Allgemeiner Diskussionsthread & Lounge

  • 500 Millionen für Wohnungsbau: Wie das Land Sozialwohnungen schaffen will [SWP+]

    Zitat

    Der Bedarf an Wohnungraum im Südwesten ist enorm. Mit einem 500-Millionen-Euro-Programm hilft das Land nach – und geht dabei eigene Wege.

    Die Summe liest sich gut, muss aber erstmal abgerufen werden. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass zum einen die Förderbedingungen oft so anspruchsvoll sind, dass ein Abruf sich nicht in jedem Fall lohnt, und dass zum anderen gar nicht genug Manpower in den Behörden vorhanden ist, um die Bauanträge abzuarbeiten.


    Ich positioniere mich hier einmal klar: Hilfreicher und zielführender fände ich eine landeseigene Wohnungsbaugesellschaft, die gezielt wieder einen Stock an Sozialwohnungen aufbaut, der den Auswüchsen des freien Marktes entzogen ist. Der nun wirklich nicht des Kryptokommunismus verdächtige Markus Söder hat es 2018 mit der Neugründung der BayernHeim vorgemacht. Die BayernHeim baut nicht nur selber, sondern unterstützt auch schon vorhandene kommunale und regionale Wohnbaugesellschaften.

  • Habe mich bis jetzt nicht so intensiv mit dem Thema befast. Aber ich hatte letztens zwei Erlebnisse Nachts. Zweimal habe ich einen Fuchs mitten in städtischem Raum gesehen. Einmal nur beim Autofahren, aber vor drei Tagen war einer sogar im Garten. In den letzten Jahren hör man immer mal wieder über wilde Tiere, die aus den Wäldern in die Städte ziehen und dort sich ansiedeln.


    Habt ihr auch schon solche Erfahrungen gemacht?

    Welche Auswirkungen denkt ihr wird das auf das zukünftige Leben in der Stadt haben?

    Werden vielleicht sogar in Zukunft bei der Stadtplanung Überlegungen für diese Wildtiere eine Rolle spielen?

  • Ich habe mir mal erlaubt, deinen Thread in diesen zu integrieren - sonst wird dieser Forenbereich vielleicht etwas zu kleinteilig...


    Vor ein paar Tagen erst gab es diese Meldung in der SWP zu einem Biber, der sich wohl auf dem Weg von der Blau zur Donau verirrt hatte. Selber hatte ich noch keine nennenswerten Begegnungen mit Wildtieren in der Stadt, würde dem Thema aber ehrlich gesagt in der Stadtplanung keine besondere Rolle zumessen. Sie passen sich ja gewissermaßen schon dem Leben in der Stadt an.

  • Derzeit gehen ja viele Leute wieder spazieren, wegen Corona ist das ja eine der wenigen außerhäuslichen Aktivitäten derzeit, die man machen kann.

    Manche meinen, auch wenn Corona mal wieder vorbei sein sollte könnte es sein, das mehr Leute als vorher in der Freizeit auch mal nur spazieren gehen.

    Bei einem Interview meinte eine Frau mal, das man dafür einige Wege besser ausbauen müsste. Ich denke, unsere Gegend hat da aber schon einige gut ausgebaute Wege.

    Was meint ihr?

  • Hmmm... meine erste Reaktion war abwehrend, von wegen hemma scho, brauchma net.


    Aber wenn ich die Stadtgebiete so abscanne, gibt es schon ein paar Stellen, die öfter mal ziemlich gut ausgelastet sind und wo es auch mal zu Nutzungskonflikten durch unterschiedliche Geschwindigkeiten kommen kann. Ich denke da zum Beispiel an die Uferwege zwischen Gänstorbrücke und Friedrichsau, wo sich Familien mit Kinderwagen die beiden Wege mit Joggern und Radfahrern unterschiedlichen Tempos teilen. Da muss man jetzt keine Asphaltpisten reinlegen, aber ein moderater Ausbau wäre da zum Beispiel vorstellbar. Ist ja prinzipiell schön, wenn die Nachfrage nach Wegen für Fußgänger und Radfahrer so groß ist, dass man ausbauen muss...

