Nachrichten aus Handel und Wirtschaft

  • Einmalig hier, aber bald dürften wir zwei neue (und spannende) Threads aufbauen:


    Das Autohaus Fricker gibt es bald nicht mehr [SWP+]

    Zitat

    Was 1971 in der Weinbergstraße begann, endet dieser Tage an der Ecke Obere Bleiche/Blaubeurer Straße. Das Ulmer Mercedes-Autohaus Fricker ist Geschichte. Konrad Pfaff, der seit dem Jahr 2005 Gesellschafter und Geschäftsführer der Firma mit Standorten in Ulm und Laichingen war, hat verkauft.


    Daraus:

    Zitat

    Das Nagolder Familienunternehmen will in Ulm gleich groß investieren und ein neues Autohaus bauen. Nicht weit vom Fricker-Sitz entfernt. Auf dem ehemaligen Moco-Areal, in der Blaubeurer Straße 95, sollen bald die Baumaschinen anfahren. „Das Gelände konnte ich in den vergangenen Wochen noch erwerben“, sagt Pfaff. Die Wackenhut GmbH & Co. KG, die mit 624 Beschäftigten zuletzt einen Jahresumsatz von 242 Millionen Euro machte, will sich zu ihrem Engagement in Ulm erst kommende Woche äußern.

    Wenn ich es richtig sehe, dann verfolgen wir in den nächsten Monaten und Jahren

    a) den Neubau des Mercedes-Autohauses im MOCO-Areal und

    b) (impliziert) eine Neuentwicklung des aktuellen Fricker-Areals am Blaubeurer Tor.


    Beides sehr spannende Angelegenheiten. Der Neubau dürfte in direkter Nachbarschaft oder unmittelbarer Nähe zum BMW-Autohaus entstehen. Auch von Hanser und Leiber wurde zuletzt ein Umzug in die Blaubeurer Straße vermeldet. Beide dürften eine erhebliche Präsenz zur Straße hin für sich reklamieren wollen. Auf das Fricker-Areal habe ich viel gelinst, als um die Umgestaltung des Blaubeurer Tors diskutiert wurde - für mich eminent wichtig, wenn es um die Schaffung eines neuen Stadteingangs an dieser Stelle geht.

  • Die Stadt Ulm hat einen 10-Punkte-Plan für eine zukunftsfähige Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandortes Ulm entwickelt und dem Gemeinderat vorgelegt. Das Dokument ist in der Bürgerinfo einsehbar, und auch die SWP hat dazu berichtet:


    Stadt legt neuen Fokus auf Wirtschaft [SWP+]

    Zitat

    Die Zeiten werden schwieriger. Für die Menschen und die Wirtschaft. Die Stadt Ulm reagiert darauf in zweifacher Weise. Zum einen mit Investitionen. Sie sind eine Art Wirtschaftsprogramm, sagt OB Gunter Czisch. „Jetzt braucht es uns als Stabilisator. Wir stehen vollständig bereit.“ Zum anderen mit einem längerfristig angelegten, strategisch ausgerichteten Schwerpunktthema: „Wirtschaft und Arbeit“. Czisch wird es an diesem Mittwoch im Gemeinderat vorstellen.


    Mehr als Wirtschaft – Leitartikel zur Strategie der Stadt Ulm [SWP+]

    Zitat

    Die Stadt Ulm will die Wirtschaftsförderung ausbauen. Das neue Schwerpunktthema „Wirtschaft und Arbeit“ kommt zur rechten Zeit, meint Chirin Kolb.


    Ich muss gestehen, dass ich das Dokument nicht ganz durchsteige, obwohl ich ein bisschen vom Fach bin. Wenn ich es richtig verstanden habe, gründet das Vorhaben der Stadt auf einer Datenanalyse, die die nachstehenden Befunde (S. 15f.) abgeworfen hat:

    1. Ulm zeichnet sich durch einen vergleichsweise hohen Anteil an produzierendem Gewerbe aus, mit einem hohen Anteil am Gewerbesteueraufkommen.
    2. Ulm zeichnet sich durch einen hohen Gemeindeanteil an der Einkommenssteuer aus.
    3. Ulm zeichnet sich durch einen breiten, diversifizierten Branchenmix aus.
    4. Ulm erzielt einen großen Anteil an Steuereinnahmen aus der Einkommenssteuer, was ein hohes Beschäftigungsniveau und eine niedrige Arbeitslosigkeit zum Ausdruck bringt.
    5. Im Stadtgebiet Ulm existieren vergleichsweise viele Arbeitsplätze, was unmittelbare Auswirkungen auf die Pendelverkehre hat.
    6. Es ist eine Gesamtschau wichtig, denn die Zahl an sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten, den Umsätzen und den Gewerbesteuerleistungen stehen
      untereinander in keinem signifikanten Zusammenhang.
    7. Im Stadtgebiet Ulm herrscht eine sehr geringe Arbeitslosigkeit vor. Deshalb sind Branchen mit einer hohen Anzahl von Beschäftigten so bedeutend wie solche, die ein hohes Steueraufkommen erzeugen.
    8. Eine erfolgreiche Wirtschafts- und Standortpolitik erfordert eine koordinierte Zusammenarbeit verschiedenster Aufgabengebiete der Stadtverwaltung und darüber hinaus.

    Ich kann nicht jedem Punkt folgen, aber meines Erachtens sind die wichtigsten Ziffern ohnehin 1 und 3. Ulm hat halt wirtschaftlich ein starkes und breites Fundament und profitiert brutal von den weit überdurchschnittlichen Gewerbesteuereinnahmen, muss aber auch schauen, die entsprechende Infrastruktur vorhalten zu können.


    Der anfangs angesprochene 10-Punkte-Plan (S. 33ff) sieht dann schließlich wie folgt aus:

    1. Ulm bewahrt seinen Branchenmix bei den Wirtschaftsbetrieben
    2. Ulm fördert Kooperationen in der Region mit anderen Gebietskörperschaften
    3. Ulm fördert Kooperationen mit Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft
    4. Ulm fördert Innovationsthemen
    5. Ulm fördert den Ausbau von erneuerbaren Energien und Wasserstoffinfrastruktur für eine möglichst klimaneutrale Wirtschaft
    6. Ulm bleibt ein Produktionsstandort, nicht nur für hochqualifizierte Beschäftigte
    7. Ulm unterstützt die Vernetzung von Grundlagenforschung, Forschung und Entwicklung, Produktion sowie den Transfer zur kommerziellen Wertschöpfung
    8. Ulm ist attraktiv für nationale und internationale Fachkräfte, Unternehmen und Forschungseinrichtungen
    9. In Ulm erhöht sich die Zahl an Arbeitsplätzen in Nachhaltigkeitsthemen
    10. Ulm hat Lösungen für Wohnen und nachhaltige Mobilität - vernetzt in die Region

    Im Großen und Ganzen ist das schon alles schön und gut; vielfach werden auch nur die Aktivitäten zusammengefasst oder neu organisiert, die es ohnehin schon gibt. Dafür soll dann wohl auch eine neue Koordinierungsstelle bei der Verwaltung geschaffen werden, was ich auch gar problematisch finde - eine bessere personelle Austattung für diese Thematik dürfte überfällig gewesen sein.


    Ich bin mir allerdings unsicher, worin die großen Neuerungen bestehen. Für innovative und zukunftsfeste Ansiedlungen sind ja irgendwie eh alle, und ab dem Level, um den Ulm sich hier bemüht, sind ansiedlungs- und standortpolitische Maßnahmen ohnehin Landes- oder gar Bundessache. Auch bei der Intensivierung des Austausches zwischen Wissenschaft und Wirtschaft hat die Stadt meines Erachtens allenfalls begleitende Funktion.


    Am spannendsten finde ich, dass der Standortentwicklungsverband (SUN) um das Themengebiet Wohnen erweitert werden sowie ein "Service-Center" für Unternehmen (im Sinne eines One-Stop-Shops?) und ein Flächenmanagement für "vollständige Ökosysteme" eingerichtet werden sollen. Da hat die Stadt sicherlich noch den meisten Einfluss und die besten Chancen, einen echten Unterschied ausmachen zu können. Und ansonsten halt bei den eigentlichen Entscheiderinnen und Entscheidern auf anderen Ebene rumbohren...

  • Jede dritte Filiale macht dicht: Erneute Kündigungen „unvermeidbar“ - Verdi protestiert [SWP+]

    Zitat

    Der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof ist erneut in Nöten, offenbar müssen weitere Filialen schließen, Stellen werden abgebaut. Die Gewerkschaft Verdi hat angekündigt, um die Arbeitsplätze zu kämpfen.


