbalkonen, zu überbordenden Geschosszahlen mit geschickt flächenoptimierter Dachlandschaft, bodentiefen Fenstern, Gewerbe, möglichst einheitlichen, repetitiven Bauelementen, ergibt sich ein überraschend klares Bild.

  • Um mich kurz zu fassen:

    Die Giebelerhöhund rechter Hand in der Skizze sieht einfach grässlich aus - und eine Parkplatzlösung in einem Anbau ist nur unästhetische Geldsparerei.

    Stimme zu. Die Fantasielosigkeit und die traurigen Ergebnisse einer auf schnelle und kostengünstige Lösungen bedachten Baupolitik ruinieren das Antlitz der Stadt. Und nicht nur in Ulm. Schnell hingekleisterte Allerweltslösungen überall. Wobei man hier, wenn man den Ist-Zustand betrachtet, so vieles verbessern könnte.


  • Dazu:


    So soll das neue Haus an der Wengengasse aussehen [NUZ+]

    Zitat

    Der Abbruch der beiden Häuser aus den 60er-Jahren läuft bereits, ab Anfang 2024 soll das neue Gebäude an der Ecke Heigeleshof/Wengengasse am Rand der Altstadt errichtet werden. Baubürgermeister Tim von Winning sieht ein spannendes und vielseitiges Projekt die Rede, die Immobilienfirma Munk verspricht "einen großstädtischen Akzent im Ulmer Wengenviertel". Das Vorhaben hat eine Vorgeschichte.