Beiträge von Puquio

    Ich möchte mir das nicht über 4 Jahre vorstellen...

    Genau deshalb ist das nicht vergleichbar. Da werden auf jeden Fall Verdrängungsprozesse stattfinden. Und ich denke es ist auch psychologisch etwas anderes, ob "nur" ein kleiner Abschnitt oberflächlich saniert wird, oder ob man 2,8 Kilometer Strecke stilllegt und ein Loch rein reißt. Im einen Fall haben sicher so manche gedacht, ach vielleicht ist die Strecke schon wieder offen, oder das kann ich bestimmt in der Stadt schnell umfahren. Dieser Illusion wird wohl niemand im zweiteren Fall aufsitzen.

    Wird ein interessantes Experiment: Als würde es die B10 als Durchgangsstraße von Norden nicht geben. Denn den Umweg über den Berliner Ring fährt sicher niemand, der nicht unbedingt nach Ulm in die Stadt muss. Sollten Verkehrsplaner fast begleiten die Auswirkungen in einer Untersuchung.

    ... klassisch beim Blick auf die Ergebniszeilen des Taschenrechners verrutscht :S. My bad.

    Alles gut, hab schon an meinen Künsten gezweifelt ^^ Sind sehr aufschlussreiche Zahlen. Ich finde man könnte von diesen ableiten, dass die Umlagen von großen in kleine Städte ruhig etwas üppiger ausfallen könnten. Die großen Städte haben immerhin auch noch Synergien, welche die Ausgaben pro Einwohner wohl nicht linear mit der Einwohnerzahl ansteigen lassen. Und sie haben noch weitere höhere Einnahmen z.B. bei der Grundsteuer.

    Wie kommst Du denn auf die 1800€/EW? Ich komme für Ulm, Karlsruhe, Mannheim einen Wert von um die 1270€/EW, für Pforzheim schlechte 800+, für Heidelberg 1000+ und für Stuttgart 1800+.

    Spannende Geschichte. Da wird wahrscheinlich dann baulich auch nicht so ein Aufwand drin stecken. Zum Vergleich, der Garchinger Forschungsreaktor hat eine Nennleistung von 20 MW. Für den musste man zum Schutz dann schon 2-3 Meter dicke Betonwände bauen.

    Ich sehe keine bessere Ansicht, weshalb ich mich nicht veranlasst sehe von meinem Urteil abzurücken. Da wurde das aller nötigste dargestellt. Kein 3D Render, keine Ansicht, bei welcher gezeigt wird, wie stark der Altbau mit Aufstockung vom Neubau im Hintergrund eingenommen wird, ob es eventuell ein stimmiges Ensemble ergibt durch die Symmetrie. Gerade weil die Gebäude so eine komplexe Geometrie haben, wären gute Visualisierungen notwendig. Und gerade weil man mit einem historischen Bauwerk arbeitet, wäre es erwartbar, den Einfluss auf dieses genauer zu beleuchten. Ich sehe auch außerhalb von Gebäudekanten des Neubaus und der Riemchen keine gegenseitige Befruchtung zwischen Alt und Neu. Dies ist alles nicht geschehen, weshalb nur naheliegend ist, dass der Altbau höchstens bei der Vermarktung eine Rolle spielen wird.

    Da der Atomaustieg kurz bevorsteht, und dann nach frühestens 1,5 Jahren wohl der Rückbau beginnt, wird es wohl zu etwas Besonderem, dass in Ulm dann noch ein Reaktor steht. Ulm verfügt dann über einen von 6 Reaktoren in Deutschland, die zu Schulungs- und Forschungszwecken bestehen bleiben.

    Hierzu mehr:

    https://um.baden-wuerttemberg.…s-unterrichtsreaktor-sur/


    Wobei natürlich möglich ist, dass auch einzelne Schulungsreaktoren abgebaut werden, wenn sich Deutschland vom Atomspaltungsenergiezeitalter verabschiedet, aber gelesen hätte ich darüber noch nichts.

    Man sieht immer an den Visualisierungen, wie die Architekten mit dem Bauerbe umgehen. Hier in diesem Fall gibt es nur eine Ansicht von der ungünstigsten Seite des Altbaus, der dann auch noch einmal verdeckt wird von einem Baum. Stattdessen packt man bereits das imaginäre Hochhaus auf der anderen Seite des Bahntrogs in die Visualisierung. Allein aufgrund dieser Haltung bin ich überzeugt, dass hier keinerlei respektvoller Umgang mit dem Altbau zu erwarten ist.


