Das könnte auch an Relevanz gewinnen, weil die Argumente für den Autoverkehr eher zunehmen, wenn alle Autos klimaneutral, leise und günstig fahren. Man muss also schon ein besonders gutes Gegenangebot machen. Man könnte da natürlich auch versuchen, die Innenstadt per Auto erreichbarer zu machen vor diesem Hintergrund. Aber Preis und Bequemlichkeit wird dennoch nicht mit diskutierten Einkaufs-, Fachmarkt- und Outletcentern mithalten können außerhalb. Ganz wichtig fände ich z.B., dass man Familien/Gruppen ein attraktives Angebot macht, da ist heute einfach das Auto ziemlich alleingestellt, auch weil ein Shuttleservice zum und vom Startbahnhof fehlt, geht man vom ländlichen Umland aus, und auch daraus folgend die Tarifstruktur nicht wirklich darauf ausgerichtet ist.
Das Argument kann ich nachvollziehen, dass der Wunsch bei einer vollkommenden Co2 Neutralität von PKWs diese nicht weiter von der Nutzung ausgegrenzt werden sollten. Jedoch sehe ich mehrere Punkte, wieso dem nicht so ist:
1. Flächenverbrauch:
Auch Elektroautos sind in Größe vergleichbar mit Verbrennern und bewegen deutschlandweit im Durchschnitt 1,46 Personen (Zahl aus 2018). Man sieht also, dass der überwiegende Teil alleine im Auto unterwegs ist. Ca. 9 qm Platzbedarf für 1,46 Personen (6,16/Person). Ein Fahrrad braucht 1,25 qm. Ein Gelenkbus ca. 48 qm bei ca. 100 Personen (0,48/Person). Will man also Flächenverbrauch (mehr und breite Straßen), Parkplätze nicht noch weiter steigern, muss hier der Autoverkehr reduziert werden.
Wenn es um Platzbedarf geht, muss also versucht werden Autos weiterhin aus der Stadt zu halten.
2. Energiebedarf:
Elektroautos brauchen Strom und Strom (Co2-Neutraler) ist knapp und wird auf lange Sicht knapp bleiben. Dementsprechend wird Autofahren weiterhin teuer bleiben. Zudem kommt dazu, dass die Effizienz - wieviel KW Strom brauche ich, um wohin zu kommen - schlecht ist.
3. Lebenswert:
Autoverkehr, verursacht bewusst oder unbewusst Stress. Sowohl bei den Autofahrern, als auch bei den Anwohnern bzw. Passanten. Wir sehen ja, dass die Aggressivität, der Egoismus im Autoverkehr immer weiter zunimmt. Um eine Stadt Lebenswert zu machen, bedarf es also stressfreien Raum. Auch das spricht für entspannten Individualverkehr bzw. sehr gut ausgebauten ÖPNV.
Fazit:
Wenn ich entscheiden könnte, würde ich alle finanziellen Mittel vom Straßenbau etc. abziehen und in den ÖPNV stecken bzw. in Lösungen investieren, die eine Zwitterlösung von ÖPNV und Individualverkehr vorsieht.
Ist jetzt etwas gesponnen, aber man stelle sich mal vor, es gibt ein Tunnelsystem oder ein Art Schwebebahnsystem innerhalb der Stadt. Darüber fahren eine Art Passagierkapsel in unterschiedlicher Ausstattung. (1 Person, 2 Personen, 4 Personen, großes Ladevolumen), Diese Kapseln können gebucht werden und sind umgehend benutzbar. Der Passagier gibt seinen Wunschort ein und das System nutzt die Tunnel bzw. Schienensysteme autark. Außerhalb des Stadtgebiets wird es auf eine Plattform gesetzt und fährt dann wie ein Auto zum Wunschort. Dort angekommen, steigt man aus und das Fahrzeug bewegt sich zu einer Basis, um geladen oder für den nächsten Einsatz bereit zu sein.
Das Ganze können Pendler zum Beispiel nutzen. Sie ordern eine Kapsel weil Sie um 7:50 im Donautal sein wollen. Die Person wohnt z.B. in Nersingen. Die Kapsel mit der klassischen Fahrplattform steht rechtzeitig vor der Haustür auf der Straße. Man steigt ein und das System fährt ein vollautomatisch zum Ortsrand bei den Bahngleisen, weil dort ein Hub sich befindet, der die Kapsel in das Schienensystem einbindet. Von dort geht es vollautomatisch über verschiedene Routen ins Donautal. Man steigt an dem Hub aus und läuft die letzten Meter.
Vorteil, kein Stau, keine Parkplatzsuche, da das System immer genau weiß, wie die Infrastruktur ausgelastet ist und die Personen entsprechend leitet.