  • Ein kleiner Off-Topic-Lesetipp: Interview mit einem der bundesweit bekanntesten Ulmer, von dem viele gar nicht wissen, dass er (Wahl-) Ulmer ist - aufgemacht mit einem Foto mit schöner, weil selten gesehener Perspektive der Stadt. Man müsste öfter mal auf Kirchtürme steigen...


    Der Wettertänzer [Kontext]

    Zitat

    In einer Kirchenbank hat Sven Plöger noch nie über seine Leidenschaft fürs Wetter und seine Sorge ums Klima erzählt. Zwei Meter Abstand zu Deutschlands beliebtestem Wettermann, klar. Und die Cafés sind sowieso dicht. Ein Treffen unter coronalen Bedingungen.

  • Eine offene Frage an alle: Was glaubt ihr, wie die Coronapandemie auf den Wohnungs- und Städtebau in der Doppelstadt durchschlagen wird?


    Ich habe mir da noch keine Meinung gebildet und weiß noch nicht einmal, ob ich überhaupt schon einen großen Teil der möglichen Konsequenzen erfasst habe. Am klarsten dürfte vielleicht noch sein, dass die Kommunen weniger Geld haben werden und es in Handel und Gastronomie zu Geschäftsaufgaben kommen wird. Aber werden die Kommunen jetzt sparen müssen, oder im Gegenteil als Konjunkturlokomotiven gebraucht, die ihre Investitionen aufrecht erhalten müssen? Werden die Leerstände ein Jahr, zwei Jahre, fünf Jahre anhalten? Keine Ahnung.


    Der hohe Zuzug nach Ulm/Neu-Ulm ist auch ein Ausdruck der hiesigen Wirtschaftskraft - wird der Druck auf den Wohnungsmarkt geringer und werden die Mieten und Kaufpreise günstiger, wenn der Sog etwas abebbt? Oder verschärft sich der Leidensdruck sogar eher noch, wenn mehr Menschen zumindest zeitweise unter- oder nichtbeschäftigt sind? Die Zahl der Hotelbetten in UL/NU stieg zuletzt rasant - wird die Krise den Markt endgültig zum Kippen bringen?


    Ich bin da ganz ehrlich überfragt, weil ich die Dimensionen und die kurz-, mittel- und langfristigen Folgen absolut nicht einschätzen kann. Prinzipiell bin ich zuversichtlich, dass unsere Region die Krise insgesamt gut wegstecken und keine langfristigen Schäden davontragen wird, aber die kurzfristigen Verwerfungen können erheblich sein. Wie seht ihr das?

  • Eine offene Frage an alle: Was glaubt ihr, wie die Coronapandemie auf den Wohnungs- und Städtebau in der Doppelstadt durchschlagen wird?

    Unsere Region steht ja deutlich besser da, als andere Regionen. Aber auch hier wird es denke bemerkbar machen. Ich könnte mir vorstellen,

    dass sich einige es sich überlegen werden, ob sie wirklich umziehen müssen. Auch hier werden Leute ihre Arbeit verlieren oder verunsichert sein, ob man sich

    eine Eigentumswohnung oder ein Eigenheim leisten kann. Ich denke aber, dass es hier im Großraum UL/NU nicht so schlimm sein wird, als anderswo.


    Etwas weiter in der Zukunft könnte ich mir sogar vorstellen, dass es einen vermehrten Zuzug gibt, wenn die Wirtschaft hier sich schneller erholen sollte als

    in anderen Teilen der Republik.


    Ich habe mir da noch keine Meinung gebildet und weiß noch nicht einmal, ob ich überhaupt schon einen großen Teil der möglichen Konsequenzen erfasst habe. Am klarsten dürfte vielleicht noch sein, dass die Kommunen weniger Geld haben werden und es in Handel und Gastronomie zu Geschäftsaufgaben kommen wird. Aber werden die Kommunen jetzt spare müssen, oder im Gegenteil als Konjunkturlokomotiven gebraucht, die ihre Investitionen aufrecht erhalten müssen? Werden die Leerstände ein Jahr, zwei Jahre, fünf Jahre anhalten? Keine Ahnung.

