Neubaugebiet Kohlplatte

  • Die Kohlplatte ist das zentrale Thema der Sitzung des Fachausschusses am nächsten Dienstag. Kurz zur Wiederholung: Grob angedacht sind auf 40 Hektar mit Wohnraum für 5.000-6.000 Personen (1/3 EFH, 2/3 MFH für 2.500-2.700 WE), Nahversorgung, Kindergärten, Grundschule und nachgeordneten Gewerbeansiedlungen für Dienstleistungen (8.000 qm, 200 Arbeitsplätze).


    Eine sehr reichhaltige Sitzungsvorlage mit einem ausführlichen Sachstandsbericht ist in der Bürgerinfo zu finden. Thematisch geht es unter anderem um die Themen Starkregengefahr, klimatische Situation, Kaltluftzufuhr für die Stadt, Artenschutz, Schallschutz und Bodengutachten. Den größten Raum nimmt aber die mögliche Erschließung mit der Straßenbahn ein, die mutmaßlich auch die Diskussion dominieren wird.


    Im Kern steht eine Machbarkeitsstudie eines Ingenieurbüros, die mehrere Varianten mit teilweise sehr hohem Detaillierungsgrad bis hin zu Feinplanungen für Haltestellen untersucht hat:


    (Bildrecht: PTV Transport Consult GmbH; Quelle: Stadt Ulm)


    Die geschätzten Kosten betragen rund 38 Mio. Euro (Variante B) bzw. rund 46 Mio. Euro (Variante A) bzw rund 73-75 Mio. Euro (Varianten C-D). Dabei gibt es jedoch mittelprächtige Nachrichten:

    (Quelle: Stadt Ulm, PTV Transport Consult GmbH)


    Nach jetzigem Stand wäre keine der Varianten ansatzweise förderfähig und damit finanzierbar. Entscheidend ist die Zeile 10. Für sich genommen (Mitfall A-D) kommt keine der Varianten auch nur ansatzweise in die Nähe des Nutzen-Kosten-Faktors >= 1,0 - der aber zwingend gegeben sein muss, damit Geld aus den GVFG-Töpfen des Bundes und des Landes fließt. Selbst in Kombination mit einem Linienast nach Neu-Ulm überspringt die Anbindung der Kohlplatte diese Hürde nicht.


    Aber: Per Beschlussvorlage gibt es wohl aktuell Debatten, die Bewertungskriterien für Förderungen nach dem GVFG anzupassen. Da die Kohlplatte ohnehin erst für 2030+ geplant ist, kann man sicherlich noch etwas zuwarten - wobei es richtig ist, mögliche Diskussionen bereits jetzt anzustoßen, da die Planungen ja auch bereits geraume Zeit in Anspruch nehmen.

  • Was mich ja an dem Vorhaben wundert ist die geringe Dichte. Die Kohlplatte hat 40ha und 2700 Wohneinheiten sind geplant, macht 67,5WE/ha. In Städten wie Amsterdam werden neue Wohngebiete, auch in Außengebieten, mit viel höheren Dichten von 100-200WE/ha realisiert (siehe dazu hier ab Seite 35). Die Gleichsetzung von hoher Dichte und Ghetto scheint mir echt "oldschool". Der Nutzen-Kosten-Faktor wäre sicher besser, wenn auf der Kohlplatte dichter gebaut werden würde. Problematisch bleibt aber, dass eine Straßenbahn in Söflingen zu weiten Teilen an Einfamilien- und Reihenhäusschen vorbeifahren würde. ?(

  • Eine Stadt zerfasert sich eben völlig, wenn es keinen Dichtegradienten gibt von Innen nach Außen. Du hast das Problem im Prinzip sogar im gleichen Post bereits in einem Aspekt charakterisiert: Die öffentliche Nahverkehrsinfrastruktur funktioniert bei so einem Städtebau nicht mehr uneingeschränkt, da sie zentralisiert funktioniert und auf hohe Dichte angewiesen ist. Deshalb klappt das auch mit der Wirtschaftlichkeitsrechnung der Tram-Erweiterungen nicht. Natürlich kann ein randständiger Ort eine hohe Nachfrage erzeugen, siehe Wissenschaftsstadt, und damit für eine gute Infrastruktur dorthin sorgen, jedoch ist es ein deutlich ineffizientes System, weil es nahezu keine Synergien gibt und auch eine deutlich höhere Hürde darstellt zur Neuprojektierung.


