[...] Für mich auch ein schöner Beleg dafür, dass man größere Abschnitte entlang einer Straße (oder: ganze Straßenzüge, siehe Sedelhöfe...) möglichst nicht an nur einen Investor verhökern sollte, wenn man sich ein lebendiges Straßenbild bewahren will.
Das ist für mich wohl weniger die Ursache. Ich kenne mich zu wenig damit aus, aber als meine Eltern Ende der 1980er Jahre in Neu-Ulm gebaut haben wurde explizit vorgeschrieben, welche Büsche vorne und auch hinter dem Haus gepflanzt werden dürfen. Damit auch alles schön einheitlich aussieht.
Macht sicherlich auch in einem gewissen Rahmen Sinn - aber es wird auch elendig langweilig.
Hinzu kommt der wohl aus wirtschaftlicher Sicht sinnvolle Einsatz von ebenerdigem Parterre (wie es die wörtwörtliche Übersetzung von Parterre ja nahelegt). Den kann ich aus mehreren Gründen nicht ab: Ich will nicht, das mir immer alle ins Schlafzimmer gucken können. Denn ich will die Fenster auch nicht mit Milchglasfolie bekleben oder immer die Rolläden runterlassen zu müssen.
So hatte ich bereits etwa 1,5 Jahre in einer ehemaligen Mühle in Weingarten (RV) imi EG gewohnt - mit Milchglasfolie an dem großen Fenster.
Beim Hochparterre kann man den mehr oder weniger attraktiven Ausblick aus dem Fenster noch genießen und fühlt sich nicht immer wie in einem Krankenwagen (oder Badezimmer mit überdimensioniertem Fenster).
Geht vermutlich nicht nur mir so. Dann wünscht man sich - trotz täglichem Treppensteigen - doch wieder eine Wohnung im 1. oder 2. Stock. Oder wenigstens ein Zimmer mit Fenster zum für Fußgänger uneinsichtigen Garten.
Aber was wird gebaut? Sowas hier:
http://www.blank.at/linkglacis_terrassenlink.html
*schauder*
Man könnte ja noch die »schöne« Betonwand ein wenig höher ziehen, 'nen halbrunden Aufsatz draufpacken und das Ganze dann als »modernes Wohnen mit Hinterlandmauer« anpreisen?
Aber vielleicht bin ich einfach nur zu eigensinnig und erkenne nicht den Nutzen am Hochparterre.
Vielleicht ein paar Highlights meiner Behausungen. Berufsbedingt hatte ich einige Umzüge und so in diversen Häusern, Wohnungen und auch mal einen Monat lang in meinem VW Bus gewohnt.
* Ulm, Schillerstraße -> Gebäude aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Noch mit Brandspuren (mutmaßlich von der Nacht des 17.12.1944) im originalen Holzboden im 3. Stock (unter dem Dachstuhl).
* Neu-Ulm -> Neubau 1989
* Hechingen -> 1960er Jahre Kettenhausblock. 1. Zi WHG, 3. Stock Richtung NW. Sonne: Frühmorgens ein Streifen von 5 cm an der Wand. Das war's dann auch schon.
* Hechingen -> 1 Monat im Sommer im VW Bus. Sonne: Zuviel des Guten.
* Weingarten (RV) -> 3. Stock eines ehemaligen Gebäudes der frz. Streitkräfte. Umgebaut in ein Studentenwohheim mit kleinen Wohneinheiten zwischen 3-6 Bewohner. Daher 5er WG. Netter Balkon, leider für den gesamten Stock -> also konnte einem jeder ins Zimmer schauen...
* Schweiz -> alter Bauernhof von 18xx -> fachgerecht umgebaut vom Nachfahre des ursprünglichen Erbauers (selbst in der Innenraumbranche tätig). Sehr, sehr schönes Wohnen mit separatem Eingang ins Zimmer.
* Weingarten (RV) -> Ehemalige Mühle, nach Brand um ca. 1910 neu erbaut. Der Mühlbach wurde unter dem Haus durchgeleitet - unter meinem Zimmer. Also im Sommer schön kühl - im Winter leider auch.
* Oberbayern -> Schloss mit unbestimmten Alter der Bausubstanz. Zuletzt umgestaltet Ende des 19. Jahrhunderts. Nach dem 2. WK unter anderem von Flüchtlingen als Unterkunft genutzt, danach Umbau zum Hotel und spätere Nutzung als Schullandheim. Außen sicherlich beeindruckend, innen leider bedingt durch die Zeit ab 1945 primär der kühle Charme von Trockenbau...
Gerade der Kontrast zwischen den rund 100 Jahre alten (oder noch älteren) Gebäuden mit den aktuellen Neubauten -> dann doch lieber alt. Hat mehr Charakter und die abgegriffenen Handläufe und »rundgetretenen« Holztreppenstufen erzählen von der intensiven Nutzung vergangener Jahre.
jm2c - leider etwas länger geworden.
Grüße, Martin