    Die große Zeit ist vorbei – ein Kommentar [SWP+]

    Zitat

    Die angeschlagene Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof kämpft um ihr Überleben. Staatsgelder dürfen nicht mehr fließen, Ideen müssen her.


    Ulmer Kaufhaus-Sanierer Arndt Geiwitz kündigt harte Einschnitte an [SWP+]

    Zitat

    15 000 Quadratmeter Verkaufsfläche mitten in der Innenstadt. Sollte der Ulmer Standort von Galeria Kaufhof bei der neuerlichen Insolvenz unter die Räder kommen, hat die City ein Problem.


    Nach Insolvenz: Belegschaft ist geschockt – was jetzt bekannt ist [SWP+]

    Zitat

    Galeria Karstadt Kaufhof wird erneut Filialen schließen. Wie geht es am Standort Ulm weiter?


    Verunsicherung und Sorge über Zukunft von Galeria Karstadt Kaufhof in Ulm [SWR]

    Zitat

    Nach der Ankündigung von Galeria Karstadt Kaufhof über Filialschließungen, ist die Ungewissheit auch in Ulm groß. Nicht nur die Beschäftigten hoffen auf einen Erhalt der Filiale.


    Mal unabhängig von der Grundsatzfrage: Wenn es mit Galeria Karstadt Kaufhof irgendwie weitergeht, sehe ich den Standort Ulm erstmal nicht in Gefahr. Nach allem, was wir wissen, gehört die Ulmer Filiale zu den profitabelsten im Konzern.


    Selbst wenn es weitergeht, muss man sich aber Gedanken machen, wie man das Konzept zukunftsfester macht. Ich gehöre nicht zu denjenigen, die große Warenkaufhäuser schon prinzipiell abschreiben - auch wenn der Trend dagegen spricht, funktioniert das Konzept an vielen Standorten ja immer noch. Es gibt immer noch Filialen, die sehr gut laufen. Aber man muss diesen dicken Dampfer wieder beweglich machen, sonst riskiert man den Fortbestand auch dieser Standorte.


    So irre es klingt, vielleicht wäre sogar eine moderate (bauliche) Erweiterung eine Überlegung wert. Wenn es am Ende darum geht, zur Generierung von Mieteinnahmen mehr Shop-in-Shop oder einkaufszentrumsähnliche Strukturen mit Food Courts oder sogar handelsfernem Besatz wie Dienstleistungsangeboten zu realisieren, hat man zur Bahnhofstraße und Deutschhausgasse zwar kein Spiel, aber durchaus ein bisschen auf dem Dach und vor allem Richtung Westen:



    Da gibt es auch keine Eiermannfassade mit Hortenkacheln, um die man sich kümmern müsste. Bei Umbauten rein im Bestand fände ich es einfach grundsätzlich schwierig, dass die Fassade fast vollkommen geschlossen ist und kaum natürliches Licht ins Gebäude kommt. Und der Benko ist ja in erster Linie Immobilienmensch :).

  • Ich gehöre durchaus zu denen, die dem Konzept Warenhaus keine Zukunft mehr geben. Das hat sich einfach überholt, noch mehr als die vieldiskutierten Malls (die wenigstens gute Erreichbarkeit und ein großes Angebot zu bieten haben). Wenn man kompetente Beratung braucht, geht man in den gut sortierten Fachhandel, aber nicht zum Karstadt, dessen Personal von der Materie ungefähr so viel Ahnung hat wie der durchschnittliche Mediamarkt-Verkäufer von Computern. Wenn man eh weiß, was man braucht, bestellt man online. In die Warenhäuser, in bester (und sündhaft teurer) Innenstadtlage, kommt doch höchstens noch Laufkundschaft, und davon ganz offensichtlich nicht annähernd genug, sonst wäre die Kette nun nicht schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre insolvent. Und dann darf der Steuerzahler wieder mit neunstelligen Beträgen einspringen, um bundesweit ein paar Tausend Arbeitsplätze zu "retten" - bis zur nächsten Insolvenz - während die (nicht selbst haftenden) Investoren und Eigentümer sich entspannt auf ihrem Immobilienbesitz zurücklehnen. Bei allem Mitgefühl für die betroffenen Angestellten, denen ist aber auch nicht wirklich geholfen, wenn sie von einer Insolvenz zur nächsten "gerettet" werden, statt eine sichere Zukunft geboten zu bekommen. Insofern gehe ich durchaus mit dem verlinkten Kommentar konform. Das Konzept ist auch nicht erst seit kurzem kaputt, das geht schon mindestens seit 10-20 Jahren den Bach runter. Im Warenhaus hast halt das Schlechteste aus allen Welten: Chaotisches Sortiment, vergleichsweise hohe Preise, quasi keine Beratung, schlechte Erreichbarkeit (mit dem Auto), keinerlei Alleinstellungsmerkmal. In der Mall gibt's zumindest meist noch einen Foodcourt, der eine Reise wert ist.