    Das Ganze ist noch nicht überschaubar, welche Folgen es gerade mittel- und langfristig haben wird. Es sind eher alles Vermutungen. Diese können besser als gedacht

    ausfallen, aber auch schlechter oder natürlich genauso, wie man es sich vorstellt. Wobei ich das letztere am wenigsten vermute.

    Die Kommunen werden weniger Geld haben, können dadurch weniger ausgeben oder müssen es sinnvoller Nutzen. Das muss nicht nur schlechtes bedeuten,

    denn so manche Projekte in den letzten Jahren hätten nicht unbedingt sein müssen. Geld auszugeben, nur das man in Zukunft die gleichen Fördergelder bekommt,

    wird es dann nicht mehr geben. Ich denke man sollte sich jetzt in den Gemeinden weniger um Prestigeprojekte kümmern, eher um Investitionen in die Infrastruktur,

    Bildung und vielleicht den sozialen Wohnungsbau.

    Ich denke, so manche Hotels werden schließen und erst recht keine neuen mehr gebaut werden. Im Handel werden gerade die kleinen Geschäfte verschwinden.

    Auf den stationären Einzelhandel sehe ich weniger Folgen. Diese stecken es besser weg. Aber auch hier gibt es Firmen, gerade in der Textilbranche, denen es vor Corona schon nicht so gut ging. Da könnten einige vielleicht vom Markt verschwinden.

    Bei den Leerständen kommt es wie immer auf die Lage an. In den Innenstädten werden meiner Meinung nach weniger Leerstände sein und wenn, werden deise schnelelr wieder belegt. In den schlechteren Lagen könnte sich das anders gestallten. Dort sind auch oft noch inhabergeführte Geschäfte. Hier wird es längere Leerstände geben.

    Manche Viertel könnten sich hier negativ entwickeln.

    Bei Restaurants sehe ich die größten Schwierigkeiten. Sowohl bei der Systemgastronomie, als auch bei den kleinen Restaurants und Cafes, ausgenommen Bäckereien mit Cafebereich. Hier vermute ich höhere Zahlen bei den Geschäftsaufgaben und auch bei den Leerständen danach. Auch die Dauer der Leerstände werden in diesem Bereich denke ich länger sein. Bei der Systemgastronomie wird es wohl auch nicht so schnell wieder Neueröffnungen geben.

    Bei einer Neubelegung könnte ich mir vorstellen, das Ladenlokale, die mehr Außenbeschaltung ermöglichen, dass diese gefragte sein werden bei der Neuvermietung, als es heute schon ist.




    Sollten die Menschen durch die Erfahrungen der Krise langfristig geprägt werden, könnte es auch auf andere Dinge Auswirkungen haben. Manche wohnen derzeit alleine

    und haben in der Kriese ja kaum soziale Kontakte wahrnehmen können. Vielleicht sind WGs in Zukunft beliebter, Wohnungen mit Balkon noch beliebter als vorher und

    Schrebergärten erleben vielleicht dadurch auch einen größeren Zulauf noch, als es in den letzten Jahren der Fall war. Vielleicht müssten da sogar mal statt nur neues Bauland auszuweißen, neue Gartenanlagen entstehen. Diese könnten als Ersatz für einen Garten oder auch für einen Urlaub dienen und sind ja sehr günstig zu pachten.

    Ich glaube, es wird auch weniger reisen ins Ausland geben und vor allem noch in weit entfernte Länder wird es weniger reisen geben.

    Daher denke ich, die Branche, die am meisten leiden wird mit den längsten, langfristigen Folgen ist die Touristikbranche allgemein.

