Neubau Schulkolleg (?) | Illertissen

  • Gutachter empfiehlt Neubau des Kollegs in Illertissen [SWP+]

    Zitat

    Für zig Schülergenerationen sind mit dem mächtigen Hauptportal des Kollegs der Schulbrüder in Illertissen besondere Erinnerungen verknüpft. Wer durch die mächtige Pforte tritt, erreicht einen eigenen Kosmos, in dem der klösterliche Gedanke auf den weltlichen Alltag trifft. Jetzt aber steht nicht nur der markante Eingang, sondern der gesamte Gebäudekomplex des Kollegs zur Disposition. Generalsanierung oder Abriss, so lautet die Schicksalsfrage für das in die Jahre gekommene, nicht denkmalgeschützte Gemäuer.

    Kannst du das einordnen, Puquio?

  • Danke Finn für den Beitrag, ich hoffe ich doppele jetzt nicht manches aus dem Artikel, aber ich gebe gern meinen Wissenstand dazu preis.


    Also das Schulzentrum im Südwesten Illertissens ist ein Komplex aus der Mittelschule (A), der Realschule (B) und dem Gymnasium (C).

    Die Hauptschule wurde schon saniert vor wenigen Jahren, für die Realschule war mein letzter Stand, dass die Sanierung bewilligt wurde. Das Gymnasium ist das Kolleg der Schulbrüder, die Keimzelle des Schulzentrums, nämlich einer ursprünglich von Mönchen geführten Oberschule. Die Schule ist heute nach Auflösung der Gemeinschaft in Illertissen noch immer in kirchlicher Trägerschaft mit weltlichen Lehrern und Leitung.

    Man erkennt sehr schön noch die Wohngebebäude der Mönche, deren Innenhof und die Kirche im Süden des Gesamtkomplexes. Heute werden diese Bereiche durch die Lebenshilfe und vor allem das Hospiz (nach Kernsanierung) genutzt.

    Der Gebäudekomplex des Gymnasiums ist historisch gewachsen, zunächst mit dem Gebäude 1 (früher das reine Jungeninternat in den 1920ern). Dieser Komplex wäre der baulich teuerste zu sanieren (beengt, dunkel) und wird im Prinzip von der Mehrheit als abrissreif eingeordnet. Später kam Gebäude 2 hinzu, ein sehr prägnantes Gebäude, wie im Artikel erwähnt mit pronounciertem Portal und stattlichen Dimensionen. Man kann das Gebäude durch seine Höhe von Weitem sehen. Hier ist Streit entbrannt, ob dieses prägende Gebäude abgerissen werden muss, da es eigentlich großzügig dimensionierte Treppen und Flure aufweist, meist hohe helle Räume, und eben identitätsstiftend ist. Gleichzeitig sind die Deckenhöhen im Halbparterre zu niedrig, ebenso wie in den obersten Stockwerken (heute Wohnungen), und mit nur einer Fluchttreppe wäre das Gebäude wohl auch brandschutztechnisch alleinstehend nicht machbar.

    Die Gebäude 3 sind Anbauten, welche über Gebäude 2 hauptsächlich erschlossen werden, es handelt sich um die Mensa, das Lehrerzimmer, das Rektorat und den Musiksaal. Dieser Teil weist verschiedene Alter auf und ist daher schwer im Zustand einzuordnen, würde jedoch die Aula und das Rektorat als nicht sanierungsfähig sehen. Es besteht auch Anschlussfunktion an die Kirche im SW und die Veranstaltungshalle im NW. Das Gebäude 4 ist eigentlich schon eine Notlösung, da hier zwei Stockwerke von der Realschule angemietet wurden und per Brücke vom Altbau erschlossen wurden. Die Raumteilung ist gut aber ein verwinkelter Anschluss mit langen Wegen.