    Was man mit den Filetgrundstücken (und auch mit dem Personal) alles anstellen könnte, wenn man die Kaufhausdinosaurier endlich untergehen ließe, und da stattdessen mit modernen Konzepten käme.

  • Mir ist bekannt, dass es eigentlich mittlerweile überall common sense ist, dass Warenhäuser bald ausgestorben sind, weil nicht mehr gebraucht. Ich habe da meine eigene Ansicht, nämlich, dass das Konzept durchaus weiterhin funktionieren müsste. Schließlich haben wir mit Ketten wie V-Markt durchaus vergleichbare Konzepte, die sogar expandieren. Der Vergleich ist hier besonders fruchtbar, weil er destilliert woran Warenhäuser scheitern und woran eher nicht. Die schlechte Beratung und das knappe Warensortiment je nach Produktgruppe scheint es schon mal nicht zu sein, wenn gleiches bei V-Markt, aber auch im Fachhandel teilweise bei Elektroketten auch funktioniert, gerade in Konkurrenz zum unbegrenzten Internet.

    Hauptunterschied dürfte die Lage sein. Große Flächen einmal in der Innenstadt, einmal in der Peripherie. Damit verbunden dann mehr Fokus auf motorisierten Individualverkehr respektive Fußgänger. Das führt zu einer spürbaren Preisdifferenz. Jedoch zeigen die Elektronikmärkte, wie es auch in diesen teueren Lagen funktionieren kann ohne spürbar teurer als das Internet sein zu müssen.

    Was ist attraktiv an einem Kaufhaus? Ähnlich einer Mall ist alles wettergeschützt innenliegend. Einkaufen auf sogar kürzeren Wegen als in Malls, aber erst recht innerhalb der Innenstadt ist möglich. Ich bekomme möglichst alle Artikel die ich brauche an einer Anlaufstelle. Solche Bequemlichkeiten zählen eigentlich.

    Dies deutet alles eher auf erhebliches Missmanagement hin. Die Leute dort wissen anscheinend nicht, wo ihre Schwächen liegen, die sie auszugleichen haben. Ich erwarte von so einem Universalisten in der Innenstadt, dass er es schafft möglichst viele unterschiedliche Produkte zu führen. Die Ansprüche sind gestiegen, oft wollen Kunden ein ganz bestimmtes Produkt, daher ist bei einer ausgesuchten Auswahl von erheblicher Bedeutung, das möglichst beste Produkt dieser Kategorie da zu haben. Das klingt jetzt trivialer als es ist, denn die Bewertungskriterien können variieren (das beste kann auch Preis/Leistung zB. bedeuten), aber das muss der Anspruch sein.

    Wenn man dann noch ein klein wenig träumen darf, so wäre die Kirsche, wenn zusätzlich Produkte angeboten werden, die stark innovativ sind. Damit meine ich nicht irgendeinen Quatsch, wie Höhle der Löwen Produkte oä., nein, mit gutem Menschenverstand ausgesuchte clevere Helfer, die keiner kennt. Das Internet funktioniert zunehmend über solche Empfehlungen, das muss im Prinzip jeder Innenstadthändler mitmachen. Hier ein Beispiel, wie online Innovation verbreitet wird:

    https://www.amazon.co.uk/shop/…p_sf_list_spv_ons_mixed_d

    Dort wird ein Produkt selbst getestet für innovativ gehalten und seinen Konsumenten zur übersichtlichen Verfügung gestellt mit Provision. Nichts anderes macht jeder Händler in der Stadt im Prinzip auch. Auch die Konkurrenz versucht sich eindeutig besser daran:

    Externer Inhalt www.youtube.com
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    , es ist also nicht nur eine Sicht von außen von mir. Die Warenhäuser und viele Händler bieten aber durch ihre Bezugsquellen nur Dinge an, die jeder andere stationäre Händler hat. Die meiner Meinung/Wahrnehmung nach sogar für diesen Vertriebsweg extra konzipiert wurden und häufiger mangelnde Qualität aufweisen. So entsteht nicht der früher bekannte Effekt, dass man in ein Warenhaus gegangen ist, um die neuesten tollen Dinge zu entdecken.