    So wie ich weiß sind die Hotels hier recht oft eher von Gästen mit beruflichem Aufenthalt in der Region belegt. Hier hat es weniger Auswirkungen, als wenn es mehr touristische Gäste sind

  • Ich könnte mir vorstellen, dass durch die Fortschritte in der vollumfänglichen Digitalisierung der Wandel noch schneller verlaufen wird, sprich jetzige Entwicklungen sich weiter verstärken. Das heißt tendenziell weniger Kundenfrequenz, weniger Geschäftsreisen. Entsprechend mehr Fokus von Hotels, Gewerbe, Stadtentwicklung auf Touristik, Aufenthaltsqualität, Erlebnis. Ich halte Reisen für ein modernes Grundbedürnis, das wohl nicht mehr weg geht, höchstens die Reiseziele und deren Fußabdruck ändern sich.

    Schön wäre, wenn die leichte Korrektur in der Globalisierung im Pharmabereich Impulse setzen würde für die Biotech Cluster Region zwischen Ulm und Bodensee. Bin ich aber skeptisch, da man sowas nationalpolitisch nur sehr eingeschränkt beeinflussen kann.

    Fortschritte in der Umweltpolitik bleiben wohl eher aus wegen vermeintlicher Wirtschaftsförderung, finanziellem Engpass, und verschleppte Einführung strengerer Standards. Was für die Städte heißt, dass weiterhin mit dem Umweltfaktor Auto stark gerechnet werden muss, vielleicht sogar wachsend.

    Meine sehr persönliche Hoffnung ist, dass der Flugverkehr endgültig zurückgedrängt wird.

  • Ich glaube auch, das es der Digitalisierung gut tun wird und sie voranbringt. Aber ich könnte mir auch vorstellen, das die globalisierte Welt auf ein gesünderes Maß

    reduziert werden könnte, um Abhängigkeiten zu reduzieren. Natürlich ist das nicht in jeder Brache möglich. Aber zum Beispiel wichtige dinge wie die Herstellung von Medikamenten könnten dann auch eher national oder zumindest europäisch stattfinden und nicht weltweit.

    Globalisierung ist natürlich nichts schlechtes, aber diese teilweise zu reduzieren ist auch nicht verkehrt. Hier sollte man national und europäisch sich eher aufstellen und nur, was sich hier nicht auf diese weise besorgen lässt, kann man ja weltweit sich umschauen.

    In Amerika hat die Globalisierung wie ich finde teilweise wirklich absurde Ausmaße angenommen. Das hat zwar jetzt nichts mit Corona zu tun und hat keine so großen Auswirkungen. Denn so wie ich weiß werden Steuererklärungen aus den USA teilweise in Indien dann bearbeitet


    Auf das Auto wird es weniger Auswirkungen haben. Denn wenn Menschen auch in Zukunft eher auf Abstand gehen sollten, dann wird der ÖPNV darunter auch eher leiden.

    Auto und Fahrrad könnten aber gewinnen. Der Flugverkehr denke ich wird abnehmen, da bin ich mir recht sicher. Der Urlaub im eigenen Land oder in den jeweiligen Nachbarländer sowie allgemein innerhalb Europas könnte beliebter werden.

  • Ein Teil des Handels und der Wirtschaft ist kaum oder weniger direkt betroffen und kommt mit einem blauen Auge davon, ein anderer Teil leidet immens, steckt schwere Schäden ein, erholt sich nur langsam oder geht daran ein. Und ganz gewiss gibt es auch einen weiteren Teil, der aus der Situation immens profitiert, was ich nicht unbedingt als grundsätzlich schlecht bezeichnen möchte. Aus der Situation profitieren kann auch "Chance nutzen" oder das "Beste draus machen" sein um einen neuen Weg zu finden.


    Wie gut der Ein- oder Andere die Krise übersteht kann ich nicht einschätzen, aber mir sind ein paar aufgefallen, die sich ums verrecken nicht unterkriegen lassen wollen, z.B. die Geschichte mit den Kneipen, die sich zusammen in einer Küche einmieten und gemeinsam einen Abhol- und Lieferservice gründen ... Respekt!


