Radschnellwege Netz

  • Für den Raum Ulm wurde untersucht, inwiefern ein Radschnellwegenetz sinnvoll wäre. Die Ergebnisse sind durchaus vielversprechend, weshalb ich bei einzelnen Routen von einer Verwirklichung ausgehe. Auch die breite Bekundung der Bevölkerung auf der Gemarkung Neu-Ulms beim ISEK Bürgerbeteiligungsverfahren für die Fahrradinfrastruktur ist entsprechender Auftrieb für diese Vision.


    Es sollen hier gerne alle Radschnellwegeverbindungen diskutiert und aufgeführt sein, speziell werde ich jedoch zunächst auf die Achse Neu-Ulm - Illertissen eingehen, da diese erste Analyse eine hervorragende Chance über allen Routen dieser Strecke als Ganzes zubilligt und damit eine Föderung von 80% und mehr vom Freistaat erreichbar scheinen lässt. Somit stehen die Chancen für deren Realisierung am höchsten. Dazu muss man wissen, dass BY und BW eine Mindestnutzung von mindestens 2000 Radfahrenden pro Tag für eine Förderung zwingend vorsehen. Eine zweite Bedingung ist, dass der Radschnellweg mindestens 5km (BW) und 10km (BY) lang sein muss.

    Weiterhin ist die Route 0 hervorragend bewertet, welche innerhalb des Stadtgebiets realisiert werden müsste und damit trotz noch besserer Bewertung aus der Definition fällt (siehe Steckbrief) und damit wohl getrennt gebaut werden muss, was aber sinnvoll ist, siehe weiter unten. Auch der Korridorabschnitt nach Elchingen bietet gute Grundbedingungen. Bewertet wurde nach Entfernung, Fahrzeit, Höhendifferenz und der Raumstruktur. Föderfähig sind diese einzelnen Abschnitte so noch nicht, dazu unten mehr.


    Aber zunächst hier alle vorgeschlagenen Korridore in einer förderfähigen Gesamtkonstellation:


    Es wurden weitere Strecken in der Region Donau-Iller untersucht, jedoch waren diese weder zu einem Netz zusammenschließbar noch mit einer guten Perspektive bewertet und damit vom endgültigen Vorschlag exkludiert. Die bevorzugten Verbindungen lauten:


    0.Ulm Neu-Ulm

    1.Ulm/Neu-Ulm Blaustein

    2.Ulm/Neu-Ulm Erbach

    4.Ulm/Neu-Ulm Elchingen

    5.Ulm/Neu-Ulm Nersingen

    6.Ulm/Neu-Ulm Senden/Vöhringen Illertissen


    Um auch die etwas unattraktiveren Korridore zu realisieren und die Föderbedingungen für möglichst den ganzen Korridor jeweils zu erfüllen, können einzelne Korridore gebündelt bewertet werden und kämen entsprechend auch nur gebündelt wohl zur Umsetzung, siehe dazu Kommentar #2.


    In Anbetracht dessen, sind es drei Korridore, welche jeweils oder gemeinsam realisierbar sind:


    Blaustein –Nersingen

    Erbach Elchingen

    Neu-Ulm Illertissen



    Bei dem Korridor Blaustein Nersingen wäre der Korridor 0 zwingend erforderlich, was aber auch für den Korridor Neu-Ulm Illertissen attraktivitätssteigernd wäre. Damit nun der Steckbrief zum Korridor 0 zwischen den beiden Ulms:




    Und hier nun der Steckbrief zum Korridor, der laut Studie alle Bedingungen erfüllt als einzelner Ast und damit leichter realisierbar ist:



    Eine Potentialanalyse sagt natürlich noch nicht viel, gibt Überblick, was überhaupt denkbar ist, jedoch ist meine persönliche Erfahrung durchaus bestätigend zu diesen Ergebnissen. Die bisherige Strecke nach Ulm am Iller-Radweg ist durchaus von der Distanz attraktiv, um von Illertissen nach Ulm zu fahren mit dem Rad. Deren Zustand und Trassierung ist jedoch keineswegs geeignet, um bei jedem Wetter sicher und schnell ans Ziel zu kommen, zumal sie fern der Siedlungszentren liegt meist. Es gibt alternativ, jedoch vollkommen bruchstückhaft, entlang der ST2031 Fahrradwege. Diese Route besteht oft nur aus Schutzstreifen und wechselt regelmäßig die Fahrbahnseite! In meinen Augen gefährlich und sehr unangenehm, mit dem Lärm, Spritzwasser und Unübersichtlichkeit.

    Zusammengefasst sehe ich also ein mögliches hoch attraktives Angebot, welches bisher nur aufgrund starker abweisender Faktoren unzureichend genutzt wird. Eine Vorstellung zu diesem Korridor ist hier in der Augsburger Allgemeinen nachzulesen, wobei auch die Ausgestaltung der Radschnellwege und andere Zusammenhänge erläutert werden.


    Die entnommenen Grafiken finden sich hier in der vom Regionalverband beauftragten und veröffentlichten Studie auch gerne zum selbst nachlesen und studieren. Dort finden sich zu allen hier oben genannten Strecken ausführliche Steckbriefe, warum diese geringer bewertet wurden.

  • Tolle Arbeit, danke!


    Auch in der Schwäbischen ist ein Artikel dazu:


    „Radautobahnen“: Jetzt müssen Kommunen und Kreise Farbe bekennen [Schwäbische+]

    Zitat

    Um die viel zitierte Verkehrswende zu schaffen, braucht es neue Infrastruktur. Dazu gehören auch Rad-Schnellwegeverbindungen, sogenannte „Autobahnen“ für Radfahrer. Die meisten Radler sind im Großraum Ulm/Neu-Ulm unterwegs, aber nicht nur. Nun sind Kommunen und Kreise am Zug, sie müssen Farbe bekennen.

    Im von dir verlinkten NUZ-Artikel ist schön beschrieben, wie so ein Radschnellweg am Ende aussehen muss: Möglichst kreuzungsfrei und mindestens vier Meter breit. Andere Radschnellwege sind auch beispielsweise durchgehend beleuchtet. Das hat mit einem gewöhnlichen Radweg nichts tun, sondern ist richtige Infrastruktur.


    In den Anforderungen sehe ich dann auch den Grund, wieso manche Kommunenen an einer möglichen Umsetzung zu knabbern haben werden. Wo so ein Radschnellweg geschaffen wird, müssen andere Nutzungen im Zweifelsfall auch mal zurückstecken. Und je näher wir nach Ulm/Neu-Ulm kommen, desto verbauter ist die Gegend schon.


    Gerade bei Achse 0 muss man sich dann auch irgendwann entscheiden, welche Donauquerung man für diese Achse vorsehen will. Geht man davon aus, dass die Illertal-Achse die aussichtsreichste ist, müsste man die Gunst der Stunde mit dem Neubau der Adenauer-Brücke nutzen. Dann könnte man eine solche innerstädtische Achse auch gleich im Zusammenhang mit dem LGS-Gelände denken und hätte weiter nördlich den Anschluss zu einer Blautal-Achse.


    Ein Clou scheint ja jedenfalls zu sein, dass die Studie die Abschnitte mit dem meisten Potential so zusammenbindet, dass sie die Förderbedingungen der Länder erfüllen. Neben der Illertal-Achse wäre das:

    • Blaustein-Ulm/Neu-Ulm-Nersingen
    • Erbach-Ulm/Neu-Ulm-Elchingen
  • Ein Clou scheint ja jedenfalls zu sein, dass die Studie die Abschnitte mit dem meisten Potential so zusammenbindet, dass sie die Förderbedingungen der Länder erfüllen. Neben der Illertal-Achse wäre das:

    • Blaustein-Ulm/Neu-Ulm-Nersingen
    • Erbach-Ulm/Neu-Ulm-Elchingen

    Da hat die Schwäbische wohl genauer hingeschaut als die Augsburger ;) Verstehe ich das richtig, dass diese verknüpften Routen durch den Kniff ähnlich gute Chancen auf Realisierung haben? Dann würde ich den Eingangspost entsprechend anpassen und erweitern mit den Steckbriefen.

