Abriss Beringerbrücke

  • Um die Beringerbrücke steht es schlechter als befürchtet, wie man in der Bürgerinfo nachlesen kann. Mein letzter Stand war dieser hier, und zwar irrtümlicherweise: 2011 wurde eine kleine Sanierung beschlossen, die die Lebensdauer der Brücke um zehn Jahre hätte verlängern sollen. Was aber nicht umgesetzt wurde.


    Stattdessen wurde ein kleinmaschiges Prüfnetz erstellt, dass die Brücke regelmäßig unter die Lupe nimmt. Die letzte Untersuchung von Ende 2015 musste eine deutliche Verschlechterung konstatieren. Man will die Brücke nun noch bis Ende 2017 durchschleppen, bevor sie für die Automobilverkehr gesperrt wird. Noch 2016 soll vom Gemeinderat die Frage geklärt werden, wie es danach (Neubau?) weitergehen soll.

  • Es wird ernst bei der Beringerbrücke. Dem Gemeinderat soll nächste Woche über eine Beschlussvorlage der Verwaltung beraten. Versuche, die Lebensdauer noch etwas zu verlängern, haben nicht gefruchtet; es wurde sich schlicht nicht an die Gewichtsbeschränkungen gehalten. Ich empfehle sehr, die Vorlage und die Anhänge durchzublättern -- sehr sauber und nachvollziehbar aufgestellt Kalkulationen.


    Die Verwaltung schlägt aus den sieben geprüften Varianten zwei vor: den ersatzlosen Abbruch der Beringerbrücke oder den Abbruch der Beringerbrücke verbunden mit einer neuen Fußgänger-/Radfahrerüberquerung circa auf Höhe Magirusstraße.


    Die Sanierung wird aus folgenden Gründen nicht empfohlen:

    Eine Sanierung käme auf etwa 13 Mio. Euro Kosten für eine Lebensdauer von 30 Jahren bei Unterhaltskosten von ~12 Mio. Euro auf die Lebensdauer gerechnet.


    Ein Neubau käme indes ungleich teurer, da eine solche (und so lange) Bahnbrücke heutigen Standards entsprechen müsste. Sie müsste zwei Meter höher ausfallen und der etwas vertrackten Schienenanordnung entsprechen, die sehr lange (und damit teure) Brückenfelder nötig macht. Hinsichtlich der Höhe muss wohl auch die Situation an den Widerlager bedacht werden; vor allem zur Blaubeurer Straße hin sind die Rampen ja jetzt schon arg steil...


    Nachdem nach aktuellen Verkehrszählungen "nur" ca. 2.200 Kraftfahrzeuge und 810 Fußgänger/Radfahrer die Brücke täglich nutzen, käme ein Neubau an selber (~25 Mio. Euro) oder anderer Stelle (~18 Mio. Euro) unwirtschaftlich. Die benachbarten Brücken Lupferbrücke (9.300 Kfz/Tag) und Wallstraßenbrücke (64.500 Kfz/Tag, davon 8.500 Kfz/Tag) hätten genügend Reserven, um den Verkehr der Beringerbrücke aufzunehmen.


    Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass der Gemeinderat auch eine Sanierung in Betracht zieht. Die Kosten von "nur" 13 Mio. Euro klingen womöglich bei guter Kassenlage nicht allzu schlimm.


    Was sagt ihr dazu? Ich muss mir erst eine Meinung bilden. Sollte die Brücke abgerissen werden, fände ich das um sie als (wenngleich nicht anerkanntes) Industriedenkmal unfassbar schade. Andererseits kann man auch die Kostenunterschiede nicht wegdiskutieren: ein reiner Abriss kostet ~2 Mio. Euro, ein Ersatzneubau für Fußgänger und Radfahrer bereits 10-13 Mio Euro, eine Sanierung oder ein Neubau 13-25 Mio. Euro, je zuzüglich Unterhaltskosten. Ob die Alternativen Lupferbrücke und Wallstraßenbrücke akzeptabel sind, weiß ich nicht. Eine Engstelle wäre sicherlich die Kreuzung Lehrer Tal mit der neuen Straßenbahnhaltestelle, die schon ohne diesen denkbaren Extra-Verkehr gerade so auf die Verkehrsqualität D kam.


