Beiträge von Nebenstelle

    Da muss ich leider direkt wieder mit stänkern anfangen...
    Ein mal windig, ohne Profil und Kontur, dekonstruktivistisch und mit den Formen gespielt, wie im Kindergarten. Das andere mal einfach nur ein chaotisches Flächenmosaik aus Glas und grau-weißem Putz.
    Bei beiden Gebäuden trifft leider wieder das argument mit der eiskalten Sterilität und dem abweisenden Charakter zu. Auch ist wieder null Bezug zu regionaler Formensprache oder Materialien gegeben. Für mich ist das ein Ausdruck der nackten Verzweiflung in der modernen Architektur.
    Einfach wahllos irgendwelche Formen zusammengeschustert, die in gar keinem Bezug zueinander und zur umgebung stehen und dann noch schön modisch gemacht mit bissl grauer und weißer Farbe.
    Ist das die Visitenkarte, die Neu-Ulm Ulm zeigen möchte? Schaffen wir so Aufenthaltsqualität?

    Volle Zustimmung. Es zeigt sich wieder einmal, dass die Moderne keinerlei Talent hat, Stadträume zu kreieren.


    Was für ein Privileg, an solch einer Stellen zu bauen - am Fluss, an der wichtigsten Brücke der Stadt! Aber anstatt die einmalige Lage als Ansporn und Auftrag zu verstehn, haben sich die Investoren und Architekten für billigen Schund entschieden, der entweder hilflos scheitert oder gar keinen Anspruch hat. Hauptsache die Kasse stimmt! Auch gibt es keinen lokalen Bezug zur Stadt oder Region; das Gebäude könnte genauso gut in Kapstadt stehen.



    Wie lange geben wir dem Gebäude? Dreißig, vierzig Jahre? Wann endlich wird erkannt, dass qualitätvolles, nachhaltiges Bauen auch bedeutet, Zeitloses zu schaffen? Warum wird immer irgend welchen Moden hinterhergelaufen und nicht gesehen, dass diese sich schnell abnutzen? Warum besinnt man sich nicht auf die Stärken und Traditionen der einstmals so schönen freien Reichsstadt; warum fügt man der Stadt immer neue Wunden aus Beton und Glas zu?

    Das wird offenbar auch ein sehr großes Haus. Wenn ich das richtig sehe, kommt ja noch ein volles Stockwerk oben drauf auf den Bereich, der im Moment verschalt ist - und dann noch ein relativ steiles Dach mit Gauben. Das wird somit die Nachbarbebauung überragen, wohl die Höhe des Wöhrl-Kaufhauses aufnehmen und damit richtig großstädtisch wirken! Sehr gut!


    Viel wird allerdings vom Material der Fassade und der Qualität der Fenster abhängen. Bitte kein weißer Putz... Hoffen wir, dass hier nicht gespart wird.


    Wenn (nach dem Blick auf die Visualisierung) etwas Kritik erlaubt ist: Ein traditionell orientierter Architekt hätte es sich wohl nicht entgehen lassen, eine solche prominente Ecksituation zwischen Pfauengasse und HIrschstraße repräsentativer zu gestalten, sie beispielsweise mit einem Erker oder einem Eingang zu betonen. So viel Baukunst erwarte ich halt gar nicht mehr von der heutigen Architekten- und Investorengeneration. Ein paar Ornamente hier und da hätten den Bau auch interessanter gemacht.


    Trotzdem scheint hier eindeutig eine Verbesserung des Stadtbildes vor sich zu gehen.

    Hallo Finn, hier eine Replik zu einigen Deiner Äußerungen. Wie Du selbst neige ich dazu, in Diskussion zuzuspitzen. Das ist nicht persönlich gemeint, ich will nur zum Nachdenken anregen. ;)

    Bei den beiden Beiträgen würde ich mich eher Rüdiger als Nebenstelle anschließen. Ich tue mich nämlich mit historischen Rekonstruktionen - mehr oder weniger also Historismus -, mit Begriffen wie "lokale Bautradition", und mit der Gegenüberstellung von alt und neu als gut und schlecht ein bisschen schwer.