    Ich erwarte diese Ästhetik, bloß mit Riemchen:

    Es wird wohl alles vom Eigentümer der Immobilie abhängen. Ich weiß nicht, ob Signa in Ulm die Immobilie hält oder wer anders. Meine Schreckensvorstellung ist, dass das Gebäude als einzelner riesiger Klotz umgebaut wird, ohne dass die Gliederung wieder kleinteiliger wird. Oder dass sowas kommt wie beim Projekt Heigeleshof, dass man plump versucht einen riesigen Block mit so einer Fake Kleinteiligkeit zu verkaufen.

    Alles nachvollziehbar. Man sollte nur im Kopf behalten, dass ein Siedlung nicht oft eine Chance für ein Hochhaus hat, und man entsprechend genau überlegen sollte, wohin es sollte. Wie gesagt, aus städtebaulicher Sicht sehe ich keinen Gewinn, aber stimmt schon, das sollte nicht die einzige Betrachtungsweise sein. Insofern, mal schauen welcher Aspekt sich durchsetzt.

    OpenStreetMap


    Meiner Meinung nach hat Wiblingen zwei Zentren. Einmal das historische Zentrum im Nordosten, und dann ein modernes Zentrum im Südwesten. Das historische Zentrum ist mehr von ideellem Wert, zwar ziehen die historischen Bauten Wirtschaftskraft an durch Besucherverkehr, es gibt zudem Durchgangsverkehre, jedoch sind die Wohndichten zumindest geschätzt nicht besonders hoch. Anders beim modernen Zentrum. Hier dürften die Wohndichten deutlich höher liegen, u.a. da man die Hochhäuser nicht zu stark mit umliegendem Grün dann wieder konterkariert hat in diesem Bereich. So wurde auch ein funktionales Zentrum gebildet, aus Einkaufsmöglichkeiten, Restaurant, Schulen, kirchlichen und städtischen Einrichtungen, alles autofrei erreichbar. Dort wäre eine weitere Verdichtung in die Höhe anstrebenswert.

    Der Standort der Kita neben dem Sportplatz erscheint nur auf dem ersten Blick als passende Verdichtung (stehen ja Hochhäuser in der Umgebung). Dort würde ich behaupten ist durch die Randlage und die stark auseinanderliegenden Hochhäuser kein besonders dichter Stadtraum, auch nach Bau eines weiteren Solitärs nicht.

    Entsprechend stellt sich die Frage, warum Ressourcen verschwenden, die so ein Hochhaus zweifelsfrei in deutlich höherem Maße verbraucht, an so einer Stelle an der sich keine Entwicklungspotentiale für die Stadt ergeben? Da wundert man sich, wenn sich bei Straßenbahnstudien keine Kosten-Nutzen-Faktoren einstellen, die vernünftig sind, und baut dann so einen Solitär in eine effektive Park- und Waldlandschaft. Die 750 Meter zum o.g. Nahversorgerzentrum sind zumindest indirekt eine Stärkung dort. Indirekt, weil die Bewohner des möglichen neuen Hochhauses sicher nicht ständig in knapp einem Kilometer entfernten Zentrum sich aufhalten. Da wird hingefahren wenn man etwas braucht. Zum Vergleich: Die Entfernung wäre so, wie wenn ein Bewohner am Fuße des Michelsberges sich ständig in die Walfischgasse begeben würde um einen Café zu trinken oder seine Kinder dort spielen zu lassen. Städtebaulich ist der Hochpunkt an seiner geplanten Position sowieso fragwürdig.

    Das Schöne an der Lösung wäre, man baut wieder mehr mit kohlenstoffbasierten Werkstoffen. Das assoziiere ich gleich mit einem Ulmer Fachwerkhaus, das seit 400 Jahren den Kohlenstoff bindet. Wenn man das mit dem Recycling hinbekommt, schafft man womöglich ähnlich lange Speicherzeiträume. Andererseits sehe ich auf dem Bild des EU Projekts zur Brücke den Kreislauf eher als eine Form von Downcycling. Soll die Brücke irgendwann verkohlt werden und dann als Dünger für neue Flachspflanzen dienen?

    Das structural health monitoring ist übrigens recht wichtig. Denn einen Nachteil kann man diesem Werkstoff jetzt schon zuschreiben. Er zeigt seinen Zustand nicht so an wie Stahlbeton. Bei Stahlbeton gibt es in der Regel klare Vorzeichen, bevor die Struktur versagt. Das gibt es hier nicht. Das Material bricht einfach und das bei Belastung auf einen Schlag. Das ist eher ungünstig für einen Baustoff.

