Wohnungsbau und Baugrundstücke in Ulm, Neu-Ulm und den Ortsteilen

  • Ich kann der Argumentation von Herrn Holz schon etwas abgewinnen. Dabei denke ich z.B an Jan Gehl, den man zwar wirklich nicht auf ein Podest stellen muss, aber dessen Argumente für den menschlichen Maßstab in der Architektur schon einen gewissen Charme haben. Laut Gehl geht ein gutes Stück an Zusammenleben verloren und in Anonymität auf, wenn man Wohngebäude höher als vier bis allenfalls fünf Geschosse baut.


    Das muss man nicht zu streng auslegen und es gehören auch mehr Parameter dazu, aber nachvollziehbar finde ich es schon. Gleichzeitig gilt halt trotzdem: Es steht nur eine begrenzte Fläche zur Verfügung, und bei einer Verknappung des Angebots wird finanziell und eben auch sozial ausgefiltert. Ganz schwierige Debatte, ich könnte mich da auch nicht auf einen Standpunkt festlegen.

  • Ulm versucht Wohnungsbau anzukurbeln [SWP]

    Zitat

    Ulm wächst, und der Wohnraum ist knapp. Die Stadt versucht deshalb seit langem, Flächen zu kaufen, Wohngebiete auszuweisen und den Wohnungsbau anzukurbeln. Die Messlatte hat der Gemeinderat vor zwei Jahren hoch gelegt. Er hat beschlossen, bis 2021 insgesamt 3500 Wohnungen zu bauen, also rund 700 pro Jahr. Auch wenn sich dieses ehrgeizige Ziel nicht eins zu eins verwirklichen lässt, arbeitet die Abteilung Liegenschaften fieberhaft daran, Flächen für künftige Wohngebiete aufzukaufen.


    Nicht nur in die Breite bauen [SWP]

    Zitat

    Kommentar Chirin Kolb über den Wohnungsbau in Ulm.


    Schade um die Bleidornkaserne, da ließe sich ein schönes Wohngebiet entwickeln. Wenn schon der Lettenwald als Referenz für die Kohlplatte genannt wird, kann man sich die angestrebte Dichte und avisierte Bewohnerzahl schon in etwa vorstellen. Der Lettenwald war für 550-600 WE konzipiert, die Kohlplatte dürfte also in ihrer endgültigen Ausbaustufe auf ca. 2200-2400 WE mit ganz ungefähr 4500-5000 Bewohnern kommen.

  • Wie Bauen günstiger wird [SWP]

    Zitat

    Die geplante Änderung der Landesbauordnung freut die Stadt Ulm. Sie sieht viele Vorteile, zum Beispiel geringere Kosten.


    Es ist Zeit auszumisten [SWP]

    Zitat

    Kommentar Chirin Kolb über die Reform der Landesbauordnung


    Ich habe noch etwas auf der Seite des Wirtschaftsministeriums geforscht, das dafür zuständig ist, aber keine weiteren Infos gefunden. Die neue Regelung zu den Abstandsflächen in Bezug auf landwirtschaftliche Gebäude sehe ich sehr positiv für die Ortsteile, aber auch Gemeinden wie z.B. Dornstadt.


    Ganz interessant ist aber das hier: Das Land hat einen Topf aufgemacht, über den Kommunen Gelder beziehen können

    • zum Erwerb von Baugrundstücken (zwecks kommunaler Bebauung, z.B. sozialer Wohnungsbau),
    • für wohnraumschaffende investive Maßnahmen (z.B. Umbau, Aufstockung kommunaler Gebäude),
    • für lokale Initiativen wie Wohnraumkoordinatoren oder Vermietungsprämien.

    Find ich ganz gut. Für Ulm nicht unmittelbar interessant, da die Stadt schon sehr umtriebig ist in dieser Beziehung, aber vielleicht ja für die umliegenden Gemeinden.

  • Zuletzt gab es in der Stadt eine Diskussion um die Verantwortung freier Bauträger für die Schaffung günstigen Wohnraums. Muss man wohl im Kontext der baldigen Kommunalwahl sehen.


    Bauträger wollen für teures Wohnen nicht verantwortlich sein [SWP]

    Zitat

    Volker Munk wehrt sich gegen Vorwürfe von Stadträten. Die Verantwortung für Sozialwohnungen liege verstärkt bei öffentlichen Trägern.