    Ich würde statt nach historisch und modernistisch zu unterscheiden lieber einfach die allgemeine architektonische Qualität als Maßstab gelten lassen. Wir sollten nicht alt oder modern bauen, sondern gut. "Gut" kann je nach Lage und Umgebung ganz Unterschiedliches bedeuten. In Straßenzügen mit historischer Substanz - zum Glück ja gar nicht so wenige - soll und muss man zum Beispiel mit Bedacht und Augenmaß vorgehen - vorsichtige Sanierungen und Aufstockungen, zurückhaltende und angepasste Architektur, die die Formsprache der Umgebung aufnimmt. Für meine Begriffe schließt das nicht aus, auch mal gezielt Kontraste und Reizpunkte zu schaffen - Rathaus und Bibiliothek, Schwörhaus und Synagoge, Münster und Stadthaus. Aber das funktioniert halt nur, wenn die architektonische Qualität stimmt.


    Es gibt sicherlich auch gute moderne Architektur, aber man muss sie in Deutschland leider mit der Lupe suchen - insbesondere dann, wenn es nicht um Solitäre, sondern um die Gestaltung von Stadträumen geht. Deswegen ist es leider so, dass die Gleichsetzung von modern und schlecht auf der einen Seite, und alt und gut auf der anderen in der Regel zutrifft.


    Es kann keine Rede davon sein, "auch mal gezielt Kontraste und Reizpunkte zu schaffen" - davon haben wir doch bereits viel zu viel. Stattdessen stellt sich doch eher die Frage, wo noch historische Ensemble ohne einen modernen Kontrast zu finden sind. Auf Bildern, insbesondere Luftbildern des alten Ulm sieht man, was Ensemblewirkung ist; dieser Aspekt ist beim heutigen Stadtbild doch vollkommen verlorengegangen.



    Klar, es ist ein Jammer, was in Ulm so alles an historischer Bausubstanz unwiederbringlich verloren gegangen ist. Es gibt mir immer einen kleinen Stich ins Herz, wenn ich zum Beispiel durch Schweizer Städte gehe und mir anschaue, wie es auch bei uns anfühlen könnte... und wenn ich in alten Stadtansichten schmökere, will ich an dem Tag manchmal gar nicht mehr in die heutige Stadt.

    Und doch, Rekonstruktionen, erst recht nach mehreren Jahrzehnten, finde ich gewissermaßen unehrlich. Auch der Krieg und die Nachkriegszeit bis hin zu unserer Gegenwart gehören zur Ulmer Stadtgeschichte dazu; diese Zeiten haben natürlich ebenso ein Anrecht auf einen Platz im Stadtbild wie alle anderen.

    Ja, es ist ein Jammer, und viele wissen gar nicht, wieviel tatsächlich in Ulm verlorengegangen ist. Deswegen müssen wir das Verlorengegangene, soweit es irgend möglich ist, rekonstruieren.


    Was soll an Rekonstruktionen unehrlich sein? Ist Ehrlichkeit eine Kategorie, mit der wir Architektur und Städtebau beurteilen sollten? Ist Venedig unehrlich, weil der Campanile und das Fenice Rekonstruktionen sind? Sollten wir überhaupt aufhören, Häuser zu renovieren, weil es unehrlich wäre, die Spuren der Zeit zu beseitigen? Wäre es nicht ehrlicher gewesen, wenn Ulm nach dem Zweiten Weltkrieg in Ruinen geblieben wäre, und wir dort heute noch hausen würden?


    Meine Antwort darauf lautet: Nein. Bringen wir stattdessen an jedem rekonstruierten Haus eine gut sichtbare Plakette an, die besagt, dass es sich hierbei um eine Rekonstruktion handelt. Damit ist der Ehrlichkeit Genüge getan.


    Welcher Anteil Ulms besteht denn nun aus historischer Architektur (d.h. Baujahr vor 1914, oder, bei Ausschluss der Gründerzeit, vor 1850)? Das ist doch nun wirklich minimal, von daher erübrigt sich der Hinweis, dass auch die Moderne und die Gegenwart ein Anrecht auf Repräsentation im Stadtbild hätten. Im Gegenteil, wir leben in der historisch völlig einmaligen Situation, dass unsere Städte in Deutschland im wesentlichen durch eine Epoche geprägt sind. Wie viele barocke Bauten gibt es denn beispielsweise noch in Ulm, nach der Zerstörung und dem mutwilligen Abriss von Bauten wie dem Deutschhaus? Und wie viele Fünfzigerjahre-Bauten gibt es?


