Regio-S-Bahn Donau/Iller

  • Im letzten Jahr wurde im Zielkonzept für die Regio-S-Bahn formuliert, dass der Haltepunkt Ulm-Ost verlegt werden und sowohl die Brenzbahn wie auch die Filstalbahn bedienen könnte. Das fasziniert mich weiterhin einigermaßen, denn der Höhenunterschied zwischen den beiden Bahnstrecken wird sehr schnell sehr groß. Nachdem ich zufällig durch den Veitsbrunnenweg durchgekommen bin, habe ich mir die Gegend noch einmal angeschaut.



    Der für mich naheliegendste Ort, wo ich mir einen solchen Halt vorstellen kann, an diesem ein bisschen kuriosen Übergang zwischen Schwabstraße/Schillerhöhe und Syrlinstraße. Mittig und unten die Brenzbahn, rechts daneben und deutlich höher gelegen die zweispurige Filstalbahn. Noch weiter rechts oben die Schwabstraße, wo der 7er von der Frauenstraße zur Eythstraße und weiter zur Frauenklinik hochklettert.



    Der Vorteil ist, dass man die etablierte Verbindung zwischen Michelsberg und Neustadt mitnutzen kann. Unten gäbe es auch reichlich Platz, vielleicht mit einer leichten Verschwenkung der Gleise, einen Haltepunkt einzurichten. Oben würde es schon deutlich enger (oder fast unmöglich), da hier Weichen liegen für die zwei Gleise, die direkt zur Donautalbahn hinüberführen. Als vorteilhaft sehe ich die Verknüpfung mit dem 7er und die große Nähe zum zukünftigen Neubaugebiet auf der Abstellgruppe Ost. Aber die Kosten dürften enorm sein: Anlage von drei Bahnsteigen, mindestens drei Aufzüge,...



    Einen alternativen Standort könnte ich mir noch hier vorstellen, am Ende der Frauenstraße. Da ist die Platzsituation bei der Filstalbahn deutlich großzügiger, und die Distanz zwischen den Bahnsteigen wäre noch akzeptabel, um das als einen Haltepunkt zu verkaufen. Der Bau dürfte zudem geringfügig weniger kosten, auch wenn die großen Posten für die barrierefreie Erschließung in etwa gleich bleiben sollten. Man könnte das hier sogar, ohne allzu rot zu werden, als Haltepunkt für die Frauenklinik und die Hochschule verkaufen...


    Ich halte das Vorhaben, so es denn überhaupt eines ist, aber weiterhin für ein wenig wahrscheinliches Kuriosum. Vermutlich rangiert es unter den Projekten im Zusammenhang mit der Regio-S-Bahn auch relativ weit unten auf der Prioritätenlisten. Andere Haltepunkte mit mehr Nutzen und geringeren Kosten dürften Vorrang haben. Trotzdem ganz nett, sich das auf der Karte und vor Ort mal durchzudenken.

  • Dein zweiter Vorschlag klingt für mich sehr plausibel, es wäre genug Bebauung mit Anwohnern vorhanden. Auch wäre der Abstand zum (irgendwann) geplanten und vorgesehenen Haltepunkt an der Messe noch groß genug.
    Für schwierig halte ich den Paralellverkehr mit der Buslinie 7, auch wenn die dazwischen genug anderes noch mitbedient.

  • Vielleicht am besten hier...


    Die Deutsche Bahn AG verkauft den Bahnhof Söflingen. Als Preis werden 200.000 Euro aufgerufen. Die Anzeige lässt sich u.a. hier einsehen. 8 Zimmer, 270 qm Nutzfläche, 2.550 qm Grundstück. Das Ding ist von 1909, denkmalgeschützt und, keine Überraschung, renovierungsbedürftig. Die Wohnung im OG ist vermietet, Nebengebäude und DG werden als Lager genutzt, im EG hat sich die DB Netz AG für schlanke rund 550 Euro im Monat eingemietet.