    Daher plädiere ich stark - bei aller Debatte um die Wohnraumknappheit - dass man die Stadtränder nicht zu dicht baut und die Innenverdichtung, so wie es Ulm macht, zu forcieren. Am besten, indem man zu geringe Dichte in zentralen Lagen katalogisiert und ggf. dann Transformationsprozesse aktiv und abgestimmt auf die erwünschte Zone einleitet. Ein Referenzpunkt sollte immer die umliegende Bebauung sein, sodass ein kontinuierliches Stadtgewebe besteht, das wiederum Handlungslimitierungen minimiert.

  • Eine Stadt zerfasert sich eben völlig, wenn es keinen Dichtegradienten gibt von Innen nach Außen. Du hast das Problem im Prinzip sogar im gleichen Post bereits in einem Aspekt charakterisiert: Die öffentliche Nahverkehrsinfrastruktur funktioniert bei so einem Städtebau nicht mehr uneingeschränkt, da sie zentralisiert funktioniert und auf hohe Dichte angewiesen ist. Deshalb klappt das auch mit der Wirtschaftlichkeitsrechnung der Tram-Erweiterungen nicht. Natürlich kann ein randständiger Ort eine hohe Nachfrage erzeugen, siehe Wissenschaftsstadt, und damit für eine gute Infrastruktur dorthin sorgen, jedoch ist es ein deutlich ineffizientes System, weil es nahezu keine Synergien gibt und auch eine deutlich höhere Hürde darstellt zur Neuprojektierung.


    Daher plädiere ich stark - bei aller Debatte um die Wohnraumknappheit - dass man die Stadtränder nicht zu dicht baut und die Innenverdichtung, so wie es Ulm macht, zu forcieren. Am besten, indem man zu geringe Dichte in zentralen Lagen katalogisiert und ggf. dann Transformationsprozesse aktiv und abgestimmt auf die erwünschte Zone einleitet. Ein Referenzpunkt sollte immer die umliegende Bebauung sein, sodass ein kontinuierliches Stadtgewebe besteht, das wiederum Handlungslimitierungen minimiert.

    Ich denke auch, dass "Dichtesatelliten" am Ortsrand städtebaulich eher zu vermeiden. An der Kohlplatte kommen zudem auch Problematiken mit der Kaltluftzufuhr und ggf. mit der Starkregengefahr hinzu.


    Nicht verschweigen sollte man an dieser Stelle natürlich, dass die Entscheidung, an der Kohlplatte 1/3 EFH und 2/3 Geschosswohnungsbau zu realisieren, sicherlich auch knallhart standortpolitisch motiviert ist. Man will den solventen Bevölkerungsschichten, die etwa wegen der boomenden Wissenschaftsstadt nach Ulm ziehen und die sich ausschließlich für EFH interessieren, ein Angebot machen können. Auch der Söflinger Kleinstadtadel will seinen Nachwuchs in der Nähe behalten.


    Ich würde mich allerdings auch nicht an den bisherigen Bewertungsmaßstäben, was GVFG-förderfähig ist und was nicht, aufhängen. Das sind artifizielle Bewertungssysteme mit zwar begründet gewählten, aber ebenso begründbar auch veränderbaren Kriterien. Wenn auf Bundesebene der politische Wille besteht, über eine Anpassung der Kriterien den Ausbau des ÖPNV zu erleichtern, dann können und werden die Maßstäbe verschoben. Außerdem: Man kann ein solches Resultat auch zum Ansporn nehmen, um den Nutzen entlang der Strecke zu erhöhen.

