In coronabedingter Ermangelung konkreter Nachrichten und Entwicklungen ziehen wir das Sommerloch einfach mal um ein paar Monate vor .
Das Theaterviertel ist Teil des Masterplans Citybahnhof, der sämtliche Bereiche rund um den Bahnhof abdeckt: Bahnhofsgebäude, Bahnhofsvorplatz, Sedelhöfe, Schillerrampe, Dichterviertel, Abstellgruppe Ost... und eben auch das Theaterviertel. Angestoßen wurde dieses Projekt im Übrigen im Jahr 2006! Schon daran sowie am Umgriff sieht man, dass das eine Frage von Jahrzehnten ist, bis man an einen Haken an den Prozess machen kann.
Im ersten Jahrzehnt ist aber auch durchaus einiges in Bewegung gekommen - die Sedelhöfe stehen (zumindest baulich) vor dem Abschluss, an der Bahnhofsgarage wird gearbeitet, im Dichterviertel ist in Sachen Fertigstellungsstand alles dabei. Die Abgänge vom Steg zu den Bahngleisen sind fertig.
Zur Orientierung empfehle ich die rührige alte Citybahnhof-Homepage der Stadt, mit allerdings natürlich veralteten Informationen. Ein aktueller Zwischenbericht war für die letzte Fachausschusssitzung erwartet worden, war aber (zumindest im öffentlichen Teil?) nicht auf der Tagesordnung.
(Quelle: Stadt Ulm)
Womit wir zum Sommerloch kommen! Während an vielen Aspekten des Masterplans schon geschraubt wird, sind einige Teilbereiche noch völlig offen. Neben der Schillerrampe und der Abstellgruppe Ost - nun Wilhelmspark - ist das Theaterviertel vielleicht der spannendste, schon wegen seiner Größe und Lage. Es gibt daher auch nur herzlich wenige greifbare Informationen.
Auf der Citybahnhof-Homepage können wir lesen:
ZitatMit dem Theaterviertel zwischen der Olgastraße und der Neutorstraße verfügt die Stadt Ulm über ein Flächenpotential für eine Cityerweiterung mit bester Anbindung an Schiene und Straße. In einer Mischung aus Wohnen und Arbeiten soll hier ein dichtes und urban geprägtes Stadtquartier mit qualitätsvollen öffentlichen Freiräumen entstehen. Die Zeitblomstraße bildet die Haupterschließungsstraße des neuen Stadtviertels und kann zum städtischen Boulevard aufgewertet werden. Über ein differenziertes Wegenetz wird das Theaterviertel an den Bahnhof, die Innenstadt und die weiteren umliegenden Stadtviertel angebunden sein.
Im ersten Gemeinderatsbeschluss überhaupt von 2006 las sich das wie folgt:
ZitatDas nördlich der Olgastraße gelegene Theaterviertel ist die einzige Entwicklungsreserve für eine Erweiterung der Ulmer City. Das Quartier ist derzeit geprägt von großflächiger Bebauung. Es verfügt über eine hervorragende Verkehrsanbindung an Schiene und Straße.Neben dem Theater Ulm befindet sich hier die Niederlassung der Deutschen Telekomsowie ein Autohaus. Im nördlich an den Bahnhof anschließenden Bereich des Theaterviertels besteht die Möglichkeit für vielfältige Nutzungen auf freiwerdenden Arealen der Deutschen Bahn AG und der Deutschen Post, wobei der Nähe zum Bahnhof Rechnung zu tragen ist.
Denkbar ist eine gemischte Nutzung aus Gewerbe, Büro, Dienstleistungen und Wohnen. Zu den angrenzenden hoch belasteten Straßen
und Bahngleisen sollen Puffer und Übergangszonen mit gemischter Nutzung vorgesehen werden. Die heutige Erschließung erfolgt über die Zu- und Ausfahrt bei der Post und über die Zeitblomstraße aber ohne eine Verbindung der beiden Straßen. Zur Entlastung der Zufahrt über den Bahnhofsvorplatz soll die Zeitblomstraße die überwiegende, wenn nicht sogar die alleinige Funktion der Erschließung übernehmen.
Ich glaube, das Stichwort der City-Erweiterung ist hier entscheidend.
Einen weiteren Anhaltspunkt liefert ein Entwurf der Verwaltung, der aber nicht zu hoch gehängt werden darf - natürlich wird noch (irgendwann) ein städtebaulicher Wettbewerb ausgelobt werden, der diese Entwurfsplanung ersetzen wird. Ich selber habe an einigen Stellen so meine Bauchschmerzen mit dem Entwurf. Als grobe Skizze verdeutlicht er aber zumindest die Dimensionen, in denen die Verwaltung hier denkt. Während der Entwurf meines Wissens leider nie digital veröffentlicht wurde, wurde er aber zu verschiedenen Gelegenheiten öffentlich gezeigt. So auch in diesem (immer noch sehenswerten) Video der Stadt Ulm von 2017, wo er ab Minute 06:40 rum ein paar Mal eingeblendet wird:
(Quelle: YouTube / Stadt Ulm)
(Quelle: YouTube / Stadt Ulm)
(Quelle: YouTube / Stadt Ulm)
Was sehen wir hier? Außer dem Theater selber tabula rasa, regelmäßig 5-7 Vollgeschosse mit mehreren Hochpunkten (8-10/12 Geschosse) und dem üblichen, modernen gemischten Nutzungskonzept. Überplant ist neben der hoffnungslos veralteten Hauptpost samt Anbauten auch der durchaus ziemlich wuchtige Telekom-Komplex. Aber wie gesagt, nicht zu hoch hängen - es kann alles auch völlig anders kommen.
Ein einziges konkretes Bauvorhaben gibt es: Den kontrovers diskutierten und teuren, aber jetzt erstmal beschlossenen Erweiterungsbau des Theaters inklusive Neubau für die Junge Ulmer Bühne. Mangels verbindlichem Plan für das Areal läuft er zwar technisch gesehen außen vor, mit seinen geplanten stattlichen Dimensionen dürfte er aber gut zu dem passen, was da noch kommen wird. Das Stichgleis der Straßenbahn können wir wohl auch schon gelten lassen, als erste Schienenmeter einer wohl geplanten Blockumfahrung.
Den Rest überlasse ich euch . Wir bewegen uns hier alle erstmal komplett im Spekulativen... aber was würdet ihr gerne hier sehen? Was gehört an diese Stelle, was sollte man vermeiden?