Landesgartenschau 2030

  • Nun hatte ich endlich mal die gebührende Zeit, um mich angemessen mit den Entwürfen beschäftigen zu können - und die Debatte hier nachzuvollziehen ^^. Das dürften gleich mehrere Posts werden...


    Ich finde keinen der Entwürfe uneingeschränkt gut, aber das ist ja auch nicht der Sinn der Sache gewesen. Man sollte sie eher als Werkzeugkiste betrachten - so, wie die Verwaltung es wohl vorgesehen hatte. Zitat aus der Beschlussvorlage:

    Prägnant sind die Entwicklungsansätze allemal, und Diskussionen haben sie auch schon ausgelöst. Passt ^^. Um ein paar der im Forum schon diskutierten Themen zu kommentieren:


    Brücke übers Blaubeurer Tor

    Ich glaube, ihr habt euch ein wenig zu sehr an einem theoretischen Rückbau der Brücke über das Blaubeurer Tor aufgehängt - das wird nicht passieren. Die Wallstraßenbrücke und die Brücke übers Blaubeurer Tor stehen als Zwangspunkte fest und werden in den nächsten Jahren unter hohem Aufwand und für sehr viel Geld saniert. Die Diskussion kann man wieder führen, wenn die Brückensanierung abgeschrieben ist... see you in 2065.


    LGS-Areal

    Die Sache ist gegessen, das Gelände steht fest. Ich gestehe aber gerne ein, dass ich mittlerweile froh über die Wahl bin. Die "Ostschiene" wäre eine sichere, aber auch konservative Alternative à la Blumenschau gewesen - für eine LGS nicht falsch, aber mit überschaubarem städtebaulichen Mehrwert. Die "Westschiene" ist eine brutale, aber auch aufregende Herausforderung - sie wird an manchen Stellen entlang des schwierigen Geländes scheitern, an vielen anderen könnte sie aber nachhaltig tolle Entwicklungen auslösen, die wir mangels Anlass nie in Angriff genommen hätten.


    Umbau (unechter) Blaubeurer Ring

    Auf den ersten Blick die spektakulärste Maßnahme, ist der Blaubeurer Ring doch heimlich einer der ulmischsten Orte in der Stadt. Der Gedanke an einen Umbau, wie ihn zwei der Teams vorschlagen, kam auch mir nie - mit der Brücke übers Blaubeurer Tor hängt die Decke für das mögliche Wohlfühlpotential des Areals buchstäblich sehr niedrig. Aber mit Blick auf die Entwürfe kann man da wohl erstaunlich viel Fläche rausholen. Könnte eine Kreuzung den zu erwartenden Verkehrsdurchsatz adäquat bedienen? Auf eine Verkehrssimulation wäre ich sehr gespannt.

  • Man stelle sich vor, neben der neuen Kienlesbergbrücke der Straßenbahn, verbindet eine neue, parallel verlaufende Ludwig-Erhard-Brücke die A8 mit der Stadt.


    So könnte durch eine kleine Verlängerung der Friedrich-Ebert-Straße am Bahnhof (durch ein Teil des Theaterviertels), die Ludwig-Erhard-Brücke dazu „vernünftig“ angebunden werden.

    Noch eine Brücke dürfte in einer Stadt mit eh schon hoher Brückenquote und entsprechender Sanierungslast schwer vermittelbar sein ^^. Und ich bin auch ganz froh, dass der Autobahnzubringer nicht durchs Stadtzentrum führt.


    Ich bin aber auch etwas skeptisch, was den Zustand der Ludwig-Erhard-Brücke angeht - es gab ja schon einige böse Überraschungen in letzter Zeit. Sollte es tatsächlich zum Schwur kommen, d. h. vorzeitiger Ersatzneubau, kann man aber durchaus darüber diskutieren, ob die Ludwig-Erhard-Brücke wieder genau so aufgebaut werden müsste.


    Die Zahl der Fahrbahnen würde ich nicht antasten, aber muss sie wirklich von der SWU-Kreuzung zum Blaubeurer Ring gespannt werden, oder könnte man sie gewissermaßen etwas "abkürzen" und damit in Bau und Unterhalt günstiger zu machen? Links und rechts der Bahngleise steht ja quasi alles zur Disposition - SWU-Gebäude, Theaterviertel, LGS-Glacis, Schillerstraße mit einigen Rangiergleisen. So oder so wäre jetzt die richtige Zeit, einen Ersatzneubau der Brücke - wann auch immer er kommt - zumindest schon mitzudenken und vorzubereiten.


    Wichtig wäre, den überregionalen Verkehr aus der Stadt zu bringen. Also von der A8 ( Höhe Temmenhausen/ Tomerdingen) an Blaustein vorbei, Donautal/Erbach zur B30 und A7. (Auch das wird leider nie kommen).