    Insgesamt braucht der ganze Komplex eine energetische Sanierung. Das Gebäude bekommt seine Heizung als Fernwärme ist aber mit alten Fenstern und dünnen Wänden, sowie veralteter Haustechnik empfindlich. Die Befürworter eines Komplettabrisses argumentieren, dass man die heutige verwinkelte Anbaustruktur nur ohne Altbauten wegbekommt. Ich persönlich fände -wie man vielleicht heraushört- das Gebäude 2 wichtig zu erhalten, und halte den Preis für eine Sanierung als enorm hoch angesetzt. Könnte mir sehr gut vorstellen, dass da sehr ideell vorgegangen wurde, so steht in der Zeitung, dass die Deckenhöhen mindestens 3m sein müssen. Die Kostensteigerung von angenommenen 33 Mio. auf 62 Mio. kann aber auch heißen, dass bei den zuletzt durchgeführten Gebäudeöffnungen größere Schäden entdeckt wurden.

  • Vielen Dank, das war sehr erhellend!


    Ohne die Gebäude selber zu kennen würde ich nach deinen Ausführungen auch meinen, dass sich eine Kombination aus Sanierung und Ersatzneubau anbietet - wäre ansonsten sehr schade um das identitätsstiftende Gebäude 2.


    Mein erster Gedanke wäre, da erstmal über das Raumkonzept heranzugehen mit dem Ziel, alle Funktionen, die nicht die Raumhöhe moderner Klassenzimmer benötigen, in Gebäude 2 zu konzentrieren. Zumindest das oberste Geschoss ließe sich mutmaßlich auch abtragen und aufgestockt neu aufbauen. Ansonsten bin ich aber sehr zuversichtlich, dass ein gutes Büro das Problem der Verwinkelung mit geschickt angeordneten Ersatzneubauten der anderen Gebäudeteile lösen kann, ohne das Gebäude 2 abreißen zu müssen.

  • Der Kreis will über 134 Millionen Euro in Schulen investieren [NUZ+]

    Zitat

    Der Kreis will eine riesige Geldsumme in Baumaßnahmen für Schulen stecken. Außerdem steht das Illertisser Kolleg auf der Agenda: Abreißen oder sanieren?

    Daraus:

    Zitat
    Ewald Ott ( CSU) berichtete über Kontroversen von ehemaligen Lehrern und Schülern des Kollegs, nachdem die Machbarkeitsstudie Ende Mai vorgestellt wurde: „Wir in Illertissen werden die Verlierer sein, egal, wie wir uns entscheiden.“

    Verstehe ich nicht so recht. Gibt es zwei Lager, die sich wenig versöhnlich gegenüberstehen? Wenn die Illertissener sich gerade keine Neu-Ulmer zum zoffen greifen können, dann zoffen sie sich halt untereinander ^^.

  • Klingt für mich auch übertrieben oder sogar daneben, egal ob Abriss oder Teilabriss, es gibt eine neue, moderne Schule, die auch noch vom Landkreis voraussichtlich stärker mitfinanziert wird.

    Auch wenn Du es spaßig meinst mit dem Zoffen, es gibt handfeste Gründe den Norden(westen) des Kreises kritisch zu sehen. Es gibt ein starkes Verwaltungs- und Entwicklungsgefälle. Da hat Neu-Ulm mit seinem zuletzt offen ausgetragenen Egozentrismus viel Vertrauen zerstört. Es geht da auch nicht drum überregional bedingte Strukturänderungen zum Besten des ganzen Landkreises zu wandeln, wenn man sieht, dass unter in Kaufnahme eines Schadens anderer agiert wird. Stichworte: Neu-Ulm bekommt Klinik trotz bester Versorgungslage, entgegen der gewählten Strategie der Spezialisierung zwischen den Häusern werden dem Neu-Ulmer Haus immer mehr Abteilungen zugeschlagen. Das Illertisser Haus bleibt mit defizitären Abteilungen zurück. Mit Begründung der Unwirtschaftlichkeit wird der Laden abgewickelt, nach Jahren wo der ganze Landkreis für dieses Missmanagment blechen musste. Bürgerpetitionen werden ignoriert. Schaut man Verteilung der Kliniken überregional an, ist der Norden überversorgt, der Süden unterversorgt.

  • Hier gibt es auch Neuigkeiten. Ein Neubau ist vom Tisch! Die Eigentümerstruktur wurde jetzt nochmal grundlegend angegangen, wodurch nun aber eine Grundsanierung quasi festgelegt wurde. Die Planungen müssen jedoch erst noch beginnen und werden sich bis 2023 hinziehen. Das Projekt wird Uns hier im Forum also noch eine Weile begleiten.