    Natürlich funktioniert das nicht bei allen Geschäftsmodellen so, aber duch den Mix an "Aufgabe" und "sich Widersetzen", egalisiert sich das alles wieder ein bisschen. Darum schätze ich, das unsere Region im Gesamten zwar kräftig einstecken muss, sich aber auch wieder relativ schnell erholt. Wahrscheinlich wird nicht alles wie vorher sein, es wird sich einiges ändern, wie Puquio geschrieben hat: "... der Wandel noch schneller verlaufen wird" es geht weiter :)

  • Einerseits bin ich schon für Flüge, wir fliegen halt nur ab und an. Allerdings frage ich mich ob da die 19.-, 29.-, 39.- - Euro-Flüge nach Madrid, Barcelona oder Rom sein müssen. Da dürfte dann schon das 4-5 fache aufgerufen werden.

    Andererseits ist es einfach mühsam mit der Bahn von Stuttgart oder Ulm via Paris nach London zu kommen. Noch heftiger ist über Köln und Brüssel. Da geht fast ein ganzer Reisetag drauf. Also werden wir nach Corona und Brexit wieder fliegen.

  • Ich finde man muss nur eine gewisse Alternative vorstellbar machen. So sind vor 50+ Jahren zum Beispiel viele Zugverbindungen schneller gewesen als heute. Es bräuchte da wieder mehr Technologievorreiterschaft und nicht abheften als Technik von vor 200 Jahren. Die Vollautomatisierung kann auf der Schiene real werden, wo sie beim Auto und selbst im Flugzeug noch Jahrzehnte entfernt ist. Es braucht eine schnellere europäische Technikstandardisierung, was andere Transportmittel längst nahezu global haben. Idealerweise europäische Bahndienstleister die das verkümmerte Eurocity/Nachtzugnetz wieder zu neuer Blüte bringen.

    Wenn so eine bequeme und günstige Verkehrsoption entsteht, kann man das Flugzeug unter 1000 km abschaffen. Aber dazu muss man diese Vision auch erstmal gestalten.


    Ich verstehe daher Eure pragmatischen Gedanken dazu, ohne ideologisch jetzt zu sein, wäre jedoch manches doch zu hinterfragen. So haben Flugzeuge sämtliche Ausstoßreduktionen durch ihr Wachstum überkompensiert, d.h. sie fliegen heute langsamer und mit effizienteren Maschinen, der globale Ausstoß blieb aber mindestens konstant. Das geht so nicht weiter. Dabei muss bedacht werden, dass ein Flugzeug physikalisch nie so effizient sein wird wie ein bodengebundenes Verkehrsmittel. Diese lassen ihre benötigte Energie größtenteils vom Boden tragen. Reduziert man durch Metall auf Metall die Reibungsverluste, ist die Schiene plötzlich das Modernste was wir haben. Dazu führen Flughäfen zu ansteigenden Disparitäten, da eben nicht die Breite der Städte partizipieren kann. Es ist ein zutiefst undemokratisches Verkehrsmittel, da es praktisch nur einer kosmopolitischen Mittel- bis Oberschicht dient (wobei das hier in Europa eben mehr Schichten einbindet aber globar extrem exklusiv ist). Aber auch bei uns wundert mich z.B. nicht, dass der Osten weniger Coronafälle hat, dort leben weniger dieser ultramobilen Menschen.

  • Danke für die vielen Inputs, kommen alle in meine Hirnbox zum Verarbeiten und Wälzen... :). Antworten werde ich nur auszugsweise, um den Rahmen nicht zu sprengen.

    Bei den Leerständen kommt es wie immer auf die Lage an. In den Innenstädten werden meiner Meinung nach weniger Leerstände sein und wenn, werden deise schnelelr wieder belegt. In den schlechteren Lagen könnte sich das anders gestallten. Dort sind auch oft noch inhabergeführte Geschäfte. Hier wird es längere Leerstände geben. Manche Viertel könnten sich hier negativ entwickeln.