    Leider eine extrem schwierige Sache. So wie ich Ulm aber kenne, werden sie ohne Rücksicht auf Verluste die B28/B10 im Stadtgebiet ordentlich einschränken. Die Erfahrung hat ja gezeigt, dass es geht (Neue Straße, Karlstraße).

    Den überregionalen Verkehr komplett aus dem Stadtgebiet herauszuholen ist realistischerweise die conditio sine qua non, um die B 10/28 in ganz großem Maßstab zurückzubauen, v. a. mit einem ersatzlosen Abriss der Brücke über das Blaubeurer Tor. Ich hatte mal ein Gedankenspiel mit einer Untertunnelung von Eselsberg und Kuhberg konstruiert; von Nord nach Süd:

    • B 10, Höhe Berliner Ring: Kleines Kleeblatt
    • Untertunnelung Eselsberg, Lehr bis Blautalbrücke (Anbindung B 28) [Kollision Tunnel NBS?]
    • Vierspuriger Ausbau Blautalbrücke
    • Untertunnelung Kuhberg, Söflingen bis Illerstraße (Anbindung B 311)
    • Ausbau Wiblinger Allee
    • Ertüchtigung Kleeblatt Donautal/Wiblingen (Anbindung B 30/28)

    Brächte natürlich zahlreiche neue Konflikte mit sich, z. B. mit den eh schon renitenten Söflingern ^^ und den zukünftigen nouveaux riches der Kohlplatte, könnte aber auf relativ kurze Distanz relativ viele Relationen abschöpfen.


    Das geht allerdings weit, weit über das hinaus, was man mit einer LGS schaffen kann... selbst wenn die Ulmer hier Ambitionen vorlegen, die eher dem Rahmen einer Bundesgartenschau entsprechen :huh:.


    Frage an alle: Seht ihr die Vorschläge in den Entwürfen zu den Eingriffen in die Verkehrsflächen der B 10/28 schon als zu weitgehend an?

  • Unabhängig von Budget, LGS oder neue Mobilität. die beiden ehemaligen Stadttore in dem Gebiet kommen definitiv nicht zu ihrer Geltung.

    Das stimmt. Im Falle des Blaubeurer Tors ist es die zwingende Notwendigkeit der Brücke, während das Ehinger Tor auch schlicht schon etwas "überschattet wird" - erst vom Universumcenter, mittlerweile auch vom Ypsilon. Gerade beim Ehinger Tor sehe ich die Entwürfe mit am stärksten und spannendsten.


    Man könnte sich auf dem Gebiet dem immer weiter an Bedeutung gewinnenden Immisionsschutz widmen. Wäre ein spannendes Thema im Bereich LGS. Mal ein blödes Beispiel, das aber die Realitätsnähe etwas anreist: Die Bundeswehr hat Tujahecken als effektive Sprengstoffschutzwälle z.B. bei Bombenanschlägen wissenschaftlich untersucht, besser als Beton btw.

    Unbedingt gerne. Erinnert mich an die Ideen mit den Mooswänden, die Feinstaub- und Lärmbelastung reduzieren sollen. Wo will man so etwas ausprobieren, wenn nicht bei einer ungewöhnlichen Landesgartenschau, die sich an unbequeme Verkehrsräume heranwagt?

  • Frage an alle: Seht ihr die Vorschläge in den Entwürfen zu den Eingriffen in die Verkehrsflächen der B 10/28 schon als zu weitgehend an?

    Meiner Meinung nach sind die Eingriffe zu weitgehend. Sie verneinen die Realität, dass es eben praktisch eine vierspurige Autobahn ist, die man nicht wie eine Dorfstraße einfach durchlässiger gestalten kann. Da hätte ich mir mehr praxistaugliches gewünscht. So kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass eine Baumbepflanzung dort ebenerdig Cafés neben der Fahrbahn aufpoppen lässt. Vielleicht heißt das auch umgekehrt, der Eingriff ist zu wenig tiefgreifend, aber eben nicht im Sinne von Negierung der Straße, sondern von wirksamen Maßnahmen.

    Dazu kommt der manchmal offensichtliche Drang die Flächen direkt zu verknüpfen, was eben z.B. zu angesprochenem Aufbrechen des Blaubeurer Rings führt. Das halte ich insofern für womöglich fehlgesteuert, weil eben nicht von der Verkehrsanforderung entworfen wird, sondern vom Anspruch eines bequemen Zugangs zum historischen Tor. Diesen Zwang der Verknüpfung der Gelände wäre in meinen Augen eben viel eleganter mit einer Seilbahn zu bewerkstelligen, da täte auch Niemandem dann eine Unterführung am Ring weh für Fußgänger und Radfahrer für die Nachnutzung des Seilbahnhaltes dort.