    Vielleicht könnte der Joker tatsächlich ein Neubau an anderer Stelle sein; circa gegenüber der Sonnenhalde ist das Gleisfeld deutlich schmaler, und die Brücke könnte hinüber ins neue Moco-Areal führen. Eine andere Idee wäre vielleicht eine Brücke von der Kreuzung Mähringer Weg/Bleicher Hag über die Gleise bis hinter den Ikea. Da das Gelände aber in Privatbesitz ist, wären auch da natürlich dicke Bretter zu bohren. Ganz zu schweigen davon, ob die bestehenden Fahrwege ihrerseits den Zusatzverkehr aufnehmen könnten. Immerhin könnte man damit aber einen Beitrag leisten, die kritische Verkehrsbelastung an der künftigen Haltestelle Lehrer Tal etwas zu minimieren.

  • Wäre zwar sehr schade um die markante Brücke wenn sie abgerissen würde, aber verkehrlich sicher verschmerzbar wenn in der Nähe eine Querung für Füßgänger und Radfahrer entstünde.
    Höhe Magirusstraße wäre äußerst praktisch... :D
    Und eine Sanierung der Beringerbrücke nur für Fußgänger- und Radverkehr wäre keine Option? Sind da ebenfalls bauliche Auflagen damit verbunden wie bei einem Neubau?

  • Und eine Sanierung der Beringerbrücke nur für Fußgänger- und Radverkehr wäre keine Option? Sind da ebenfalls bauliche Auflagen damit verbunden wie bei einem Neubau?

    Klingt erstmal sinnvoll, wurde auch untersucht (s.o. Anlage 4 - Variante 3). Die Kosten für die Sanierung betragen 12.4M, und die Unterhaltskosten für die nächsten 30 Jahre liegen bei 9M. Macht auch "nur" 3.6M weniger als die Variante 2, bei der auch Autos passieren dürfen (Sanierung 13M, Unterhalt 12M).



    Zitat von Finn

    Sollte die Brücke abgerissen werden, fände ich das um sie als (wenngleich nicht anerkanntes) Industriedenkmal unfassbar schade.

    Da stimme ich zu, aber najo, ein paar hundert Meter entlang Gleisabwärts haben wir ja jetzt schon ein schönes Bahn(hofs)-Baudenkmal…

  • Doch doch, die Variante gibt es. Das ist Variante 3 in der Vorlage. Allerdings kostet die in der Kalkulation nur 600.000 Euro weniger als eine Sanierung mit Freigabe für den MIV: 13 Mio. Euro versus 12,4 Mio Euro. Der Aufwand wäre derselbe, nur muss die Brücke dann halt nicht für bis zu 3,5t ausgelegt sein. Der Unterhalt käme 3 Mio. Euro günstiger, sodass man nach 30 Jahren bei Gesamtkosten von insgesamt 25 Mio. Euro (alles) versus 21,4 Mio. Euro (nur F/R) stünde. Ich glaube nicht, dass das erwogen wird: Der Nutzenverlust ist gegenüber den Einsparungen zu hoch.


    Ich glaube auch, dass Moco/Magirusstraße vielleicht gar nicht so uninteressant sind. Primär geht es ja darum, das Wohngebiet Hetzenbäumle (= Bleicher Hag/In der Wanne/Sonnenhalde) anzubinden. Da wäre ein Neubau circa an der Kreuzung Sonnenhalde/In der Wanne, glaube ich, nicht unattraktiver als die bestehende Brücke. Im Moco-Areal hat man ja noch etwas Luft zum Planen. Man käme zwar eine Kreuzung weiter weg von der Innenstadt raus, könnte aber eben über die Magirusstraße dafür direkt in die Weststadt reinfahren. Allerdings wäre die auch verdammt nah dran an der Lupferbrücke. Ich kann mir aber vorstellen, dass eine deutlich kürzere Neubaubrücke an der Stelle auch deutlich günstiger kommt; wer weiß, baut man sie in die Planungen für das Moco-Areal ein, kann man sich vielleicht in ein Förderprogramm von Stadtumbau West reinmogeln ;) .


    An die Planungen könnte sich auch die FUG ranhängen, deren Komplikationen aus der Vorlage ich mal ausgeklammert hatte; die haben dicke Versorgungsleitungen an der Beringer Brücke, die auch neu gelegt werden müssen. Und wenn man vielleicht eh das Moco-Areal neu anschließt...