    Interessanterweise steht da nichts explizit von einer dinglichen Dienstbarkeit für den Eisenbahnverkehr, das Gebäude ist damit wohl betrieblich vollständig vom Haltepunkt entkoppelt, wenn ich das nicht falsch verstehe oder wenn die Bahn das nicht noch in den angedeuteten weiteren Bedingungen formuliert.


    Ich denke, dass die Stadt da ein Angebot einreichen sollte...

  • Noch ein Artikel dazu:

    Für die Illertalbahn gibt es noch keinen Zeitplan. Dass es bis zur Elektrifizierung noch sehr lange dauern könnte, legt allerdings eine Mitteilung der Bayerischen Eisenbahngesellschaft vom Herbst vorigen Jahres nahe.
    [...]
    Von Elektrozügen war in der Ausschreibung allerdings keine Rede.
    [...]
    Der Vertrag mit der DB Regio beginnt im Dezember 2020 und läuft bis Dezember 2032.


    Und hier noch einer:


    Nur: Was genau heißt „möglichst rasch“? So genau weiß das im bayerischen Verkehrsministerium niemand.

  • Wirklich bedauerlich, weil es mit der Brenz- und Donautalbahn gleich zwei Äste der Regio-S-Bahn betrifft. Einzig mögliche Übergangslösung wäre eine Verknüpfung dieser beiden Diesellinien. Auf den anderen elektrisch. Wirtschaftlich sicher ein Problem.

  • Ich denke auch, dass eine Verknüpfung der beiden Äste sich wohl anbietet, auch wenn die Züge dann im Hbf wenden müssen.


    Allerdings habe ich mich da eh schon auf eine lange Wartezeit eingestellt. Mir würde es schon reichen, mal irgendeine handfeste Nachricht zu hören, und wenn es nur ein neuer Haltepunkt irgendwo ist. Natürlich sind da dicke Bretter zu bohren, aber irgendwo wäre es ganz nett, mal wieder einen Fortschritt registrieren zu können.


    Wobei, den Umbau des Blaubeurer Bahnhofs will ich nicht verschweigen. Das ist schon etwas.


    Richtig klasse fände ich immer noch eine Stichstrecke Erbach-Ehingen. Kann man zwar mit 99,9%-iger Wahrscheinlichkeit ausschließen, aber der Gedanke drängt sich einfach auf, wenn man auf die Karte schaut...

  • Den Traum eines Durchstichs im Zuge der Donautalbahn habe ich schon aufgegeben, obwohl der Nutzen in Relation zu den mal genannten Kosten absolut im Rahmen wäre. Zudem wäre eine Ringlinie Blautal-/Donautal möglich.


    Ich finde auch, dass sich in den letzten Jahren, ausser Gründung eines Büros für den "S-Bahn-Regio Dingsbums" wenig getan hat. Eine wirklich gemeinsame Strategie mit den betroffenen Gemeinden, an denen auch Kosten bleiben werden, vermisse ich. Viel Untersuchungen und Lippenbekennrnisse wenig belastbare Umsetzungen oder konkrete Pläne. Mir fehlt der regionale Druck auf die politischen Entscheidungsträger. Ich kann mich noch an die Ringlinie im Schwarzwald-Baar-Kreises erinnern, da haben die Gemeinden und Kreise konkrete Investitionen getätigt oder zugesichert und den Druck auf Stuttgart erhöht. Letztlich hat es entgegen den Vorbehalten auch geklappt.


    Man denke nur an den Albbahnhof in Merklingen. Vor vier Jahren noch eher ein Luftschloß und jetzt?

  • Ulmer OB kritisiert Bahn-Konzept zur Elektrifizierung [Schwäbische]

    Zitat

    Schlechte Nachrichten für die Regio-S-Bahn Donau-Iller: Das baden-württembergische Verkehrsministerium sieht auf den Bahnstrecken zwischen Ulm und Heidenheim sowie zwischen Ulm und Sigmaringen lediglich langfristigen Bedarf für eine Elektrifizierung. Das geht aus einem Konzept hervor, das das Ministerium vor Kurzem veröffentlicht hat. Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch, der auch Vorsitzender des Vereins Regio-S-Bahn ist, hat sich nun in einer Mitteilung Kritik zu dieser Entscheidung geäußert.