  • Wird die Straßenbahn bis zur Kohlplatte verlängert? [SWP+]

    Zitat

    Die Stadt plant die Erschließung der Kohlplatte als großes neues Wohngebiet. Ein Gutachten zur Verlängerung der Straßenbahn sorgt aber jetzt für lange Gesichter.


    Keine Straßenbahn zur Kohlplatte? Rückwärts in die Zukunft! Ein Kommentar [SWP+]

    Zitat

    Ein Schock: Laut Gutachter ist eine Straßenbahn zur Kohlplatte nicht förderfähig. Der Stadt stehen unangenehme Diskussion bevor, meint Magdi Aboul-Kheir

  • Da kommt mir gerade der Gedanke.


    Wie wäre es Auf-Grund der schlechten Information der Lage von einer Förderung der Verlängerung zur Kohlplatte mit Oberleitungsbussen zu fahren, über den Kuhbergring hinaus und dann über die Jörg Syrlin Straße wieder herunter.

    Dann hätte man ganz Söflingen Umweltbewust angeschlossen, Das ganze dann mit einem Halt am Friedhof Söflingen. Für die älter Generation sicher auch von Vorteil.

    Es würde ja reichen alle 20 Minuten., braucht bestimmt kein 10 min. Takt.

    Die Neu-Ulmer bekommen solch Busse sicher gefertigt, wenn nicht, hol ma welche in Frankreich :)

    Sedelhöfe Galerie, klick, Orginalgröße,
    "Die beste Methode das Leben angenehm zu verbringen, ist, guten Kaffee zu trinken." ( Jonathan Swift )

  • Wohnungsbau in Ulm: Kohlplatte bleibt vorerst unbebaut | Südwest Presse Online (swp.de)



    Hmm... einerseits bin ich absolut für innerstädtische Nachverdichtung vor dem Bauen auf der grünen Wiese. Und Tim von Winning hat mit dem Theaterviertel, Abstellgruppe Ost, BTC, etc. recht, dass wir noch einige untergenutzte/ungenutzte Flächen haben, die wir vorrangig bebauen sollten. Auch das der Stadt nicht komplett alle Grundstücke gehören spricht gegen eine Bebauung. Die Ulmer Bodenpolitik ist etwas wertvolles, was es zu bewahren und weiterentwickeln zu gilt. Anderseits befürchte ich, dass die Straßenbahn nach Wiblingen noch weiter nach hinten rückt, da ja vorgesehen war, die Kohlplatten-Anbindung mit dem NU-Wiblingen Streckenast innerhalb eines Linie 3 Projekts zu bauen.

  • Es hatte sich ja schon abgezeichnet, der Baubürgermeister hatte das Thema laut Presseberichten auch schon in seiner Bewerbungsrede für seine Wiederwahl angerissen. An sich wäre es interessant gewesen, die Entwicklung eines völlig neuen Stadtteils zu verfolgen, aber ich kann die grundsätzliche Entscheidung und viele Argumente verstehen. Ohne Schlüsselgrundstücke geht natürlich nichts. Ich vermute, dass auch die relativ kurzfristige Verfügbarkeit des nahegelegenen BTC-Areals dabei eine größere Rolle gespielt haben könnte.


    Bei einigen Argumenten habe allerdings ein paar Fragezeichen. Zum Beispiel beim Themenkomplex Flächenverbrauch beziehungsweise Kohlplatte als letzte Reserve im Außenbereich: Da hat die Stadt schon noch etwas im Köcher, wenn man sich etwa die Presseberichterstattung und den Flächennutzungsplan anschaut. Um drei Beispiele zu nennen:

    Nicht, dass ich dem Flächenverbrauch das Wort reden will - ich halte das Argument lediglich nicht für so überzeugend.