    Andere Viertel sehe ich dagegen als tabula rasa, darunter eben auch die Gegend um die Sedelhofgasse. Brutal formuliert: da ist nichts mehr zu retten, schon lange nicht mehr. Und wenn man irgendwo wirklich komplett freie Hand hat, dann ist es völlig okay - und vielleicht schon eine Pflicht -, zeitgemäß zu bauen. Wenn halt die Qualität stimmt. "Modern" muss ja echt nicht, wie Rüdiger und panpikus meinten, gleich eine banale Materialschlacht mit Glas und Beton und weiter nicht viel bedeuten. Da gibt es so viel, was einem gute zeitgenössische Architekten zu bieten haben; panpikus hat's angedeutet...

    Ja, so kann man denken. Prinzipiell hast Du sogar recht, und mir wäre die Rekonstruktion historischer Architektur an anderer Stelle in Ulm auch wichtiger. Insbesondere das Wengenkloster östlich und der Bahnhofplatz östlich des besagten Gebietes wären aber meiner Meinung nach schon Ansatzpunkte für Rekonstruktionen.


    Blickt man zurück, so ist es doch so, dass die Moderne auch dann nicht zu guten Ergebnissen führt, wenn sie freie Hand hat und eine tabula rasa vorfindet. Die westliche Innenstadt war doch nach dem Krieg im Prinzip eine tabula rasa, oder wurde durch Abrisse dazu gemacht. Und was hat die Moderne daraus gemacht? Richtig, eine Architekturwüste, die uns solche unterirdischen Bauten wie den Bahnhof, Sport Sohn oder die spießigen Flachbauten in der Wengengasse beschert hat.


    Warum glaubst Du, dass es dieses Mal, bei den Sedelhöfen, anders sein sollte als bei den vergangen Chancen, die westliche Innenstadt wiederaufzubauen? Glaubst Du nicht, dass die Menschen in den Fünfzigerjahren ähnlich optimistisch waren, und dann ist so ein Müll rausgekommen wie die Zeilenbauten in der westlichen Neuen Straße oder der südlichen Frauenstraße? Bei den Visualisierungen der Sedelhöfe sieht man doch bereits, dass es nichts wird. Allein die mangelnde Anbindung an die restliche Innenstadt ist schon ein Grund anzunehmen, dass die Sedelhöfe funktionieren werden wie ein Fremdkörper, wie ein Blautal-Center in der Innenstadt.

    Hallo Rüdiger,


    ich kann Dir da voll und ganz zustimmen. Leider ist Ulm aber ziemlich provinziell in mancherlei Hinsicht, und die Provinz lechzt nach Weltläufigkeit, die sie in modernistischer Klötzchenarchitektur zu finden hofft. Ich dagegen warte auf den Tag, da die Verantwortlichen - Bürger, Politiker, Geschäftsleute - erkennen, welche Stärke in lokalen Bautraditionen liegt, und wieviel man durch historische Rekonstruktion des Stadtbildes langfristig gewinnen könnte.


    Ein Unterschied zu Frankfurt ist eben auch, dass in Ulm die Altstadt nicht vollständig, sondern "nur" zu etwas über 80% vernichtet wurde. Das heißt, es gibt noch einige schöne Straßenzüge mit Fachwerkhäusern. In Frankfurt musste man ja mit der Rekonstruktion der Römerberg-Ostzeile bei Null beginnen, und selbst die paar Rekonstruktionen, die nun auf dem Dom-Römer-Areal entstehen, sind unbedeutend gegenüber dem Meer an banaler, hässlicher Wiederaufbauarchitektur in dieser Stadt.