    An dieser Stelle möchte ich nebenbei erwähnen, dass sich die Onlinepräsenz der Schwäbischen Zeitung (spätestens seit dem Relaunch) zu einer wirklich lesenswerten Nachrichtenquelle für die engere Region entwickelt hat.


    Viel borgt man sich von der Neu-Ulmer Zeitung aus, was auch legitim ist, und das neue Design ist tendentiell unübersichtlicher und etwas ärmer an Inhalten geworden; das ist leider eine Funktion dieser responsiven Webdesigns, die auch auf Mobilgeräten lauffähig sind. Aber die eigentlichen Inhalte, wenn man sie mal findet, sind gut. Insgesamt kann man ganz happy sein, dass die Region gleich von drei Regionalzeitungen bedient wird.

  • Wobei die SWP seit der letzten Umstellung in Punkto Übersicht und Qualität stark nachgelassen hat.
    Auch die Kommentarfunktion wurde leider gestrichen.
    Man mag da zwar mit dem Kostenargument kommen, aber real wurde von der SWP so gut wie keine Moderationsmöglichkeit wahrgenommen.

  • Die Qualität ist eigentlich wie gehabt, finde ich, aber die Übersichtlichkeit hat definitiv nachgelassen und vor allem auch die Zahl der Artikel ist weniger geworden bei der SWP. Früher konnte man die Artikel in der Kategorie Ulm einfach chronologisch durchscrollen, wie heute noch bei den anderen Rubriken ("Mehr Blaulicht", "Mehr Lokalsport"), aber gerade bei der Hauptnachrichtenkategorie geht das nicht. Da sieht man nur noch das, was auf der Startseite plaziert wird. Schade.

  • Wäre denn die Elektrifizierung von Donau-, oder Brenzbahn im S-Bahn-Konzept vorgesehen gewesen? Könnte mich nicht daran erinnern, jemals davon etwas gehört zu haben.

    Vorgesehen wohl nicht, wäre aber Aufgrund Winfried Hermanns Elektrifizierungs-Aktion schon ein schönes nice-to-have.

  • Ich sehe das nicht nur als "nice to have" sondern sogar als ein must, da ein S-Bahn Konzept ohne komplette Elektrifizierung, zweierlei Fahrzeugtypen erforderlich macht.Denkt man an die Unterhalt und Wartungskosten oder Fahrzeuganschaffungen, bedeutet das einen sehr hohen zusätzlichen Kostenfaktor. Umweltschutz mal nicht berücksichtigt.

    Ich bin da ganz bei dir, aber ob das die DB Netze auch so sieht?

  • Vorgesehen und Teil der S-Bahn-Planung war die Elektrifizierung etwa der Brenzbahn nicht, weil das Vorhaben auf Bundesebene früher schon abschlägig beschieden wurde. Im Zielkonzept des Regionalverbandes von 2016 heißt es auf S. 32f:


    Zitat

    12.2 Elektrifizierung weiterer Strecken


    [...] Die Elektrifizierung des durch die Regio-S-Bahn-Linien bedienten Streckennetzes ist Voraussetzung für den Einsatz moderner, energieeffizienter und umweltfreundlicher elektrisch angetriebener Fahrzeuge. [...] Zudem bestehen in einem voll elektrifizierten Netz mehr Freiheitsgrade zur Schaffung von Durchmesserlinien. [...]
    Unabhängig von der Realisierung des regionalen SPNV-Zielkonzeptes sollte am Ziel der Elektrifizierung aller auf Ulm zulaufenden Strecken festgehalten werden. Dementsprechend wurden die von der Regio-S-Bahn Donau-Iller befahrenen bislang nicht elektrifizierten Bahnstrecken