    Ein Gedanke, der mir dabei kam: Vielleicht könnte wachsender Leerstand auch dafür sorgen, dass die Mietpreise wieder etwas sinken und gerade für inhabergeführte Geschäfte erschwinglicher werden. Gerade in 1A- und 1B-Lagen sind die aufgerufenen Mietpreise, die man gelegentlich online findet, schon krass; es wird schon kein Eigentümer am Hungertuch nagen, wenn da die Margen etwas geringer ausfielen. (Aber: Größere Objekte sind oft in institutioneller Hand, bspw. von Rentenfonds, die mit konstanten Einkünften kalkulieren müssen.)


    Fällt aber mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Kategorie Wunschdenken. Auf die Glacis-Galerie sehe ich Probleme zukommen, beim Blautalcenter könnten weitere Ladenschließungen die Reformideen befeuern.


    So wie ich weiß sind die Hotels hier recht oft eher von Gästen mit beruflichem Aufenthalt in der Region belegt. Hier hat es weniger Auswirkungen, als wenn es mehr touristische Gäste sind

    Ich denke, an sich stimmt das für UL/NU - aber man hat sich in den letzten Jahren auch viel um touristische Verkehre bemüht (bspw. mit der Marke Zweilandstadt), um die Auslastung zu erhöhen. Völlig offen, wie sich das entwickelt... vielleicht wird ein steigender Trend zum Inlandstourismus das etwas abfedern.


    Schön wäre, wenn die leichte Korrektur in der Globalisierung im Pharmabereich Impulse setzen würde für die Biotech Cluster Region zwischen Ulm und Bodensee. Bin ich aber skeptisch, da man sowas nationalpolitisch nur sehr eingeschränkt beeinflussen kann.

    Genau daran hatte ich auch gedacht. Wenn es zu einer teilweisen Rückverlagerung der Medikamentenproduktion nach Europa kommen sollte, würde ich persönlich aber eher Ansiedlungen z.B. in Osteuropa als in unserer Hochlohnregion erwarten.

  • Natürlich funktioniert das nicht bei allen Geschäftsmodellen so, aber duch den Mix an "Aufgabe" und "sich Widersetzen", egalisiert sich das alles wieder ein bisschen. Darum schätze ich, das unsere Region im Gesamten zwar kräftig einstecken muss, sich aber auch wieder relativ schnell erholt. Wahrscheinlich wird nicht alles wie vorher sein, es wird sich einiges ändern, wie Puquio geschrieben hat: "... der Wandel noch schneller verlaufen wird" es geht weiter :)

    Dürfte einschlägige psychologische Gründe haben, dass wir uns an positive Deutungen klammern, aber das ist bei mir auch nicht anders ^^. Mir fällt es noch etwas schwer, von einer "Chance" zu schreiben, wenn die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen noch nicht einmal voll durchgeschlagen sind... aber es stimmt schon, viele Branchen sind jetzt einem heftigen Innovations- und Änderungsdruck ausgesetzt, um zu überleben. Wie Puquio schreibt, die so zäh verlaufende Digitalisierung hat in manchen Bereichen plötzlich einen großen Sprung gemacht. Wenn man dem eine vernünftige Richtung gibt, kann man sicherlich eine positive Richtung aus der Krise heraus vorzeichnen. Deswegen finde ich es auch völlig in Ordnung, dass gerade darüber diskutiert wird, ob Konjunkturpakete, Rettungsschirme, Konsumgutscheine etc. an Kriterien gebunden werden - Ausbau von Radwegen, Bindung an Sozialstandards, Bindung an lokale Betriebe, etc.


    Ich gehe davon aus, dass es auch in Ulm massive Sparmaßnahmen der Stadt beim Wohnungsbau geben wird. Öffentliche Bauvorhaben werden abgespeckt oder ggf. gar nicht gebaut bzw. auf lange Sicht verschoben.