    Trotzdem ist auch das Ulmer Stadtbild nachhaltig geschädigt durch Krieg und Wiederaufbau; als "schön" kann man das Ganze sicher nicht bezeichnen. Wenn man sich vor Augen führt, wie prächtig das Bahnhofsviertel und die Olgastraße in Ulm vor dem Krieg waren, und welcher Müll jetzt dort herumsteht - und vor allem, welche Klötzchenarchitektur nun wieder geplant ist, kann man nur auf eine Kehrtwende hoffen. Mit dem gegenwärtigen Baubürgermeister, einem überzeugten Modernisten, ist da aber wohl nicht viel zu machen.

    Reinhold, ist das von Dir gezeigte türkisfarbene Haus eigentlich ein Neubau oder ein modernisierter Altbau? Mir ist das Gebäude schon öfter beim Vorbeilaufen aufgefallen, ich hab's aber nie so ganz genau angeschaut. Die recht breiten, liegenden und regelmäßigen Fenster sowie der ausgeprägte Betonfirst deuten ja eher auf einen Neubau hin. Trotzdem wäre es erstaunlich, dass man die Kubatur des links davon stehenden Altbau aufnimmt und sogar Auskragungen konstruiert. Leider trüben dennoch viele stilfremde Details die Wirkung dieses Baus.

    Von der Kubatur her geht der geplante Neubau in Ordnung. Allerdings folgt er ansonsten halt der Investorenlogik. Wie wäre es mal zur Abwechslung mit einem überstehenden Dach? Und vielleicht sogar mit einer Alternative zu weißem Putz als Fassadengestalung? Warum nur sind alle runden Formen verpönt, genauso wie jegliches Ornament?

    Neben der ehemaligen Dreifaltigkeitskirche in der Frauenstraße sicher die für mich spannendste Baustelle in Ulm. Ich kann gar nicht glauben, was da Schönes gebaut wird! Man soll ja den Tag nicht vor dem Abend loben, also warten wir noch bis zur Fertigstellung. Wenn aber die Materialwahl halbwegs stimmt und nicht Billigfenster aus dem Baumarkt genommen werden, dann kann eigentlich nicht mehr so viel schief gehen...

    Man kann nur hoffen, dass solche fiesen Gebäude wie das von Thorsten gezeigt braune Haus nicht saniert, sondern gleich abgerissen werden. Ich könnte mir nicht vorstellen, wie man daraus etwas Schönes machen sollte; verstoßen solche Häuser doch bewusst gegen alles, was das alte Ulm einst ausgemacht hat: Liegende statt stehende Fenster, Betonung der Horizontalen statt der Vertikalen, Trauf- statt Giebelständigkeit, Glasfronten im Erdgeschoss statt Mauerwerk, Verstecken statt Betonen des Zugangs zum Haus, generelle Schmucklosigkeit statt Ornamentik.


    Ich bin so gespannt darauf, was aus der ehemaligen Dreifaltigkeitskirche wird. Könnte dies die Initialzündung sein, nun auch in der Frauenstraße wieder traditionelle, gelungene Architektur zu bauen?

    Natürlich sehr schade, dass es nur für sogenannten Sichtbeton im Erdgeschoss gereicht hat - zusammen mit den übergroßen Fenstern in diesem Bereich ein großes Manko. Immerhin ist die Kubatur des Hauses sehr schön, in bezug auf Fassadengestaltung, Fenstergröße, Materialien usw. muss der Architekt aber noch viel dazulernen. Im Vergleich zu dem, was sonst in Ulm verbrochen wird, reicht es insgesamt trotzdem zu einem "gelungen".

    Jetzt, da die Hüllen fallen, kann man mal eine vorsichtige erste Bilanz ziehen.


    Positiv wirkt auf mich die bauliche Verdichtung an dieser Stelle. Zusammen mit dem benachbarten Wengentor wird eine Art von Torsituation für die Altstadt geschaffen. Auch gefällt mir der steile Giebel und die Tatsache, dass höher gebaut wurde als bei der doch zum Teil sehr kleinstädtisch wirkenden Nachkriegsbebauung der Umgebung. Das wär's dann aber auch schon mit den positiven Aspekten...