    Motzen kann jeder, jetzt aber auch Vorschläge: Ich finde die Erfordernis die Straße durchgängiger in der Querung zu machen eine spannende Grundannahme. Man denke an die analoge Symbolik der begrenzenden Festungswälle und der Durchgangsstraße. Beide haben gleichzeitig die Notwendigkeit zu erfüllen, gewisse Durchlässe zu schaffen, das bei der Festung mit aufwenigen Toranlagen inszeniert wurde. Warum spielt man nicht genau mit diesem Kontrast und verstärkt die gefühlte Trennung der Straße durch eine komplette Abschirmung, sei es durch früher angesprochene Hecken oder auch Einhausungen aus Rankenpflanzungen. Gleichzeitig inszeniert man die Durchgänge in besonderer Weise. Ich betone nochmal den Unterschied zu dem in meinem Verständnis vorliegenden Ansatz der Planungsteams: Deren Ansatz war, die trennende Wirkung durch großflächige Vereinheitlichung aufzulösen.

  • Meiner Meinung nach sind die Eingriffe zu weitgehend. Sie verneinen die Realität, dass es eben praktisch eine vierspurige Autobahn ist, die man nicht wie eine Dorfstraße einfach durchlässiger gestalten kann. Da hätte ich mir mehr praxistaugliches gewünscht. So kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass eine Baumbepflanzung dort ebenerdig Cafés neben der Fahrbahn aufpoppen lässt. Vielleicht heißt das auch umgekehrt, der Eingriff ist zu wenig tiefgreifend, aber eben nicht im Sinne von Negierung der Straße, sondern von wirksamen Maßnahmen.

    Gegenargument: Die vierspurige Autobahn bleibt auf voller Länge erhalten, und zwar unterirdisch in Form des frisch sanierten Westringtunnels. Die oberirdische Verkehrsführung darüber dient primär der innerörtlichen Erschließung und hat an zwei Stellen beampelte Fußgängerüberwege über den Bismarckring, auf Höhe Finanzamt und Scholl-Gymnasium, mit entsprechenden Haltezeiten für den MIV.


    Man schaue sich das mal von oben an:




    Stellenweise ist die oberirdische Verkehrsführung achtspurig. Am südlichen Eingang, vor der Kreuzung mit der Zinglerstraße, stehen fünf Spuren aus einer Richtung bereit. Zusammen mit dem Westringtunnel kommt man da auf eine zweistellige Zahl von Spuren...


    Je mehr ich mich mit den Entwürfen beschäftige, desto mehr steht für mich fest, dass der Bismarckring gewissermaßen das "Kernstück" einer LGS sein muss, die sich mit dem Verkehrsthema auseinandersetzt. Und ich halte es nicht für eine Negation der Straße, wenn man die Frage aufwirft, ob die bestehende Organisation des Verkehrs die einzig wahre ist.


    Eine Kritik an dieser Betrachtung nehme ich vorweg: Dieser Abschnitt dient primär der innerörtlichen Erschließung, sekundär aber auch der regionalen, weil von hier die B 311 Richtung Erbach/Ehingen/Sigmaringen abzweigt. Allerdings befindet sich gerade nach langen Diskussionen die Querspange von der B 30 zur B 311 im Bau, mit der es für meine Begriffe vertretbar sein sollte, einen größeren Teil des betreffenden Durchgangsverkehrs über die B 30 zu leiten.


    Dazu kommt der manchmal offensichtliche Drang die Flächen direkt zu verknüpfen, was eben z.B. zu angesprochenem Aufbrechen des Blaubeurer Rings führt. Das halte ich insofern für womöglich fehlgesteuert, weil eben nicht von der Verkehrsanforderung entworfen wird, sondern vom Anspruch eines bequemen Zugangs zum historischen Tor.

    Das sehe ich durchaus auch so - aber ich würde die losen Entwürfe auch nicht überbewerten. (Schaut man im Detail hin, sieht man auch diverse interne Inkonsistenzen in den einzelnen Entwürfen; Visualisierungen passen nicht zu Planzeichnungen, Skizzen nicht zu Visualisierungen...) Sie waren von Anfang an darauf angelegt, Szenarien zu entwerfen, aus denen man dann Untersuchungsgegenstände ableiten kann. Längeres Zitat aus der Beschlussvorlage, aber beachtenswert:


  • Das größere Problem sind die Ewiggestrigen. Wie Stuttgart-21-Gegner, die alles lieber so gelassen hätten.


    Nach dem Motto: Früher war alles besser, sogar die Zukunft, alles klar.


    Wir leben aber im Jahr 2020, es geht hier auch um die Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder.

    Sorry Dim Dim, das möchte ich so nicht stehenlassen.