    Also eine mit Naturfaser verstärkte Kunststoffbrücke. Sprechen wir es doch aus, was es ist. Solche Duroplaste waren bisher gar nicht bis schlecht recyclebar, daher eigentlich recht interessant, dass ein Recycling versprochen wird (also kein downcycle). Ich kenne bisher keine Beispiele, bei welchen das recycelte Produkt die gleichen Eigenschaften wieder aufgewiesen hat, habe mich aber ehrlicherweise auch nicht total lange mit dem Thema Epoxidharz beschäftigt.

    Gefällt mir gut, konzeptionell. Das mit den Fahrradsymbolen verstehe ich nicht, wäre ja eigentlich sinnvoll zur Blau hin sich Richtung Fahrradinfrastruktur zu orientieren, aber ich glaube nicht, dass das so gemeint ist. Scheinbar rechnet man auch noch nicht mit einer baldigen stärkeren Erschließung per ÖPNV, wenn man sogar das bestehende Parkhaus noch vergrößert. Aber zumindest nachvollziehbar und vielleicht ja sinnvoll, dem bisher vorherrschenden Autofokus entlang der Blaubeurer Straße folgend.

    Wenn man das Ulmer Münster als (Höhen-)Referenz nimmt, dann könnte der Bau ja eigentlich gar nicht groß genug werden, so gewaltig sind die Dimensionsunterschiede. Aber deshalb steht ja auch das Münster frei und ist nicht eingebettet in eine Umgebungsbebauung. Das war so ein bisschen der Gedanke an meiner Anpassung. Die direkt anschließenden Umgebungsbauten mehr mit dem Hotel in Verbindung treten zu lassen in ihren Dimensionen.

    In der Summe ist der Neubau gut gelungen und dem Münsterplatz durchaus würdig. Wenn am Ende des Tages auch nicht der ganz große Wurf dem Bauherrn bzw Architekten geglückt ist.


    Ulm,Neubau,Hotel am Münsterplatz, Oktober 2022


    ©️ Bauforum-Ulm

    Als ich erst kürzlich mal wieder an dem Bau vorbei kam und etwas Zeit hatte die Gesamtsituation etwas auf mich wirken zu lassen, so hatte ich die Überlegung, wie wohl der Eindruck wäre, wenn der Bau etwas niedriger geplant worden wäre. Gesagt, getan habe ich mal wieder etwas mit der Bildbearbeitung herumgespielt:


    Ist es eine Verschlimmbesserung? Von der Kubatur empfinde ich es glaube ich wohlproportionierter. Zur Erklärung, was ich gemacht habe: Ich habe etwas mehr als ein halbes Stockwerk herausgeschnitten.

    Wenn ich mir die Statistik der Stadt anschaue, dann sieht man aber auch deutlich, dass der Anteil an Familien mit Kindern in den Orts/Stadtteilen außerhalb des Zentrums deutlich größer ist und fast an die 50% rankommt. Der Rest wird fast zur Hälfte an Mehrpersonenhaushalte ohne Kinder oder Singles aufgeteilt. Deutlich anders sieht es in der Innenstadt (Mitte, Oststadt, Weststadt) aus. Hier dominieren Einpersonenhaushalte mit bis zu 60%.
    Bestärkt für mich wiederum den Ansatz, dass in den äußeren Gebieten mehr Bedarf für Mehrpersonenhaushalte mit Kindern geben muss. Und die sehe ich jetzt nicht wirklich in Mietskasernen.

    Die Zahlen sind so allgemein für die größeren Städte zu konstatieren. Jedoch habe ich eine andere Interpretation über diese Zahlen. In dem was ich bisher darüber gelesen habe, war nämlich eher von Verdrängung der Familien die Rede, als von einer freiwilligen Bewegung der Familien in Bereiche oft sogar völlig außerhalb der Stadt selbst. Als Gründe werden genannt, die hohen Mietkosten für entsprechend große Wohnungen und insgesamt der Mangel an passendem Wohnraum (das untermauern auch Zahlen wonach Familien überdurchschnittlich in überbelegten Wohnungen leben). Dafür nehmen dann die Familien in Kauf, dass sie Pendeln müssen (Indiz: die Zahl der Pendler steigt kontinuierlich) und dass sie für das meiste Programm ihrer Kinder den Chauffeur spielen dürfen, bzw. manches auf dem Land einfach nicht verfügbar ist, wie Kitas mit Fremdsprachfokus, Angebot seltener Hobbyarten, bestimmte Geschäfte usw.