    • Ulm–Memmingen–Kempten–Oberstdorf (Illertalbahn)
    • Ulm–Aalen (Brenzbahn)
    • Ulm–Sigmaringen–Tuttlingen (Donaubahn)

    im Rahmen der Projektanmeldungen für die Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplanes 2030 beim Bund für die Elektrifizierung dieser Bahnstrecken angemeldet. Allerdings wurde die Elektrifizierung dieser Strecken mit der Begründung, dass es sich um Maßnahmen für den Schienenpersonennahverkehr handelt, nicht in den Bundesverkehrswegeplan 2030 aufgenommen.

    In den Bundesverkehrswegeplan muss man es schaffen, wenn man sein Verkehrsinfrastruktur-Vorhaben finanziert kriegen will. Hat man mit den genannten Strecken versucht, aber nicht geschafft. Die Begründung im Zielkonzept fand ich etwas schwammig, also habe ich einfach mal direkt im BVWP nachgeschaut...


    Projektnummer Bezeichnung Begründung Resultat
    1-181 ABS Ulm - Aalen (Brenzbahn) Trotz einer erwarteten Zunahme des SGV auf der Strecke, kann der Nutzen einer Elektrifizierung und eines Ausbaus für den überregionalen Verkehr die Investitionskosten nicht decken. Da das Projekt deshalb nicht wirtschaftlich ist, ist es nicht in den BVWP aufzunehmen. In Erstbewertung ausgeschieden
    1-184 ABS Ulm - Memmingen - Kempten - Oberstdorf (Illertalbahn) Trotz einer erwarteten Zunahme des SGV auf der Strecke, kann der Nutzen einer Elektrifizierung und eines Ausbaus für den überregionalen Verkehr die Investitionskosten nicht decken. Da das Projekt deshalb nicht wirtschaftlich ist, ist es nicht in den BVWP aufzunehmen. In Erstbewertung ausgeschieden
    1-004 ABS (Freiburg -) Immendingen - Sigmaringen - Herbertingen - Ulm (Donaubahn) Durch die geringe Nachfrage nach Ost-West-Verbindungen im betroffenen Abschnitt ist kein Nutzen des Ausbaus für den SPFV und den SGV gegeben. Da es sich daher um eine SPNV-Maßnahme handelt, ist der Projektvorschlag nicht in den BVWP aufzunehmen. In Erstbewertung ausgeschieden



    Kontext: Der BVWP 2030 hat einen Schwerpunkt auf Schienenpersonenfernverkehr gelegt, Schienenpersonennahverkehr wurde eher ausgeklammert. Auf der Brenzbahn und Illertalbahn hätte man zwar eine Steigerung des Schienengüterverkehrs erzielen können, aber kalkulatorisch wohl nicht genug, um die Investition zu rechtfertigen.


    Der Vorstoß des Landes bezieht sich auf den SPNV, also den Nahverkehr, der vom BVWP 2030 übergangen worden ist. Man will also Vorhaben finanzieren, die der Bund ansonsten erst allerfrühestens irgendwann nach 2030 angelangt hätte. Ehrt das Land, finde ich, ist aber auch gut investiertes Geld. Priorität haben aber erstmal relativ kurze Streckenabschnitte, die schnell und effektiv umgesetzt werden können. Das kann man auf dieser Karte gut nachvollziehen. Bei den langfristig anzugehenden Strecken vermute ich, dass sie schon wieder in den nächsten BVWP rutschen könnten...


    Czisch und der Regionalverband trommeln jetzt, weil sie es als gute Vertreter der Region halt tun müssen. Ich kann mir vorstellen, dass das Land aus zwei politischen Gründen abwinkt: Weil die zu elektrifizierenden Strecken relativ lang und damit teuer wären, und weil die Region aktuell schon mit der Südbahn eine lange und teurer Elektrifizierung erhält.