    Eines wünsche ich mir aber: Sollte die Beringer Brücke abgerissen werden, muss die Bushaltestelle unbedingt ihren Namen behalten! Wenn dann in ein paar Jahrzehnten Leute verwirrt fragen, wieso die so heißt, kann man denen altväterlich auf die Schulter klopfen und schön nostalgisch werden: Ach, damals... :D .

  • Denkmalschützer verhindern den Abriss der Beringerbrücke [SWP]

    Zitat

    Für die Stadt Ulm war die Sache klar: Die Beringerbrücke, die den Eselsberg am Bleicher Hag über die Bahngleise mit der Blaubeurer Straße verbindet, wird abgerissen. Eine Sanierung wäre viel zu teuer, hieß es im Oktober im Stadtentwicklungsausschuss. [...] Nun ist alles wieder offen. Das Landesamt für Denkmalpflege ist eingeschritten und hat die Brücke unter Schutz gestellt.

  • Ich mag die Brücke als solche, die Einstufung als Baudenkmal begrüße ich, weil sie halt einfach ein Baudenkmal ist. Ich muss aber auch zugeben, dass mich die Zahlen vom letzten Jahr etwas erschrocken haben. Wird die Brücke nun saniert, kostet das die Stadt 13 Mio. Euro an Invest und weitere 12 Mio. Euro an Unterhaltskosten über 30 Jahre, zzgl. der üblichen Baukostensteigerungen. Zum Vergleich: für die neue Adenauerbrücke (sechs- bis achtspurig) rechnet man mit 20-26 Mio. Euro an Invest, für mutmaßlich doch etwas mehr Nutzer.


    Das kann man machen, wenn die Bürgerschaft das will und die Verantwortlichen finden, dass die Kosten das wert sind. Als Fan historischer Infrastrukturanlagen würde ich mich über ihren Erhalt freuen, aber ich wünsche mir, dass man in der Bürgerschaft dann halt auch anerkennt, dass das ein Schweinegeld kosten wird; wobei ich mir keine Illusionen mache, niemand wird da das Wie-viele-Kindergärten-Argument zücken. Stattdessen dürfte es nur wieder Proteststürme hageln, wenn die Brücke während der Sanierungszeit gesperrt wird, und die SWP titelt wieder "VERKEHRSCHAOS ULM", während in den Kommentaren lustvoll das dräuende Ende Ulms herbeigeschrieben wird.

  • Bildstrecke: Großer Aufwand für marode Beringerbrücke [SWP]


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    Die Beringerbrücke besteht fast mehr aus Rost als aus Stahl [SWP]

    Zitat

    Die Beringerbrücke bröckelt. So sehr, dass monatlich kontrolliert wird, ob es noch sicher ist. Dabei sind die bröselnden Stellen nicht mal das Schlimmste.

    Die Begleitung durch die Journalistin ist sicher eine Reaktion der Verwaltung auf die Erteilung des Denkmalschutzes, um die Probleme mit der Brücke zu verdeutlichen. Wie gesagt: Die Einstufung begrüße ich etc., aber man sollte sich im Klaren sein, wie viel die Sanierung kosten wird. Daher vollkommen okay, dieser Artikel.

  • Das Problem mit einem gleichwertigen Ersatzbau ist, dass dieser viel höher liegen müsste. Die Bestandsbrücke darf auch saniert so niedrig sein, aber jeder Neubau müsste zu den Fahrdrähten wesentlich mehr vertikalen Abstand halten. Das ist dann auch von den Auffahrtsrampen her schwierig zu lösen.

  • Schlechte Nachricht für den MIV, aber anscheinend nötig.
    Vor einigen Wochen fuhr ich einem Hochdach-Sprinter hinterher der nicht mehr unter die Höhenbegrenzung passte. Trotz Gescharre und wackelnder "Latte" wurde da nicht angehalten, trotz Lichthupe meinerseits. Genauso ein IVECO Daily mit 7,5t zGG. Passte drunter durch weil es ein Baufahrzeug mit Pritsche war... es interessiert wohl keinen von den Vollpfosten (sorry) was da unter denen passiert... wer nicht hören will muß halt fühlen.