    Diese Ursachen erklären auch Deine Beobachtung des letzten Absatzes: Städte wie Illertissen, Neu-Ulm oder auch sonstige Speckgürtel wachsen in den letzten Jahren stark, und zwar allgemein um die größeren Städte. Auch hier ist der Grund, dass die Städte zu teuer geworden sind bzw. nicht schneller wachsen können aus verschiedenen Gründen. Es wachsen die Städte und Dörfer, die schnell günstigen Wohnraum schaffen, wozu EFH-Gebiete nicht zählen, und in den letzten Jahrzehnten noch nicht das Wachstum wie in den größeren Städten partizipiert haben. Schau mal in den Regionalstrang zu Illertissen und versuche diese Neubauzahlen mit EFH Vierteln abzubilden (vor allem vor dem Hintergrund des verstärkten Fokus des LK NU seinen Flächenverbrauch im Griff zu behalten).

    Das alles sind also keinesfalls Indizien, welche nahelegen, dass man die Not in den Städten mit Einfamilienhausgürteln um die Städte lösen kann und sollte oder dass Ulm da irgendetwas verschlafen hätte.

    Zum Thema Gründerzeitviertel. [...] bevorzugte Wohngegend, [...] ÖPNV erschlossen [...] Reiche und Akademiker [...] besagten Wohngebiete sind sehr teuer.

    Ich habe nicht gesagt, dass Gründerzeitviertel eine Segregation vermeiden in jedem Fall. Deine Auswahl bildet leider nur ein sehr spezifisches Bild. So gibt es in den meisten Städten auch Bereiche in Gründerzeitvierteln, die von Arbeiterschichten bewohnt sind. Bremen (Teile Peterswerder, Gröpelingen, Walle) und Berlin (Teile Wedding, Neukölln) sind hier prominente Beispiele in denen es viel auch günstige Gründerzeit gibt, wobei Bremen mit seiner geringeren Dichte eventuell wieder kein brauchbares Beispiel ist (oder ein interessanter Mittelweg!). In Ulm ist beispielsweise die Weststadt auch verhältnismäßig günstig trotz Gründerzeit.

    Gründerzeitviertel sind eher in der Lage Segregation zu vermeiden durch ich flexible Nutzungsformen, in Folge der hohen Dichte einer großen Zahl an öffentlicher Infrastruktur, was ein Mobilitätsangebot auch an nicht Wohlhabende bedeutet, oder aber auch durch die stark ausdifferenzierten Wohnangebote (z.B. hohe Wohnungsbauten ohne Aufzug bieten in den oberen Stockwerken günstigeren Wohnraum, oder manche haben Balkon, manche sind reine Nordseitenwohnungen). EFH Viertel können das alles nicht in dieser Reichhaltigkeit bieten und sind dadurch grundsätzlich etwas ausselektierter (jeder braucht mindestens 300.000€ um in diesen Kreis zu kommen, muss mindestens einen PKW besitzen, muss einen relativ fest lokalen Arbeitsplatz haben, usw). Jetzt mit den hohen Preisen ist es nochmal zugespitzter.

    Man muss aufpassend das man durch eine sehr kompakte Besiedelung oder Bauweise nicht soziale Konfliktzonen schafft. Berlin Marzahn ist das eine extrem, aber der Mensch braucht auch Platz. Wenn er es in der Wohnung schon nicht hat, dann in Form von Parks und Grünflächen.

    Das ist zu eindimensional. Weißt Du, wo die höchsten Einwohnerdichten in europäischen Städten liegen? Nein sie liegen nicht in den sozialen Brennpunkten, sondern in den Gründerzeitvierteln! Was Orte zu sozialen Brennpunkten macht ist mangelhafte soziale Durchmischung, schlechter Städtebau mit Vernachlässigung, und perpetuierende Benachteiligung (z.B. lokale "Problemschulen"). Und da sind wir durchaus wieder beim Einfamilienhaus. Dieses ist - Stand heute - segregierend durch seine neuerliche starke Preisselektion. Das würde eigentlich heißen man müsste Wohnungesbau mit Einfamilienhäusern untermischen, dem Gegenteil, was Du weiter unten für Ulm empfiehlst. Da so eine Durchmischung keine besonders attraktive Stadt macht, denke ich muss man anerkennen, dass EFH momentan tatsächlich negativ wirken. Da haben Wir noch gar nicht über die Umwelteffekte gesprochen.

    Deutschland hat übrigens einen recht hohen Anteil an Einfamilienhäusern, nur leider wohnen darin zum erheblichen Anteil keine Familien...

    Ich denke erst wenn die Großindustrie mit Wasserstoff arbeitet wird der Verbrenner in energiehungrigen Bereichen verdrängt werden. Dann ist der Wasserstoff billig verfügbar und kann dann in Baumaschinen usw. auch eingesetzt werden. Die Baumaschinenhersteller, aber auch Landmaschinenproduzenten bereiten sich auf eine solche Zukunft vor (im Moment noch mit Behelfslösungen, wie Tanksystemen auf der Baustelle oder Hydrosylatoren vor Ort).