    Zusammengefasst scheitert der Händler also an:

    einer Eigentümerstruktur die über virtuelle Mieten das Handelshaus leersaugen (dabei wäre die Eigentümerschaft des eigenen Handelshausgebäudes ein riesen Wettbewerbsvorteil, siehe Aldi und Co.)

    einer veralteten Warenbeschaffung, die vermutlich auf altgediente Vertriebstrukturen setzt, statt eigenständig seine Produkte zu wählen

    konstante Enttäuschung breitester Käuferschichten, die weder Preisführerschaft, noch größte Auswahl, noch beste Beratung, noch beste Produkte, noch beste Erreichbarkeit, noch jede Produktgruppe verfügbar, als Markenkern ausfindig machen können, damit Vertrauensverlust

    ausbleibende Investitionen in essentielle Vermarktung (siehe Elektroketten)


    Das zeigt für mich, dass so eine große Kaufhauskette eigentlich funktionieren kann, es aber heute anscheinend keiner mehr wirklich fundamental versucht und damit das Image der Kaufhäuser im Allgemeinen in einem fürchterlichen Zustand befinden, was im Endeffekt natürlich zum Ende all dieser ähnlichen Händler führen kann.

  • Hmmm,

    als wir das letzte Mal im Galeria waren gab es da durchaus Store im Store, z.B. von Pandora-Schmuck, aber auch eigene Abteilunge wie Koffer und Taschen. Die einen mit schlechter Auswahl (gibts bei einem stadtbekannten Juwelier am Münsterplatz besser und kompetenter), die Koffer und Taschen von Galeria überteuert.

    Schlechte Erreichbarkeit im Ulmer Galeria?

    Das Deutschhaus direkt daneben mit eigenem Zugang zum Parkhaus, noch direkter geht nicht.

    Wer mit Bus und Straßenbahn/DB kommt hat nur 100m zu laufen.


    Und trotzdem sind wir dort nur 1-2x im Jahr drin, meist wenn es besondere Angebote gibt.

  • Ich glaube nicht das Kaufhäuser überlebensfähig sind. Wie schon gesagt sit die meiste Kundschaft Laufkundschaft, Personen, die irgendwelche Paypall Punkte gezielt einlösen oder Personen, die dringend etwas brauchen, auf das Sie nicht warten können.


    Selbst Müller hat das Problem erkannt und Abt geschlossen, das große Müllergeschäft in der Hirschstraße überlebt doch nur, weil es die Spielabteilung und das übliche Kosmetikgedöns hat. Wegen Teller, Gläser und Kochgeschirr geht man doch zum Müller.

    Das einzige was schade bei Galeria ist, wenn die Spielzeugabteilung dann nicht mehr existiert. Hier gab es neben Müller noch gute Auswahl.


    Ansonsten kauft man heute doch alles im Internet. Wieso soll ich extra in die Stadt fahren, 3-6 Euro Parkgebühr bezahlen und viel Zeit opfern, wenn ich im Internet ein viel besseren Preisvergleich habe, mir videos und Bewertungen anschauen kann...

    Das führt mich aber auch zu dem Thema langfristige Entwicklung von Innenstädten. Wie wird sich die Ladenwelt verändern. Überleben werden doch nur solche Geschäfte, die sehr hohe Gewinnmargen erzielen können, also Bekleidungsgeschäfte und hochspezialisierte Fachgeschäfte. Fazit wird eine Verlagerung von Geschäften in Außenbezirke sein, die sich eventuell zu Shoppingzonen, Malls zusammen ansiedeln. Und mit Mall meine ich kein Blautalcenter, sondern relativ schlicht. Nur so können Sie ihre Fixkosten massiv reduzieren. Quasi das amerikanische System der vielen Outlets oder Outlet Zone, ähnlich wie es Senden macht. Wenn ich mir die Innenstädte in USA anschaue, LA, San Diego oder Atlanta, dann gibt es dort neben Hochhäusern und Büros keine echten großen Geschäfte. Dort gibt es Bars, Restaurants und kleine Shops... So wird es auch irgendwann auch bei uns aussehen.