    1. S21 ist meiner Meinung nach nötig und schon längst überfällig, sonst erstickt Stuttgart im MIV. Daß andere Menschen andere Meinungen haben bleibt nicht aus, ist aber bei einer Volksbefragung zu akzeptieren, wenn so entschieden wurde.


    2. Früher war nichts besser, aber anders.


    3. Nicht nur das Totschlagargument mit den Kindern ist entscheidend, auch ältere Menschen müssen noch eine ganze Weile mit falsch getroffenen Entscheidungen leben.


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    Was die Entscheidung angeht, die LGS an der Westseite der Innenstadt neben einem Gewerbegebiet und einer 4-6 spurigen Stadtautobahn stattfinden zu lassen kann ich eigentlich nur den Kopf schütteln bis zum Genickbruch.

    Eine Untertunnelung ist dort wegen der querenden Blau ohne großen Aufwand in dieser kurzen Zeit (max.10 Jahre) gar nicht möglich. Wer will an dieser Stelle eine Einhausung die auch nicht tiefergelegt werden kann (auch nicht teilweise).

    Der Blaupark befindet sich zum Teil in privater Hand (Schwenk-Häuser) und schlußendlich müsste auch den Besuchern z.B. des Jugendhauses Insel freien Zutritt gewährt werden.

    Und wenn man mal ehrlich ist kann ich dort nicht ansatzweise ein grünes Band erkennen. Da müssten Firmen umgesiedelt und Straßen rückgebaut werden.

    All das wäre an der östlichen Stadtfront zum größten Teil heute schon vorhanden (durchgehender Grüngürtel, ÖPNV-Infrastruktur) und könnte relativ zügig umgesetzt werden.


    Für mich ungewöhnlich, aber ich steige aus diesem Thema aus solange sich nichts mehr ändern wird.

    Wie gesagt ist da von meiner Seite alles gesagt.

  • Warum spielt man nicht genau mit diesem Kontrast und verstärkt die gefühlte Trennung der Straße durch eine komplette Abschirmung, sei es durch früher angesprochene Hecken oder auch Einhausungen aus Rankenpflanzungen. Gleichzeitig inszeniert man die Durchgänge in besonderer Weise. Ich betone nochmal den Unterschied zu dem in meinem Verständnis vorliegenden Ansatz der Planungsteams: Deren Ansatz war, die trennende Wirkung durch großflächige Vereinheitlichung aufzulösen.

    Extra Post für eine gesonderte Würdigung: Die Idee mit den Hecken- und Rankenpflanzungen finde ich fantastisch! Der Festungsring ist verloren, aber zur LGS könnte man den Abschnitt zwischen Blaubeurer Tor und Ehinger Tor genau so wieder aufbauen. Es gibt Hecken, die im Jahr einen halben bis ganzen Meter wachsen und bis 2030 die Höhe erreichen können, die die Courtinen früher hatten. Gleichzeitig hätte man ein spannendes städtebauliches Realexperiment für den Umgang mit Verkehrsimmissionen im Angebot.

  • Stellenweise ist die oberirdische Verkehrsführung achtspurig. Am südlichen Eingang, vor der Kreuzung mit der Zinglerstraße, stehen fünf Spuren aus einer Richtung bereit. Zusammen mit dem Westringtunnel kommt man da auf eine zweistellige Zahl von Spuren...

    Ich bin da vielleicht zu konformistisch, aber ich denke mir, die vielen Spuren sind nicht deswegen da, weil sie keinen wichtigen Zweck erfüllen. Dieser genannte Abschnitt ist für mich die Einfahrt in die Ulmer Innenstadt. Auch bedingt durch die erheblichen Parkhauserweiterungen wird diese Zugangsstelle eher an Verkehr zunehmen. Auch könnte man eher argumentieren die Einbahnstraßenregelung aufzulösen und allen Zufluss und Abfluss über das Ehinger Tor abzuwickeln, um das südlichere engere Straßennetz zu beruhigen. Gleiches gilt wahrscheinlich für das Blaubeurer Tor für Verkehre aus Norden kommend, das weiß ich nicht.

    Dass es Durchgangsverkehr gibt war unscharf formuliert von mir, da ich die ganze B10 Achse meinte. Trotzdem sind auch die oberirdischen Straßenabschnitte für mich Art Autobahnen wegen der Breite und Intensität des Verkehrsstromes.


    Und ich halte es nicht für eine Negation der Straße, wenn man die Frage aufwirft, ob die bestehende Organisation des Verkehrs die einzig wahre ist.