    Grüne fordern Kooperation bei Wohnraum [SWP]

    Zitat

    Die Akteure in Ulm müssen an einem Strang ziehen, um bezahlbaren Wohnraum und die angestrebten 700 Wohnungen jährlich zu schaffen. So reagieren die Grünen auf unseren Bericht, in dem die Bauträgerfirma Munk Fairness und den Blick auf ökonomische Realitäten und steigende Baukosten fordert.


    Weiter Streit um günstige Wohnungen in der Weststadt [SWP]

    Zitat
    Die SPD greift Bauträger Munk an, hat aber bei Gummi Welz selbst auf die Sozialquote verzichtet.

    Die Schaffung von Wohnraum im günstigen und mittleren Segment sehe ich zwar als politisches Gebot ersten Ranges, aber mir scheint, dass es dafür bessere Methoden gibt, als freie Bauträger anzugreifen. Man kann ihnen nicht vorwerfen, dass sie innerhalb des bestehenden Rechts so handeln, wie sie es als wirtschaftlich für richtig halten. Wenn etwa zum Zeitpunkt des Satzungsbeschlusses keine Verpflichtung bestand, 20% oder 30% des Wohnraums für bestimmte Preissegmente vorzuhalten, dann können die Bauträger schlicht nicht dazu gezwungen werden. Auf welcher gesetzlichen Grundlage denn auch?


    Die Kommunalpolitik hat zwei schärfere Waffen: Ausbau und Stärkung des kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungsbaus (unter aggressiver Ausnutzung jeglicher Vorkaufsrechte) sowie eine Sozialquotierung. Das wäre eine gewinnbringendere Debatte.

  • 12-tausend Wohnungen bis zum Jahr 2035 [RegioTV]

    Zitat

    Steigende Mietpreise, Wartelisten, lange Schlangen bei der Wohnungsbesichtigung. In vielen Städten ist guter und günstiger Wohnraum derzeit Mangelware. Das merkt jeder, der gerade in Ulm auf Wohnungssuche ist. Der Ulmer Gemeinderat hat jetzt einen Zwischenbericht zur Wohnungsdebatte abgegeben. Dabei kam heraus, dass die angepeilten 700 neuen Wohnungen pro Jahr derzeit nicht erfüllt werden.

  • Die Stadtteile sollen mitwachsen [SWP+]

    Zitat

    Neu-Ulm braucht mehr Wohnraum. Dieser könnte auch in den Vororten entstehen. Doch die Hürden sind hoch.

    In Holzschwang, Jedelhausen, Finningen und Hausen soll die Bauaktivität etwas angekurbelt werden. Witzig:

    Zitat

    Zuletzt hatte die FDP den Vorstoß unternommen, die Quote auf 30 Prozent zu erhöhen, das fand aber keine Zustimmung.

    Schömig hat mit dem heute leider verstorbenen Norbert Blüm ja gemein, dass ihnen gerne mal vorgeworfen wurde, als sozialistische U-Boote in der falschen Partei zu sein :). Da in diesem Jahr die neue Bevölkerungsprognose und damit verbunden ein aktualisiertes Wohnbaulandentwicklungskonzept anstehen soll, gehe ich aber davon aus, dass Neu-Ulm hier Ulm noch in diesem Jahr folgen und die Quote erhöhen wird.

  • Mehr Druck im Wohnungsbau [SWP+]

    Zitat

    Innerhalb von fünf Jahren, nämlich bis 2021, sollen in Ulm 3500 neue Wohnungen entstehen, rechnerisch also 700 pro Jahr. Diesen Beschluss hat der Gemeinderat in der Wohnungsdebatte 2017 gefasst. Das Ziel werde aber bei Weitem nicht erreicht, kritisiert die SPD-Fraktion. Sie formuliert zudem den Verdacht, dass die Bauverwaltung versuche, diesen Umstand unter der Decke zu halten.

    Dass die Zielmarke, 3500 neue WE bis 2021, nicht zu halten sein wird, wissen wir ja schon seit letztem Jahr. Ich fand und finde den ursprünglichen Beschluss ja auch richtig, aber fünf Jahre sind eine knappe Zeit in diesem Geschäft.

  • Das Junginger EFH-Wohngebiet "Auf dem Hart" wird um einen kleinen Abschnitt - "2.1" - erweitert. Die entsprechende Vorlage ging per Bürgerinfo am 30.06. durch den Fachausschuss. 12 Grundstücke mit durchschnittlich 580 m², bis zu zwei Vollgeschosse, bis zu zwei WE per Gebäude.