  • So steht es zumindest auf S. 22f der Studie: Der Südzubringer, die Ost-West-Achse und "Süd-West-Nord-Ost-Achse" (kein Scheiß ^^). Bei der Erbach-Elchingen-Achse steht in der Beschreibung:

    Zitat

    Durch diesen neu definierten Korridor kann auf der Korridorlänge unter Berücksichtigung der Distanzgewichtung ein Potenzial im Bereich B1 bestimmt werden. Durch die weiteren potenzialbildenden Faktoren, insbesondere das in Richtung Erbach gelegene Gewerbegebiet „Donautal“ sowie die Vervollständigung des neuen Gesamtsystems in die beiden Himmelsrichtungen, ist dieser Korridor attraktiv als RSV.

  • So steht es zumindest auf S. 22f der Studie: Der Südzubringer, die Ost-West-Achse und "Süd-West-Nord-Ost-Achse" (kein Scheiß ^^). Bei der Erbach-Elchingen-Achse steht in der Beschreibung:

    Danke Finn, das habe ich glatt überlesen, da aus der Abschnittsanalyse hervorging, dass die einzelnen Korridore nicht die Kriterien schaffen. Habe ich entsprechend angepasst im Eingangspost und die anderen realisierbaren Korridore noch explizit aufgeführt. Ich hoffe drauf, dass alle drei möglichen Korridore realisiert werden können, dann hätte Ulm eine spitzen moderne Infrastruktur, man denke nur z.B. von Senden schnell nach Blaustein Ausflug mit dem Rad z.B. Heute eine wohl recht unattraktive Vorstellung, sich durch Feldwege und dann kreuz und quer durch die Stadt zu kämpfen. Ich weiß, es ist nicht unbedingt so gedacht für Ausflugsfamilien und so, sondern für die Pendler, finde ich aber trotzdem eine schöne Vorstellung, die so bestimmt auch ,,mitgenutzt" würde. Grade für die Pendler sind die Gewerbegebiete wichtig mit dem Radschnellweg zu erschließen, so viele Chancen :)

  • Ich sehe keinen Grund, wieso es beim Rad nicht anders sein sollte als beim Auto - wer Radschnellwege sät, erntet Fahrradverkehr :).


    Aus den Erfahrungen der letzten Jahre sehe ich aber schon ein gewisses Konfliktpotential. Die Radschnellwege sind für ein schnelles Vorankommen ausgelegt, und mit dem extremen Erfolg von E-Bikes in der jüngsten Zeit sind viele Radfahrende durchschnittlich viel, viel schneller unterwegs als früher. Manchmal sieht man auch Leute, die latent überfordert sind von der großen Geschwindigkeit, die sie mit Unterstützung des E-Motors erreichen. Am Ende wird es die Zeit zeigen müssen, aber Ausflugsverkehr gerade mit Kindern dürfte auf den klassischen Radwegen wahrscheinlich besser aufgehoben sein.