  • Selbst Müller hat das Problem erkannt und Abt geschlossen, das große Müllergeschäft in der Hirschstraße überlebt doch nur, weil es die Spielabteilung und das übliche Kosmetikgedöns hat. Wegen Teller, Gläser und Kochgeschirr geht man doch zum Müller.

    Haushaltsartikel, die kein Ramschniveau haben, kaufe ich immer schon bei Abt, seit mehr als 30 Jahren.

    In der Hirschstrasse ist er sogar größer und besser sortiert als am alten Standort Münsterplatz.

    Wer den alten Müller einschätzen kann, der weiß daß Müller kein Geschäft lange offenhält das keinen Gewinn abwirft.

  • Schlechte Erreichbarkeit im Ulmer Galeria?

    Das Deutschhaus direkt daneben mit eigenem Zugang zum Parkhaus, noch direkter geht nicht.

    Wer mit Bus und Straßenbahn/DB kommt hat nur 100m zu laufen.

    Meine Argumentation ist ja nicht nur auf Ulm bezogen (obwohl ich mir da auch zweimal überlege, ob ich samstags extra in die Innenstadt fahren will, nur um in der Galeria rumzustöbern). Aber Warenhäuser sind nunmal traditionell in der Innenstadt angesiedelt, und damit für Externe umständlich zu erreichen. Auch wenn ein Parkhaus nebendran steht. Mal in Karlsruhe gewesen, als Auswärtiger, an einem Samstag? Kein Spaß. Klar kann ich P&R machen und fürn 10er mit der Familie mit der Bahn reinfahren, aber eben nicht für große Einkäufe, und nicht, wenn der Mehrwert dafür ein Warenhaus-Besuch ist...

  • Und dann gibt es hier auf SPIEGEL+ (Paywall) noch einen passenden Artikel zum Thema. Ganz grob: Benkos Geschäftsmodell sind natürlich nicht Warenhäuser, sondern die dazugehörigen Immobilien in bester Lage. Die werden dann gerne noch mit draufgesetzten Büros oder Lofts aufgewertet, und dann über irgendwelche Tochtergesellschaften teuer vermietet, auch an die Warenhauskette selbst. Damit sind sie praktischerweise keine Sicherheit für Kredite, und auch aus der Insolvenzmasse ausgenommen, mithin zahlt am Ende nur der Steuerzahler, während Benko die Sahnestücke behält und weiter Profite einfährt. Selbst wenn Galeria am Ende komplett pleite gehen sollte.

    So als Größenordnung: Die Insolvenz vor zwei Jahren hat uns 700 Mio gekostet, die wir wohl vollständig abschreiben können, weil es keine brauchbaren Sicherheiten gab. Derzeit fordert Benko weitere 200 Mio, und das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange. Währenddessen hat Benko alleine letztes Jahr (während der Pandemie!) 570 Mio Gewinn gemacht - nach Steuern. Und das natürlich selbst eingestrichen, statt seine Warenhauskette zu stützen.

    Und zum Thema Systemrelevanz: Die 17.000 Mitarbeiter deutschlandweit hatte ich schon erwähnt, um die tut es mir leid, deren Arbeitsplatzsicherung (Vermittlung, Umschulung, Weiterbildung...) sollte aber für deutlich weniger als eine Milliarde zu bekommen sein. Marktanteil von Galeria im Einzelhandel liegt bei starken 0.3%, ist also vollkommen irrelevant. Jede durchschnittliche Aldi-Filiale setzt mehr um als ein Galeria-Warenhaus. Dafür sollen wir Benko mit Steuergeldern durchfüttern, während der sich als Immobilienhai eine goldene Nase verdient? Ich weiß ja nicht...

