Faszination Architektur

  • Dachte mir, ich mache mal wieder einen eher allgemeineren Thread. Hier in diesem Thread soll es allgemein um Architektur gehen.
    Habt ihr vielleicht einen Lieblingsbaustil, oder mögt ihr Kontraste, also unterschiedliche Baustile im Mix zusammen.
    Oder mögt ihr allgemein bestimmte Bauten wie Kirchen oder Schulgebäude, die alle etwas gemeinsam haben.
    Habt ihr vielleicht ein bestimmtes Gebäude hier in und um Ulm, das euch ganz besonders gefällt bzw. eine Häuserzeile,
    die ihr wegen der einheitlichen oder der konträren Architektur besonders gefällt?


    Ich persönlich mag eigentlich jeden Baustil, gibt zu allem schöne und weniger schöne Gebäude.
    Aber wenn ich mir etwas aussuchen müsste, dann wären es die Baustile, die so ab 1860/70 bis 1920 gebaut wurden.
    Von Neubarock und Neugotik bis hin zu den klassischen Jugendstilgebäuden oder Gebäuden im Heimatstil.
    Von Arbeiterhäusern bis hin zu repräsentativen Villen hatte diese Zeit einfach sehr viel zu bieten.

  • Eines der Gebäude, die mir sehr gut gefallen ist das Leube-Haus, benannt nach Dr. Ernst Gustav Leube, der Wiederentdecker des Zements.
    Er wurde hier geboren und wohnte auch hier. Er gründete auch das erste Zementwerk in Deutschland. Noch heute gibt es die Firma, die aber
    inzwischen im Salzburger Land sitzt



  • Habe mal gehört, das Leube-Haus soll noch garnicht so alt sein. Es handelt sich nicht um ein Gebäude aus der Renaissance, sondern soll im 19.Jahrhundert gebaut worden sein, also Neurenaissance.
    Habe dazu aber jetzt weder auf dem Schild am Gebäude noch sonst im Internet was dazu gefunden. Weiß da jemand mehr?

  • In Neu-Ulm gefällt mir sehr gut die Johannisstraße, auch im Kontrast zum Donaucenter. An sich gefällt mir auch das Donaucenter eigentlich. Ohne das Gebäude würde da schon auch was fehlen.
    Und Hochhäuser baut man heute ja kaum noch, außer jetzt in den großen Metropolen
    Mit 320 Wohnungen dürfte es doch das größte Gebäude sein in der Doppelstadt, was die Anzahl der Mietparteien anbelangt oder?


    Die Dachgeschosse sind leider nicht mehr ganz im Originalzustand. Die Gebäude wurden von 1900 bis 1903 von Paul Frank, einen Neu-Ulmer Baumeister im Stil des Historismus errichtet.


    Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber wenn mir Gebäude oder ganze Straßenzüge gefallen, dann kann ich da ein oder zwei stunden auf und abspringen und immer wieder neues und interessantes entdecken
    und die Atmosphäre genießen

  • Ja das Gebäude kennt denke noch jeder. Fand es garnicht so schlecht und war in der Zeile auch das schönste in meinen Augen. Ja du Hast Recht, Licht und Schatten führen da zu einer optischen Täuschung bei dieser Sonneneinstrahlung

  • Ja, das finde ich eine sehr gute Idee. Damit hätte ich nicht gerechnet, das so ein Vorschlag mal kommt. Wenn Welterbe, hätte ich noch das Münster oder die Bundesfestung
    als ein mögliches Weltkulturerbe angesehen

  • Ich denke eine weitaus unterschätzte Bauepoche besonders in Unserer Region ist die Renaissance. Jeder wird gleich das gotische Münster, die barocken Klöster oder vielleicht das ein oder andere Kleinod im Kopf haben. Dagegen gibt es bei Uns eine prominente Anzahl bedeutender Bauten aus dieser Zeit, wie sie sonst nur in wenigen Teilen Zentraleuropas zu finden ist, vergleichbar z.B. mit der Weserrenaissance. Hintergrund ist der enorm dynamische wirtschaftliche Aufstieg Unserer Region zwischen Augsburg und Ravensburg in dieser Zeit mit berühmten Handelsgesellschaften, florierenden Städten durch neue Fernhandelsrouten.

    In Ulm entwickelte sich ein überregionales Kunsthandwerk mit Meistern wie Hans Acker (um 1385-1461), Hans Multscher (1400-1467), Michel (1440-1522, in Ulm nachweisbar 1469-1522) und Gregor Erhart (um 1470-1540), Jörg Syrlin der Ältere (geb. um 1425, in Ulm nachweisbar 1449-1491) und Jörg Syrlin der Jüngere (in Ulm als Meister nachweisbar 1480/81-1522), Niklaus Weckmann (geb. 1450/55-nach 1527, in Ulm nachweisbar seit 1481), Hans Schüchlin (in Ulm nachweisbar 1468-1505), Bartholomäus Zeitblom (um 1455-um 1520, seit 1482 in Ulm), Jörg Stocker (in Ulm nachweisbar 1481-1523), Martin Schaffner (1477/78-1549) und Daniel Mauch (1477-1540).

    Erhaltene bedeutende Gebäude in Ulm sind:


    Das Rathaus Ulm mit Brunnen (Frührenaissance, 19. Jhd stark verändert (z.B. Bemalung)

    Wikipedia


    Der Neue Bau mit Brunnen (nach 1945 wiederaufgebaut)

    Wikipedia


    Das Schwörhaus (jedoch nur als teilweise Rekonstruktion und Umformung)

    Wikipedia


    Das Kornhaus von 1594 (neues Inneres von den 60ern)

    Wikipedia


    Der historische Salzstadel von 1592

    Museum der Brotkultur


    Die Dreifaltigkeitskirche (Teilrekonstruktion und Umformung)

    Wikipedia


    Das Zeughaus (nur in mehreren Erweiterungsteilen den 2. Weltkrieg überlebt)

    Wikipedia


    Die Alte Münz

    Baudenkmal Wikimapia


    u.a.


    Dazu gibt es eine Renaissance Tour durch Ulm auch zum Nachschlagen meiner aufgeführten Highlights.

    Eine bedeutende Zeit für Ulm und die ganze Region mit ihren ebenso zahlreichen erhaltenen Bauten. Natürlich darf man sich keiner Illusion hingeben, wie meine Anmerkungen schon klar machen ist meist die Kernsubstanz aus der Zeit und vieles addiert oder auch ganz verloren. Dennoch ist herausragend die breite Präzenz der Bauten zu denen sicherlich weitere Profanbauten aus der Zeit im nordöstlichen kriegsverschonten Bereich des Münsters zählen.


    Ich würde mich freuen, wenn weitere Beispiele noch vorgeschlagen werden, die es zweifellos gibt, in Illertissen z.B. die Stadtpfarrkirche und das Vöhlinschloss, das ehemalige Kanonenstift Edelstetten oder das Schloss in Neuburg Kammel.

  • In der Tat ein sehr guter und toll recherchierter Post! Es ist richtig, dass diese Periode trotz ihrer großartigen baulichen Zeugnisse in der Stadt nicht wirklich wahrgenommen wird - vielleicht auch deswegen, weil viele sie als diffus "mittelalterlich" wahrnehmen.