  • Am Ende wird es die Zeit zeigen müssen, aber Ausflugsverkehr gerade mit Kindern dürfte auf den klassischen Radwegen wahrscheinlich besser aufgehoben sei

    An sich sehe ich das auch so, habe sogar schon genau über so eine Problematik schon bei bereits bestehenden Radschnellwegen gelesen. Andererseits kann auch jeder mit einem Fahrzeug ab 60 km/h auf die Autobahn, das kann auch eine Gefahr sein, aber es scheint ja in der Praxis zu funktionieren. Zumal sich bei Fahrradschnellweg ja höchstens der Nachmittagsverkehr in einen problematischen Mischverkehr verwandeln kann. Ich fände es zumindest Stand heute keine gute Lösung eine Mindestmotorisierung -das Einzige was man wirklich durchsetzen könnte- vorzuschreiben. Zu viele wären davon ausgeschlossen und das hat dann auch eine soziale Komponente, die beim Auto heute jedoch übrigens auch herrscht.

  • Ich fände es zumindest Stand heute keine gute Lösung eine Mindestmotorisierung -das Einzige was man wirklich durchsetzen könnte- vorzuschreiben.

    Das geht natürlich nicht. Denn die RSV sind vor allem auch dazu geeignet mit dem Rennrad befahren zu werden. Denen bleibt heute wegen mangelnder Qualität der Radwege oft nur die Bundesstraße als Alternative.

  • So unterschiedlich kann die Wahrnehmung sein. Meiner Erfahrung nach sind die Ebiker eher die langsame Fraktion solange es nicht bergauf geht. Zu beschwerlich ist das selber treten sobald der Motor ob des vmax limits aufgibt, das lockere mittreten ist ja auch so bequem.


    99% der ebiker auf der Blautalautobahn fahren strich 25km/h, und sind hauptsächlich in weg ;).


    Ich denke aber wenn man die beim Sport machen ertragen kann dann dürfen die auch ruhig Rücksicht auf Familien mit Kindern nehmen.

  • Ich denke der Vergleich mit einer Autobahn ist gar nicht schlecht, diese Ausbauform erlaubt es auch sehr sicheren Verkehr zu ermöglichen. Daher glaube ich, dass egal ob für verunsicherte Rentner auf E-Bike, Kinder oder Rennradfahrer diese spezielle Infrastruktur baulich genauso zu besserem Fahrradfahren führt. Zum einen ist mit 4m schon enorm viel Platz, zum anderen ist mit Beleuchtung, möglichst Kreuzungsfreiheit und kein Großfahrzeug direkt an den Hacken die Verunsicherung reduziert und Übersichtlichkeit maximal.

  • Ja, auf jeden Fall. Auch wenn der aktuelle Radweg nach Blaustein abzueglich Beleuchtung schon autobahnmaessig ausgebaut ist ;). Allgemein bin ich mit dem Radnetz hier in Ulm sehr gluecklich, wenn man weis wo man lang fahren muss gibt es eigentlich in alle Richtungen dedizierte Radwege, Fahrradstrassen, etc. so dass man sehr zuegig und sicher ueberall hinkommt.

  • Ja, auf jeden Fall. Auch wenn der aktuelle Radweg nach Blaustein abzueglich Beleuchtung schon autobahnmaessig ausgebaut ist ;).

    Die Studie benennt immer wieder in ihrer Analyse bestehende Infrastruktur und spricht sich für eine Eingliederung dieses Bestands aus. So sagt sie auch speziell für den Abschnitt nach Blaustein nur geringe Kosten voraus, weil der Bestand schon größtenteils vorhanden ist. Diese Strategie wird auch die einzige Realistische sein, im dichten Siedlungsraum um und in Ulm finden sich wenig Platz für eine komplette Neutrassierung und auch aus ökologischen Aspekten ist eine weitere Versiegelung nicht wünschenswert. Im Illertal gibt es mehrere alte Dorfstraßen, welche längst durch moderne Strecken an neuer Stelle ersetzt wurden und somit die alten ggf. eine neue Nutzung erhalten könnten, Vorteil dabei, dass diese bereits direkt von und in die Städte führen, Nachteil, man muss möglichst kreuzungsfrei durch die Städte was schwierig ist. Bin gespannt, welche Trassierung dann konkret aus den Korridoren hervorgeht.