    Man negiert deren Funktionsweise, wenn man meint, dass die Aufenthaltsqualität sich ohne größere Maßnahmen so stark steigern lässt, dass man gerne daneben einen Kaffee trinken möchte. Das ist keineswegs eine Legitimierung das Hinterfragen der Verkehrssituation zu vernachlässigen. Im Gegenteil, es ist sogar genau das was ich meine, das Verkehrsproblem in seiner Dimension anzuerkennen. Meine Lösung war eben darauf fußend, dass es weder geeignete Alternativstrecken gibt, noch lokale bauliche Anpassungen möglich erscheinen, wie z.B. eine Eintiefung.


    Eine Kritik an dieser Betrachtung nehme ich vorweg: Dieser Abschnitt dient primär der innerörtlichen Erschließung, sekundär aber auch der regionalen, weil von hier die B 311 Richtung Erbach/Ehingen/Sigmaringen abzweigt. Allerdings befindet sich gerade nach langen Diskussionen die Querspange von der B 30 zur B 311 im Bau, mit der es für meine Begriffe vertretbar sein sollte, einen größeren Teil des betreffenden Durchgangsverkehrs über die B 30 zu leiten.

    Das ist ein interessanter Zusammenhang, den ich bisher übersehen habe. Da stimme ich voll zu, auch dazu dass damit der Bismarckplatz tatsächlich erheblich befreit werden könnte. Täte den Gebäuden am Platz sehr gut.

  • Abschließend möchte ich noch auf ein paar Details in den drei Ideenskizzen eingehen.


    Team 1

    ASTOC ARCITECTS AND PLANERS GmbH/Karlsruhe; ARGUS Stadt und Verkehr/Hamburg, Planstatt Senner/Überlingen



    Den Blaubeurer Ring mal außen vor gelassen, gefällt mir die Idee eines baulich besser eingefassten Stadteingangs ganz gut. Die komplette Überbauung des IKEA-Parkplatzes wird in dieser Form sicher nicht kommen und wäre auch gar nicht mal so wünschenswert - man muss realistisch bleiben, die Leute kommen mit Anhängern und Großraumtransportern und wollen ihre Möbel einladen. Vielleicht genügt dafür aber auch eine (sehr großzügig gefasste) Einladezone, während die äußeren Bereiche des Parkplatzes u.a. mit einem weiteren Parkhaus bebaut werden?


    Den "Bahnpark" kann ich mir mittlerweile als temporäre Veranstaltungsfläche mit herbem urbanen Charme vorstellen, für Streetballmeisterschaften oder ähnliche Späße. Ich bin mir unschlüssig, welche bauliche Nutzung sich dem hier anschließen kann. Kleiner Gewerbepark? Einen weiteren Radweg brauche ich da nicht, die Verlängerung der Schillerstraße sehe ich als dringender an. Gegen ein bauliches Gegenstück zum Dichterviertel Nord auf dem Areal des Autohauses Fricker hätte ich nichts einzuwenden - Fricker vermutlich schon ^^.



    Eine Neuentwicklung des Geländes hinter der Schwenk-Zentrale ist auch völlig unabhängig von der LGS unbedingt wünschenswert. Die Söflinger Kreisbrücke ist vor wenigen Jahren für knapp eine Million Euro saniert worden, aber der sanierte Teil bliebe bei einem Rückbau erhalten, insofern kein Wertverlust. Wenn die Situation es verkehrlich hergibt: Gerne. Eine schön verschwenkte Fußgänger- und Radfahrerbrücke finde ich sehr charmant, weil man mit ihr gewissermaßen die "Seite" des Geländes tauscht: Zum Blaubeurer Tor hin ist das Band östlich der B 10/28, zur Donau hin westlich. Dreist: Dem Schubart-Gymnasium soll die Sportfläche geklaut werden 8|.



    Eine wirklich drastische Verkehrsberuhigung am Ehinger Tor - ein anderes Team fordert gar einen "Shared Space" - kann ich mir auch nicht vorstellen, aber im Verlauf des Bismarckrings ist durchaus etwas drin. Der Knackpunkt ist für mich, ob die Kreuzungen Neue Straße/Bismarckring und Zinglerstraße/Bismarckring potentiell alle Verkehrsbeziehungen gut abwickeln können - und zwar wirklich gut und nicht nur ausreichend, denn ansonsten wären lange Rückstaus die Folge, und das wäre der Tod eines "Aufenthaltsortes" am Ehinger Tor.

  • Den Blaubeurer Ring mal außen vor gelassen, gefällt mir die Idee eines baulich besser eingefassten Stadteingangs ganz gut. Die komplette Überbauung des IKEA-Parkplatzes wird in dieser Form sicher nicht kommen und wäre auch gar nicht mal so wünschenswert - man muss realistisch bleiben, die Leute kommen mit Anhängern und Großraumtransportern und wollen ihre Möbel einladen. Vielleicht genügt dafür aber auch eine (sehr großzügig gefasste) Einladezone, während die äußeren Bereiche des Parkplatzes u.a. mit einem weiteren Parkhaus bebaut werden?