  • Gute Diskussion :). Kleiner Einwurf aus dem Büro: Ich würde nicht die eigenen Einkaufsgewohnheiten auf die große Masse extrapolieren. Die Gewohnheiten und Vorlieben liegen unterschiedlich - in meinem persönlichen Umfeld gibt es von Leuten, die nur noch online shoppen und den Laden vor Jahren zum letzten Mal von innen gesehen haben, bis hin zu Leuten, für die Innenstadt fast nur aus dem Kaufhof besteht, alles.

  • Gute Diskussion :). Kleiner Einwurf aus dem Büro: Ich würde nicht die eigenen Einkaufsgewohnheiten auf die große Masse extrapolieren. Die Gewohnheiten und Vorlieben liegen unterschiedlich - in meinem persönlichen Umfeld gibt es von Leuten, die nur noch online shoppen und den Laden vor Jahren zum letzten Mal von innen gesehen haben, bis hin zu Leuten, für die Innenstadt fast nur aus dem Kaufhof besteht, alles.

    Absolut. Die Zahlen sprechen aber wirklich nicht dafür, dass es da noch eine nennenswerte Frequenz gibt... sonst müssten wir die Diskussion ja gar nicht führen ;)

  • Aber auch nur, wenn man makro auf das Gesamtkonstrukt bzw. die "Philosophie" hinter dem Konzern schaut. Tatsächlich gibt es unter den 131 verbliebenen Standorten ja ganz erhebliche Unterschiede, was die Profitabilität angeht - auf der Kippe stehen ja wohl die 40 unwirtschaftlichen Häuser, darunter auch Doppelstandorte in Stuttgart und München, während die Ulmer Filiale ja tatsächlich laufend Geld einbrachte. Frequenz und Umsätze passen in Ulm objektiv.


    Der Kritik am Geschäftsgebaren Benkos (der auch unter Korruptionsverdacht und in Österreich entsprechend unter Anklage steht) kann ich mich im Übrigen vollumfänglich anschließen.

  • Und dann gibt es hier auf SPIEGEL+ (Paywall) noch einen passenden Artikel zum Thema. Ganz grob: Benkos Geschäftsmodell sind natürlich nicht Warenhäuser, sondern die dazugehörigen Immobilien in bester Lage. Die werden dann gerne noch mit draufgesetzten Büros oder Lofts aufgewertet, und dann über irgendwelche Tochtergesellschaften teuer vermietet, auch an die Warenhauskette selbst. Damit sind sie praktischerweise keine Sicherheit für Kredite, und auch aus der Insolvenzmasse ausgenommen, mithin zahlt am Ende nur der Steuerzahler, während Benko die Sahnestücke behält und weiter Profite einfährt. Selbst wenn Galeria am Ende komplett pleite gehen sollte.

    So als Größenordnung: Die Insolvenz vor zwei Jahren hat uns 700 Mio gekostet, die wir wohl vollständig abschreiben können, weil es keine brauchbaren Sicherheiten gab. Derzeit fordert Benko weitere 200 Mio, und das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange. Währenddessen hat Benko alleine letztes Jahr (während der Pandemie!) 570 Mio Gewinn gemacht - nach Steuern. Und das natürlich selbst eingestrichen, statt seine Warenhauskette zu stützen.

    Und zum Thema Systemrelevanz: Die 17.000 Mitarbeiter deutschlandweit hatte ich schon erwähnt, um die tut es mir leid, deren Arbeitsplatzsicherung (Vermittlung, Umschulung, Weiterbildung...) sollte aber für deutlich weniger als eine Milliarde zu bekommen sein. Marktanteil von Galeria im Einzelhandel liegt bei starken 0.3%, ist also vollkommen irrelevant. Jede durchschnittliche Aldi-Filiale setzt mehr um als ein Galeria-Warenhaus. Dafür sollen wir Benko mit Steuergeldern durchfüttern, während der sich als Immobilienhai eine goldene Nase verdient? Ich weiß ja nicht...

    Volle Zustimmung von mir, vor allem was Benko und den Erhalt von Galeria angeht.

    Es dürfte für den Großteil der Mitarbeiter von Galeria kein Problem sein in der Ulmer Innenstadt neue Arbeitsplätze zu finden.

    Ansonsten Schade für den Ulmer Galeria, bessere Standorte gibt es kaum.

  • Schlechte Erreichbarkeit im Ulmer Galeria?

    Das Deutschhaus direkt daneben mit eigenem Zugang zum Parkhaus, noch direkter geht nicht.