    Was mir in der Diskussion so ein wenig fehlt ist die quantitative Fundierung. Letztlich handelt es sich um (qualitative) Grundsatzentscheidungen, die aber - soweit ich es sehen kann - nicht sonderlich stark mit Zahlen unterfüttert sind. Beispielsweise wird sich der vorläufige Verzicht auf die Kohlplatte sicherlich auf die Entwicklung auf dem Miet- und Kaufmarkt für die Stadt auswirken. Natürlich muss man da mit Prognosen und Annahmen operieren, was das Ganze wieder etwas wackliger machen würde, aber solche Dinge gehören meines Erachtens auch in die Abwägung. Genauso wie die Tatsache, dass man die Kohlplatte nicht in die Wirtschaftlichkeitsberechnung für eine Erweiterung des Straßenbahnnetzes einbeziehen kann.


    Sei's drum, die Innenentwicklung wirft ja auch spannende Vorhaben ab. In der Auflistung im SWP-Bericht fehlt leider die Stockmahd, die ich mit am interessantesten finde.

  • Würde mich hier anschließen. Die Entscheidung ist aus ökologischer Sicht (Flächenverbrauch) und fehlender Grundstücke erstmal nachvollziehbar, aber auch mir fehlen genaue Zahlen.

    Die Stadt schafft es seit Jahren nicht die gesetzten Ziele im Wohnungsbau zu erreichen, begründet wird dies immer mit externen Gründen.

    Wenn man ehrlich ist, dann ist aber bei der Entwicklung von Bauflächen fast stillstand eingezogen.

    • Scheibenberg -> ist seit Jahren im Stillstand
    • Kohlplatte -> gecancelt
    • Ostbahnhof-> hier hört man nur seit inzwischen 15 Jahren, dass die Entwicklung vorgesehen ist. Pläne habe ich noch nie gesehen
    • Stockmahd -> Hier tut sich schon seit Jahren nichts wirklich
    • Magirusareal -> hier hört man ebenfalls nichts mehr

    Wie lange es dauert Wohngebiete vorzubereiten sieht man bei den Eschwiesen.

    Wenn in den nächsten Jahren Weinberg, Safranberg, Dichterviertel bebaut sind und zeitgleich Stuttgart 21 eröffnet wird, sehe ich eine noch größere Problematik.


    Ehrlich gesagt steht der Wohnbau für mich aber sinnbildlich für vieles was in Ulm seit dem Ende der Amtszeit von Ivo Gönner in Stillstand ging.

    • Wohnungen -> Ziele wurden nie erreicht
    • Naherholung/Grün -> An kleinsten Stellen werden einzelne Bäume gepflanzt oder entsiegelt. Aber es gibt kein Konzept das sein Namen verdienen würde. Die Asphaltwüste am Bahnhofsplatz ist dafür ein Musterbeispiel.
    • Verkehr -> Straßenbahnplanungen auf Ulmer Seite eingestellt trotz wünschen aus dem Gemeinderat, in NU wird wenigstens an der Südachse geplant. Angebotsausweitungen gab es im ÖPNV seit Jahren keine mehr, nur immer wieder kleine Kürzungen
    • Regio-S-Bahn ist laut Herrn Czisch eines der wichtigsten Projekte. Aber eigentlich ein völliges Desaster, das erstaunlicherweise in der Presse kaum hochkocht. Es gibt den Verein jetzt seit 10 Jahren ohne nennenswerte Planungen oder Terminplan. Die groß propagierten Angebotsverbesserungen umfassten bisher lediglich eine Hand voll zusätzliche Züge auf der Südbahn sowie die Taktverdichtungen bis Herrlingen. Es gibt noch nichtmal auf allen Strecken ein ordentliches Abendangebot.

    Da lassen sich sicher noch weitere Themen ergänzen. Sorry falls es etwas off-topic wurde, bei Bedarf bitte verschieben.