    Städte wie hier in München kündigen Sparmaßnahmen an.


    https://www.sueddeutsche.de/mu…steuerausfaelle-1.4904389

    Sehr interessanter Artikel, vielen Dank dafür. Wie in München kann ich mir vorstellen, dass die Kultur das "weichste" aller Ziele ist - für Ulm hieße das dann wohl, den Museumsumbau und den Neubau des Probengebäudes für das Theater erstmal auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Darüber hinaus fallen mir aber keine nennenswerten städtischen Bauprojekte ein, die über die vor ein paar Jahren festgelegte Priorisierung von Infrastruktur, speziell Brücken und Schulen, hinausgehen. In Neu-Ulm könnte der LEW-Neubau und eine mögliche Neubebauung auf der Fläche des abgerissenen Bahnhofsparkhauses nach hinten geschoben werden.


    Immerhin: Die offensive Ulmer Bodenpolitik läuft losgelöst vom städtischen Haushalt über die Hospitalstiftung, 2019 wurde deren Vermögen auf 50 Mio. Euro beziffert. Bitter wäre freilich, wenn der soziale Wohnungsbau unter der Krisenentwicklung leidet, aber derzeit hat die UWS ja so einige Projekte in der Pipeline.


    Einerseits bin ich schon für Flüge, wir fliegen halt nur ab und an. Allerdings frage ich mich ob da die 19.-, 29.-, 39.- - Euro-Flüge nach Madrid, Barcelona oder Rom sein müssen. Da dürfte dann schon das 4-5 fache aufgerufen werden.

    Andererseits ist es einfach mühsam mit der Bahn von Stuttgart oder Ulm via Paris nach London zu kommen. Noch heftiger ist über Köln und Brüssel. Da geht fast ein ganzer Reisetag drauf. Also werden wir nach Corona und Brexit wieder fliegen.

    Ich hoffe auch auf eine Tendenz, wie Puquio sie skizziert hat - den Flugverkehr für die Mittel- und Langdistanz bewahren, für die Nahdistanz aber auf die Bahn setzen. In Frankreich hat man ein solches Vorhaben interessanterweise schon fest vor - Air France KLM wird gerettet, aber die Bedingung ist, dass Inlandsflüge drastisch reduziert werden. Auf Deutschland übertragen würde dann z. B. Memmingen gar nicht so sehr darunter leiden, aber von Stuttgart aus würde man dann nicht mehr viermal täglich nach Berlin oder Düsseldorf fliegen können. Fände ich völlig okay und angemessen.


    Dazu führen Flughäfen zu ansteigenden Disparitäten, da eben nicht die Breite der Städte partizipieren kann. Es ist ein zutiefst undemokratisches Verkehrsmittel, da es praktisch nur einer kosmopolitischen Mittel- bis Oberschicht dient (wobei das hier in Europa eben mehr Schichten einbindet aber globar extrem exklusiv ist). Aber auch bei uns wundert mich z.B. nicht, dass der Osten weniger Coronafälle hat, dort leben weniger dieser ultramobilen Menschen.

    Interessantes Argument, hatte ich so noch nicht auf dem Schirm, finde ich aber sehr plausibel. Ich würde noch ergänzen wollen, dass Milliarden, die man in die Schieneninfrastruktur investiert, deutlich mehr Folgeinvestitionen und Wohlstandseffekte auslösen als Milliarden, die man privaten Fluggesellschaften als "bail out" überweist. (Nebenbei: Die Lufthansa wehrt sich ja gegen den staatlichen Einstieg, weil Staat und Arbeitnehmer dann im Aufsichtsrat eine Mehrheit gegenüber der Arbeitgeberseite hätten...:rolleyes:.) Wenn man das etwas polemisch ausdrücken will, Investitionen in die Breite versus Investitionen in die Spitze...

  • Genau daran hatte ich auch gedacht. Wenn es zu einer teilweisen Rückverlagerung der Medikamentenproduktion nach Europa kommen sollte, würde ich persönlich aber eher Ansiedlungen z.B. in Osteuropa als in unserer Hochlohnregion erwarten.