    Negative Punkte gibt es zu viele, um sie alle aufzuzählen. Zunächst einmal wirkt das Haus nicht gut proportioniert. Dies gilt für die Gesamtkubatur, aber auch für viele Details. Der Vorsprung zur Straße hin, der es nicht mehr unter das Dach geschafft hat, ist in seinen Proportionen misslungen, dient aber wohl auch nur der Maximierung der Bruttogeschossfläche.


    Völlig unverständlich ist mir, dass die Fassade abgesehen von den Fenstern mal wieder überhaupt keine Gestaltung aufweist. Keine Ornamente, dann auch noch alles weiß gestrichen - wie langweilig, und bald wohl auch heruntergekommen, wenn's mal öfter geregnet hat. Die Fenster sind natürlich viel zu groß. Zwar mag ich klare Gliederungen, hier aber wirkt die große Anzahl gleichförmig angeordneter, übergroßer Fenster geradezu erschlagend.


    Für ein Haus dieser größe ist das Erdgeschoss auch zu klein geraten - da stimmen die Proportionen halt überhaupt nicht. Die Betonsäulen in der Erdgeschosszone wirken mickrig und zu billig, aber auch das ist man ja gewohnt von Ulmer Nachkriegsfüllbauten.


    Also: Es hätte noch schlimmer kommen können - aber schön, großstädtisch oder geschmackvoll geht anders. Gegenüber der spießig-billigen, unterirdischen Nachkriegsbebauung direkt daneben - das Haus wurde ja leider auch noch gestrichen statt abgerissen - ein Fortschritt.

    Danke für die Begrüßung, Aquarium! Deine Infos machen mir etwas Hoffnung; spitzgiebelig gefällt mir und ist so typisch für Ulm. Ich bin gespannt auf das Ergebnis!

    Der Neubau ist ganz in Ordnung, wenn man ein paar Abstriche akzeptiert und sich bewusst macht, was eben derzeit in Ulm möglich ist. Allerdings urteile ich nur nach den hier eingestellten Bildern, da ich noch nicht vor Ort war.


    Die Kubatur des Baus ist überaus gelungen; diese steilen Giebel fügen sich wunderbar ein und imponieren durch ihre Größe. Die Fassade hingegen fällt deutlich ab, trotz der relativ klaren Gliederung. Das ganze wirkt ein wenig steril, und die großen Fenster wirken tot wie leere Augenhöhlen. Ich hoffe, dass das die Fassade des Erdgeschosses noch nicht fertig ist - oder sollte das tatsächlich Sichtbeton sein?

    Für die städtebauliche Entwicklung Ulms hätte ich es begrüßt, wenn MAB ausgestiegen wäre; dann hätte man das Projekt noch einmal neu überdenken und verbessern können. Mir gefällt nämlich das, was ich bisher gesehen habe, überhaupt nicht. Lässt man sich nicht zu sehr von der Investorenlyrik beeindrucken, dann wirkt das Projekt doch wie ein Rückgriff auf die Sechziger- oder Siebzigerjahre: Große, klobige Klötze, kaum Fassadengestaltung, keine Rücksichtnahme auf lokale Traditionen.


    Gut, um all das, was da jetzt abgerissen wurde, ist es nicht schade; im Gegenteil: gut, dass der ganze Wiederaufbaumist erstmal weg ist, und man hätte eigentlich gleich noch viel mehr abreißen sollen. Hätte man an dieser prominenten Stelle Ulms jedoch nicht sehr viel mehr machen können, ja machen müssen, als nie neuen Pläne vermuten lassen? Statt Stadtreparatur - mit Kleinteiligkeit, gemischter Nutzung, traditionellen, beständigen Materialien, Fassadengestaltung, Rückgriff auf lokale Bautraditionen - droht nun ein billiges, klobiges Einkaufszentrum und Architektur mit Vorstadtcharakter wie es in jeder beliebigen deutschen Stadt stehen könnte.


    Vielleicht sollte ich nicht zu vorschnell urteilen und die Ausarbeitung der Pläne abwarten. In der Vergangenheit hat sich Abwarten in Ulm aber meistens als Reinfall herausgestellt, da dann modernistische Architekten und Nutzflächenoptimierer Hand in Hand den kleinsten gemeinsamen Nenner finden.