    Ich glaube der orangene Klotz wo Ikea dran steht soll genau so ein Parkhaus mit Ladezone sein. Man beachte den nahtlosen Anschluss an das bestehende Parkhaus.


    Ich würde tatsächlich auch Bahnpark Schillerrampe gerne so wie gegenüber im Dichterviertel bebaut sehen. Umgekehrt, wie ich ja schonmal sagte finde ich die Überplanung der funktionierenden Gewerbeflächen mit ihrer relativ niederigen Bebauung "vor den Toren der Stadt" nicht unbedingt erstrebenswert.

  • Team 2

    asp Architekten GmbH/Stuttgart, StetePlanung/Darmstadt, Treibhaus/Hamburg


    Ich finde die Kritik daran, dass das Münster für den Durchgangsverkehr kaum wahrnehmbar ist, sympathisch - aber realistisch gesehen sind die einzigen echten Punkte, wo das wirklich drin ist, die Wallstraßenbrücke/Brücke über das Blaubeurer Tor und die Konrad-Adenauer-Brücke, und das wird auch weiter so sein. An nahezu allen anderen Stellen ist die Randbebauung einfach zu nah und hoch. Der Münsterblick wäre für mich nicht handlungsleitend.



    Abriss und Neuentwicklung des IKEA-Areals sind komplett aussichtslos, waren aber für einen Schmunzler gut ^^. In dieser Planskizze sehen wir den am weitesten entwickelten Vorschlag für den Rückbau des Blaubeurer Rings; wie bisher vier Spuren Ost/West, die Auffahrt vom Hindenburgring her soll verschwenkt werden. Es würde gewissermaßen Quadrant des Kreisverkehrs abgeknapst werden. Auch hier fehlt mir die Verlängerung der Schillerstraße entlang der Gleise bis hinter den IKEA.




    Die Verkehrsplaner in diesem Team haben offensichtlich am akribischsten gearbeitet, die Kreuzung lässt sich gut im Kopf abfahren. Für die folgenden Untersuchungen dürfte ausschlaggebend sein, ob die Haltezeiten an den beampelten Stellen (bspw. die beiden Linksabbieger-Relationen) akzeptabel sind und keine Rückstauungen provozieren, die bis zum letzten Knotenpunkt zurückreichen. Interessant: Das Team schlägt einen Platz an der Mittelbastion, einen Aussichtsturm (Wahrzeichencharakter?) und eine weitere Radwegrelation vor.



    Abriss des UC-Sockelgebäudes? Bester Entwurf, Diskussion beendet ^^. Auch hier sind die Verkehrswege schön nachvollziehbar. Der radikalste Einschnitt: Aus Fahrtrichtung Süden soll zwischen Zinglerstraße und Ehinger Tor nur noch eine Spur zur Verfügung stehen. Ich erwarte nicht, dass das vernünftigerweise realisierbar ist. Der Entwurf ist an dieser Stelle eher vom baulichen als vom freiräumlichen gedacht, was ich ganz gut finde. Die Nachverdichtung am Scholl-Gymnasium kann einen urban gefassten Straßenraum produzieren, während das "LGS-Band" hinter dem Gymnasium über die Ehinger Anlagen zur Donau geführt wird. Schön pragmatisch.

  • Ich erwarte nicht, dass das vernünftigerweise realisierbar ist. Abgesehen davon (und vom UC-Teilabriss...) ist der Entwurf an dieser Stelle eher vom baulichen als vom freiräumlichen gedacht, aber das finde ich ganz gut. Die Nachverdichtung am Scholl-Gymnasium kann einen urban gefassten Straßenraum produzieren, während das "LGS"-Band hinter dem Gymnasium über die Ehinger Anlagen zur Donau geführt wird. Schön pragmatisch.

    Die Bebauung des Bismarckplatzes wäre insofern für mich interessant, weil man zum einen das gegenüberliegende freistehende "Dreieck" einbinden würde und mit diesem die alte Bastionsform wiederherstellt, bei grünem Grabenband.

  • Team 3

    Machleidt GmbH Städtebau + Stadtplanung/Berlin, SHP Ingenieure GbR, Schnüll, Haller + Partner/Hannover, sinai Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH/Berlin


    Mir war die Argumentation bei diesem Entwurf etwas zu hoch und zu abstrakt, gleichzeitig adressierten die Vorschläge die umliegenden Stadträume fast noch mehr als das eigentliche LGS-Gelände. Dafür unterscheidet es sich immerhin in wesentlichen Kernpunkten von Teams 1 und 2, die ja doch recht kompatibel sind. Einige Aspekte:

    • "Der Straßenzug B 10/B 28 bleibt in seiner Leistungsfähigkeit grundsätzlich unverändert": Der Blaubeurer Ring soll beibehalten, dafür (zur Ertüchtigung?) signalisiert werden, und es wird sogar eine neue Ausfahrt aus dem Tunnel aus Fahrtrichtung Süden für einen Abzweig über die Kreisbrücke vorgeschlagen.
    • Mit den Ertüchtigungen und Teilausbauten will man dafür Luft schaffen, um die Wagnerstraße zurückzubauen und eine Fußgängerzone am Ehinger Tor zu etablieren, bis hin zu einem Shared Space zwischen Ehinger Tor und Scholl-Gymnasium. Der Entwurf zieht dafür auch den Effekt der Querspange bei Erbach von der B 311 zur B 30 (im Text B 28) heran.
    • Nett: Abriss Sockelbau Universum-Center, Forderung nach einer Straßenbahnlinie nach Neu-Ulm - freilich, ohne sie im Entwurf vorgesehen zu haben.


    Leider liegt der Plan nicht wie bei anderen Teams in höheren Zoom-Stufen vor, aber man kann ungefähr erahnen, woraus das Team hinauswill. Im nördlichen und mittleren Abschnitt ist kein Rückbau, teils sogar ein Ausbau geplant, um hier umso aggressiver herangehen zu können: Ein Shared Space vor dem Ehinger Tor in Verlängerung einer Fußgängerzone östlich des Tors, mit entsprechender Neubebauung. Ich nehme an, dass die ÖPNV-Trasse dorthin verschwenkt würde, wo jetzt die MIV-Fahrbahnen sind. Die Wagnerstraße soll zurückgebaut werden.


    Ich kann mich damit nicht anfreunden. Abgesehen davon, dass der Rückbau der Verkehrsflächen in dieser Dimension nicht praktikabel wäre: Es braucht hier gar keine Fußgängerzone oder Neben-Innenstadt.

  • Ich bin da vielleicht zu konformistisch, aber ich denke mir, die vielen Spuren sind nicht deswegen da, weil sie keinen wichtigen Zweck erfüllen. Dieser genannte Abschnitt ist für mich die Einfahrt in die Ulmer Innenstadt. Auch bedingt durch die erheblichen Parkhauserweiterungen wird diese Zugangsstelle eher an Verkehr zunehmen. Auch könnte man eher argumentieren die Einbahnstraßenregelung aufzulösen und allen Zufluss und Abfluss über das Ehinger Tor abzuwickeln, um das südlichere engere Straßennetz zu beruhigen. Gleiches gilt wahrscheinlich für das Blaubeurer Tor für Verkehre aus Norden kommend, das weiß ich nicht.

    An der südlichen Stadteinfahrt sind die fünf Spuren von links nach rechts so organisiert:


    links auf die B 311
    links auf die B 311
    geradeaus weiterrechts in die Zinglerstraße
    rechts in die Zinglerstraße


    Team 2 würde die Blockumfahrung der Furttenbachstraße auflösen und an dieser Stelle Gegenverkehr zulassen. Setzen wir noch voraus, dass die Querspange überregionalen Verkehr zur B 311 aufnimmt (aus Fahrtrichtung Süden, als von der BAB 7 her, IMHO sehr realistisch), könnte das so aussehen:


    [Gegenrichtung][Gegenrichtung]links auf die B 311
    geradeaus weiter
    rechts in die Zinglerstraße
    geradeaus weiter
    rechts in die Zinglerstraße


    Es blieben also zwei Abbiegespuren in die Zinglerstraße erhalten, freilich teilweise mit Doppelbelegung. Wenn auch noch die Gegenrichtung am Ehinger Tor zugelassen wird, dann schätze ich einfach mal aus dem hohlen Bauch heraus, dass es trotz angenommer Verkehrszunahme mit den Parkhäusern reichen könnte.


    Man negiert deren Funktionsweise, wenn man meint, dass die Aufenthaltsqualität sich ohne größere Maßnahmen so stark steigern lässt, dass man gerne daneben einen Kaffee trinken möchte. Das ist keineswegs eine Legitimierung das Hinterfragen der Verkehrssituation zu vernachlässigen. Im Gegenteil, es ist sogar genau das was ich meine, das Verkehrsproblem in seiner Dimension anzuerkennen. Meine Lösung war eben darauf fußend, dass es weder geeignete Alternativstrecken gibt, noch lokale bauliche Anpassungen möglich erscheinen, wie z.B. eine Eintiefung.

    Okay, das kann ich verstehen und dem kann ich mich anschließen. Ich halte die Wunschvorstellungen der Planer hier auch für übertrieben - mein Maßstab ist es nicht, dass man überall ungestört einen Kaffee trinken kann, sonst taugt das nix. Deswegen finde ich die pragmatische Idee von Team 2 auch sympathisch: Hinter dem Scholl-Gymnasium die verkehrsberuhigten, grünen Ehinger Anlagen, zwischen Ehinger Tor und Scholl-Gymnasium dafür ein robuster städtischer Raum.