    Wer mit Bus und Straßenbahn/DB kommt hat nur 100m zu laufen.

    Die Stichworte sind hier die Kosten und die Gesamtanfahrtswege. So kann ein V-Markt am Ortsrand mit kostenlosen Parkplätzen auftrumpfen und mit einer Anreise, die nicht durch dichtes Stadtgefüge führt. Über die öffentlichen Verkehrsangebote können Wir sprechen, wenn jetzt das 49€ Ticket da ist, und die Anreise quasi für viele dann auch "kostenlos" ist, wie es ja auch "kostenlos" sich anfühlt mit Auto zu fahren.

    Ansonsten kauft man heute doch alles im Internet. Wieso soll ich extra in die Stadt fahren, 3-6 Euro Parkgebühr bezahlen und viel Zeit opfern, wenn ich im Internet ein viel besseren Preisvergleich habe, mir videos und Bewertungen anschauen kann...

    Die meisten Menschen haben eigentlich nicht die Zeit sich mit den technischen Hintergründen, verschiedenen funktionalen Ausführungen und mit einer Rücksendung zu beschäftigen, wenn es dann doch nicht passt. Nur haben die meisten Leute die Erfahrung gemacht, dass ihnen der offline Einkauf solche Dinge heutzutage gar nicht mehr abnimmt, dann kann man auch den Blindflug im Internet machen.


    Und mit Mall meine ich [...] relativ schlicht. Nur so können Sie ihre Fixkosten massiv reduzieren. Quasi das amerikanische System der vielen Outlets oder Outlet Zone, ähnlich wie es Senden macht. Wenn ich mir die Innenstädte in USA anschaue, LA, San Diego oder Atlanta, dann gibt es dort neben Hochhäusern und Büros keine echten großen Geschäfte. Dort gibt es Bars, Restaurants und kleine Shops... So wird es auch irgendwann auch bei uns aussehen.

    Das glaube ich nicht. Klar, es gibt Billigheimer, z.B. Woolworth ist ein Kaufhauskonzern der in Deutschland konsequent wächst:

    Wir möchten zeitnah über 1.000 Kaufhäuser in Deutschland betreiben und somit zu Deutschlands größter und beliebteste Kaufhauskette werden. Mit unserem hohen Expansionstempo, der permanenten Weiterentwicklung unseres Sortiments- und Vertriebskonzepts sowie der langjährigen Erfahrung im stationären Einzelhandel werden wir ab 2023 unser einzigartiges und flexibles Handelsformat in weitere Länder ausdehnen. Mittelfristig wollen wir ein Netz mit 5.000 Kaufhäusern in Europa aufbauen.

    Aber das ist dann ja trotzdem besagter klassischer Innenstadthandel, auf den hier ein Abgesang vollzogen wird. Offenbar nicht ganz zurecht. Auch die Discounter zeigen mit einer zunehmend hochwertiger ausgestatteten und urbaneren Läden ein womöglich anderes Bild: https://www.focus.de/immobilie…ohnungen_id_11096557.html

  • Fazit wird eine Verlagerung von Geschäften in Außenbezirke sein, die sich eventuell zu Shoppingzonen, Malls zusammen ansiedeln. Und mit Mall meine ich kein Blautalcenter, sondern relativ schlicht. Nur so können Sie ihre Fixkosten massiv reduzieren. Quasi das amerikanische System der vielen Outlets oder Outlet Zone, ähnlich wie es Senden macht. Wenn ich mir die Innenstädte in USA anschaue, LA, San Diego oder Atlanta, dann gibt es dort neben Hochhäusern und Büros keine echten großen Geschäfte. Dort gibt es Bars, Restaurants und kleine Shops... So wird es auch irgendwann auch bei uns aussehen.

    Da steht bei uns allerdings das Bauplanungsrecht dazwischen. Wo Einzelhandel zulässig ist, bestimmen etwa die Flächennutzungs- und Bebauungspläne samt kommunalen Einzelhandelskonzepten, die Rechtsqualität haben. Das Einzelhandelskonzept für Ulm etwa ist in der Bürgerinfo einsehbar. Ich wüsste ehrlich auch gesagt gar nicht, wo die von dir geschilderte Entwicklung herkäme. Das genaue Gegenteil davon ist gefestigter Bestandteil des europäischen Städtebaus.