    Die Entwicklung war zuletzt, dass China enorm Fokus auf die Biotech Branche gelegt hat. Hier geht es um enorme Entwicklungs- und Produktionsabteilungen und damit gut bezahlte Jobs. Diese wurden nach der rein chemisch-synthetischen Pharmazeutik nun auch beginnend nach Fernost verlagert. Wäre also ein Supergau, wie bei den Erneuerbaren. Ich bin überzeugt davon, dass die Grundstoffchemie in China verbleibt und selbst beim Wirkstoff (häufig Indien) ist schwer zu argumentieren, warum man den nicht lieber stärker einlagert, als kleinteilig zu produzieren. Aber der Hochlohnbiotechbereich sollte Europa nicht verloren gehen, denn er hat potentiell die besten Chancen hier etabliert zu bleiben. Es sind instabilere Wirkstoffe mit kürzerer Haltbarkeit, mehr Individualpharmazeutik, kleinere Mengen, Diagnostik.


    Du sprachst von etwas viel Positivität, hier etwas Negatives: Durch die Krise wird eine Auflösung der Verzerrungen im Mobilitätssektor verzörgert oder unmöglich. So müsste man die Mautgebühren mindestens so hoch machen wie die Trassengebühren auf der Schiene (pro Transporttonne). Die Kerosinsteuer mindestens in Europa einführen. Die Mehrwertsteuer bei Fernbussen genauso senken, wie bei der Bahn. Bei innerdeutschen Flügen müsste die Mehrwertsteuer dann wohl auch runter, wäre aber fairer und im Vergleich zu steuerfreien Fernflügen, die auch besteuert gehörten. Die ganzen Verzerrungen haben direkten Einfluss auf Ulm und Umgebung, Du und andere haben schon dazu geschrieben.

  • Schön, dass Albsteiger die etablierte enge Zusammenarbeit zwischen den beiden Städten nahtlos fortsetzt. In den letzten Wochen, in den Bayern und Baden-Württemberg mit ihren Verordnungen in unterschiedlichem Tempo unterwegs waren, zeigte sich doch mal wieder, dass eine Landesgrenze durch die Doppelstadt geht...


    Ich fasse grob zusammen: Die FWG formuliert am offensivsten, dass der Rotstift angesetzt werden muss, während die anderen zitierten Parteien - CDU/UfA, SPD, Grüne - im Gegenteil gerade jetzt nicht streichen wollen, aber unterschiedliche Schwerpunkte setzen.


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    Noch lassen sich die Auswirkungen nicht in Euro und Cent beziffern, sagt Finanzbürgermeister Martin Bendel. Er geht davon aus, dass Ulm finanziell weniger gebeutelt wird als viele andere Kommunen. Erstens, weil die Stadt finanziell gut dastehe. Zweitens, weil die Wirtschaft stark und in breitem Branchenmix aufgestellt sei. Um die Wirtschaft anzukurbeln, schlägt die Stadtverwaltung vor, die jährlichen Bau-­Investitionen um 20 Millionen Euro auf 60 Millionen zu steigern und dafür Schulden zu machen.

    Wenn man genug Firmen findet, die bauen... aber möglicherweise werden durch einen Wegfall privater Investitionen ja Kapazitäten frei. Ich kann das nicht einschätzen.


    Ich habe mir übrigens gerade live die Pressekonferenz mit Bundesfinanzminister Scholz zur neuen Steuerschätzung angesehen. Die Steuerschätzer/innen rechen für dieses Jahr mit 81 Mrd. Euro Mindereinnahmen, davon ca. 20 Mrd. Euro allerdings nur gestundet. Für die Kommunen rechnet man mit etwa 13 Mrd. Euro weniger Steuern als vor der Krise prognostiziert, für die der Staat aber einspringen will. Das geschieht teilweise in Form einer Altschuldenübernahme, wovon eher wohlhabende Gutachten im Süden wenig profitieren dürften, aber ich finde das prinzipiell gut. Krisenpolitik à la Keynes, den Scholz auch zitiert hat.