  • Deswegen finde ich die pragmatische Idee von Team 2 auch sympathisch: Hinter dem Scholl-Gymnasium die verkehrsberuhigten, grünen Ehinger Anlagen, zwischen Ehinger Tor und Scholl-Gymnasium dafür ein robuster städtischer Raum.

    Interessant ist auch, dass das sich auch in Team 3 doppelt. Es gibt da also vielleicht eine generelle Präferenz hin zu einer Bebauung nach der LSG.







    Es blieben also zwei Abbiegespuren in die Zinglerstraße erhalten, freilich teilweise mit Doppelbelegung. Wenn auch noch die Gegenrichtung am Ehinger Tor zugelassen wird, dann schätze ich einfach mal aus dem hohlen Bauch heraus, dass es trotz angenommer Verkehrszunahme mit den Parkhäusern reichen könnte.

    Ist nicht mehr die Frage, ob die Zinglerstraße den Verkehr komplett aufnehmen kann? Sie ist deutlich enger als die Neue Straße und damit auch näher an den Wohnungen? Oder verstehe ich gerade nicht den Punkt?

  • Ist nicht mehr die Frage, ob die Zinglerstraße den Verkehr komplett aufnehmen kann? Sie ist deutlich enger als die Neue Straße und damit auch näher an den Wohnungen? Oder verstehe ich gerade nicht den Punkt?

    Über die Frage habe ich noch gar nicht nachgedacht - bin da aber auch ehrlich gesagt überfordert, weil der Zusammenhang mit dem Xinedome-Knoten und der Neuen Straße für mich zu komplex ist. Ich warte mal die Untersuchungen ab...

  • Mission 2030: Erste Ideen für die Ulmer Landesgartenschau [RegioTV]

    Zitat

    Keine Denkverbote – mit dieser Maßgabe im Hinterkopf haben sich im Januar Verkehrs-, Stadt- und Landschaftsplaner in der Ulmer Wilhelmsburg eingeschlossen, um Ideen für die Landesgartenschau zu entwickeln. Ziel ist es, die Wilhelmsburg über ein grünes Band mit der Donau zu verknüpfen – die größte Herausforderung ist dabei die B10. Denn die Stadtautobahn zerschneidet Ulm bisher eher, als dass sie verbindet. Die Landesgartenschau 2030 soll Anlass sein, das zu ändern. Aus der Straße könnte eine Art Boulevard werden. Bislang sind es nur Entwicklungsansätze, konkreter soll es im Herbst werden, wenn der Bürgerdialog startet und die Stadt die Machbarkeit der Ideen geprüft hat.


    Landesgartenschau kommt: Wo Ulm sich radikal verändert[NUZ+]

    Zitat

    Langsam wird deutlich, wie die Landesgartenschau 2030 staugeplagte Verkehrsachsen in grüne Boulevards verwandeln könnte. Erste Ideen liegen nun vor.


    Ulm kann die Bausünden der Vergangenheit beseitigen [NUZ+]

    Zitat

    Wenn die Ulmer genügend Mut aufbringen, kann die Landesgartenschau ein großer Wurf werden. Neu-Ulm hat es vorgemacht. Kommentar von Oliver Helmstädter.

  • Klingt für mich so, als wäre der Baubürgermeister hauptsächlich von radikalen Eingriffen um das Ehinger Tor überzeugt. Und ich sehe ein bisschen auch warum. Nur da ist das Autobahnband ebenerdig ja schon durchbrochen. Da kann also kommunale Verkehrsentwicklung erst richtig angreifen. Bin gespannt, wie der Verkehr dann geleitet werden soll, können sich die Anlieger der Zinglerstraße auf jeden Fall schon mal gefasst machen.

  • Ein Gedanke, der in einem Artikel aufkam: Alles, was man macht, muss ja auch überhaupt erst finanzierbar sein. Je radikaler, desto teurer. Als Budget sind, meine ich, erstmal 60 Millionen Euro eingestellt.


    Der Baubürgermeister wird auch mit dem Gedanken zitiert, dass die Wagnerstraße eine der schönsten Straßen in Ulm sei... womit er wohl auch Sympathien für die Idee von Team 3 hegt. Die Aussage halte ich für etwas arg freundlich zur Wagnerstraße, und ich bin skeptisch, dass man groß etwas an der Verkehrsorganisation der Straße drehen kann; der einzige Ansatzpunkt wäre eventuell der ruhende Verkehr entlang der Straße, aber um da ranzugehen, bräuchte es teure Quartiersgaragen als Ersatzmaßnahmen.