    (Quelle: Stadt Ulm)

    Das wird noch nicht der Schluß sein.

    Westlich des gerade entstehenden 2. Abschnitts ist auch der Rest bis zur Albstraße als Baugebiet vorgesehen.

    Ebenso östlich der Bereich bis zum Blockheizkraftwerk an der Straße nach Haslach.

  • Nachtrag:


    Nachfrage nach Wohnungen steigt - Das sind die Preise für Kauf und Miete in der Doppelstadt [SWP+]

    Zitat

    Die Preise für neue Wohnungen in Ulm und Neu-Ulm steigen stark, berichtet der Maklerverband. Woran liegt das und wie hoch sind die Preise aktuell?

    Im Kauf bewegten sich die Quadratmeterpreise zwischen 2.340 Euro und 3.810 Euro bei gebrauchten Wohnungen, bei Neubauwohnungen waren es zwischen 4.050 Euro und 4.750 Euro. Bei der Miete lagen die Quadratmeterpreise bei Altbauwohnungen zwischen 7,90 Euro und 11,90 Euro, bei jüngeren gebrauchten Wohnungen zwischen 8,70 Euro und 12,90 Euro und bei Neubauwohnungen zwischen 11,80 Euro und 13,80 Euro.

  • Letztendlich ist das halt alles ein Symptom der steigenden Bevölkerungsanzahl in der Region mit resultierendem Wohnraummangel.

    einer "Boomtown" wie Ulm

    Das ist meiner Auffassung nach Desinformation der Baubranche, der Politik und Medien. Hier ein paar Daten dazu:

    Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/…ung_von_Ulm_-_ab_1871.svg


    Man erkennt sehr schön einen linearen historischen Verlauf bis zum Datenerhebungsende 2017. Der Durchschnitt dieses Zuwachses liegt bei ca. 1215 Menschen pro Jahr, um die Ulm wächst. Wohneinheiten werden in Ulm, laut Schwäbischer Zeitung im Durchschnitt etwa 500 pro Jahr neu errichtet. Der Durchschnitt in Deutschland an Haushaltsgrößen liegt bei um die 2 Personen, wobei hier in Süddeutschland wahrscheinlich höher, aber das lasse ich aus. D.h. pro Jahr wächst Ulm um etwa 600 Haushalte. Im Zensus von 2011 wurden in Ulm 1779 Wohneinheiten als leerstehend ermittelt. Das womögliche Defizit an Wohneinheiten pro Jahr in Höhe von etwa 100, könnte also mit dem Leerstand 17 Jahre lang aufgefangen werden. Das deutet etwas ganz anderes an:

    Es ist davon auszugehen, dass beide Prämissen falsch sind, einmal, dass Ulm irgendwie überraschend wächst, und zum anderen, dass es echten Mangel (also zu wenig Wohnraum gebaut wird) gibt. Meine Vermutung ist eher, dass es nicht die richtigen Wohnraumgrößen gibt. So steigt die durchschnittliche Wohneinheitengröße pro Einwohner in Deutschland. Das deutet darauf hin, dass hier eher die Demografie und die Vereinzelung der Gesellschaft Probleme schafft, den trägen Altbestand auf heutige Anforderungen umzuschneidern. Man sollte also wie Reiner bereits schrieb, statt mehr Einfamilienhäusern lieber mehr Wohnungsbau im Ein- bis zweipersonenhaushaltsegment errichten, am besten als Eigentumswohnung, sodass Ältere dahin ziehen, Einfamilienhäuser freigeben für eine nicht gerade stark wachsende Bevölkerung mit ihrer geringen Zahl an Familien.

  • Bin mir nicht so sicher, wie ich darauf eingehen soll. Es ist schon etwas herb, eine (konspirativ anmutende) Desinformationskampagne von Industrie, Politik und Medien zu unterstellen, auf die dann alle reinfallen. Deine Hochrechnung vernachlässigt zudem Faktoren wie die Segmente, in denen neue WE errichtet werden, und sämtliche Wechselwirkungen mit der Region. Ulm schwebt ja nicht im luftleeren Raum. Bereits jetzt dürften zahlreiche Menschen, die nach Ulm ziehen, schon allein aufgrund der Bezahlbarkeit in die Region ausweichen - was die nominelle Bevölkerungsentwicklung der Stadt (neben dem weiteren Sonderfaktor Zweitwohnungssitze in Universitätsstädten) für eine derartige Hochrechnung nur sehr begrenzt aussagefähig macht.

  • Bin mir nicht so sicher, wie ich darauf eingehen soll. Es ist schon etwas herb, eine (konspirativ anmutende) Desinformationskampagne von Industrie, Politik und Medien zu unterstellen, auf die dann alle reinfallen. Deine Hochrechnung vernachlässigt zudem Faktoren wie die Segmente, in denen neue WE errichtet werden, und sämtliche Wechselwirkungen mit der Region. Ulm schwebt ja nicht im luftleeren Raum. Bereits jetzt dürften zahlreiche Menschen, die nach Ulm ziehen, schon allein aufgrund der Bezahlbarkeit in die Region ausweichen - was die nominelle Bevölkerungsentwicklung der Stadt (neben dem weiteren Sonderfaktor Zweitwohnungssitze in Universitätsstädten) für eine derartige Hochrechnung nur sehr begrenzt aussagefähig macht.

    Das hat gar nix mit Konspiration zu tun, sondern hat einfache Mechanismen zur Grundlage. Die Baubranche ist ein gewaltiger Wirtschaftsfaktor. Mehr als 10% des BIPs gehen allein da rein, wichtig also für Wirtschaft und Politik, dass es da rund läuft. Gleichzeitig gibt es eine Klimadebatte, die eigentlich die erheblichen Umweltprobleme der Baubranche fokussieren müsste, vielleicht sogar den Neubau in sich gefährdet. Die Politik braucht Erfolge, in Unserem Wirtschaftssystem heißt das Wachstum. Was liegt also näher als dass solche Grundbedingungen dazu führen, dass die Politik auch verfehlte Politik auf ,,zu starkes Wachstum" schiebt, dass die Baubranche ständig bemängelt, es wird zu wenig gebaut, und die Verfahren dauern zu lange, und dass die Medien diese ganzen Aussagen relativ unhinterfragt übernehmen, weil zum einen das Regionalsegment journalistisch ausgehungert ist, genaue Erhebungen fehlen, aber auch, weil es Anreize gibt jetzt nicht alles in Grund und Boden zu kritisieren auf Lokalebene.

    Du hast natürlich recht, und damit hast Du es natürlich auch sehr leicht hier die Zahlen anzugreifen, denn eine generalisierende Aussage ist unglaublich schwierig, zu komplex sind die verschiedenen Wechselwirkungen, zwischen Zuzug, Anmeldungen von Wohnsitzen, Erfassung von Wohnraum usw.

    Aber man sollte schon auch zugestehen, dass es Indizien gibt, die meine These wahrscheinlich machen. Nicht nur die, dass die durchschnittliche Wohnfläche pro Einwohner steigt. Auch gibt es Zahlen aus anderen Bundesländern, die besagen, dass in den letzten 30 Jahren mehr als 50% des gesamten Immobilienbestandes in den Städten und Großstädten neu gebaut wurde. Das sind zwar Ostbundesländer, die nach der Wende natürlich nochmal einen deutlich heftigeren Wandel durchlebt haben, aber schon allein wenn man den Flächenverbrauch sich anschaut, kann es auch in Ulm nicht so viel weniger sein. Wo sind denn in Ostdeutschland 50% der Bevölkerung neu dazugewachsen frage ich mich? Es gibt auch noch mehr Zahlen, die weiter dem Bild eines Immobilienneubaumangels Risse versetzen, ich möchte nur nicht hier anstrengend zu lesende 50 Zeiler verfassen, aber ich setze gerne diese Debatte fort mit den entsprechenden Zahlen.

  • Du zeigst hier den Ist-Zustand auf, nicht den Wunsch-Zustand. Boom zeichnet sich dadurch aus, daß die Nachfrage höher ist als das Angebot. Dadurch steigen die Preise. Halte mal die Statistik daneben (Inflationsbereinigt).
    Ich stimme Dir zu, daß es die allgemeine Aussage gibt, daß sich die gewünschte durchschnittliche Wohnungsgröße geändert hat. Ältere Menschen bleiben in großen Wohnungen weil es keine guten günstigen kleineren Wohnungen gibt. Familien haben Probleme, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Es schwankt also zwischen Single-Haushalten und 4+ Familien.