Beiträge von Entwickler

    Zu meiner Jugendzeit war es normal, dass mehrere Kumpels Teil der Graffiti-Szene waren (andere, größere Stadt). Graffiti reicht min. bis zu den Römern und wird vermutlich nie verschwinden, so lange es öffentliche Räume gibt. Ich schätze die Kunst daran sehr und kenne die Gestaltungs-Prinzipien aus nächster Nähe.


    Aber neben der Kunst gibt es noch andere Aspekte, die für städtisches Leben nicht unerheblich sind. So vermitteln Graffitis Gesetzlosigkeit. Für den einen wird der öffentliche Raum zum Angstraum: Stell dir vor du bist Bürgerkriegsflüchtling und an den Wänden an deiner neuen Heimat in der du Schutz suchst, klaffen Slogangs derjenigen, die dir in der alten Heimat an die Gurgel wollten. Für den Nächsten wird der öffentliche Raum zum Spielfeld: Stell dir vor du willst ein krummes Ding drehen und die Wände um dich herum sagen dir, du hast alle Zeit der Welt. Und für wieder Weitere ist erst die Existenz bestehender Graffitis der Grund Teil der Szene zu werden – was teils mit erheblichen Einbußen in Punkto Aufstiegschancen verbunden ist. Die meisten werden irgendwann erwischt, die Schadensersatzansprüche können in die Tausende gehen. Was auch daran liegt, dass tatsächlicher Schaden entsteht.


    Der Vollständigkeit halber sei auch das Gute an der Gesetzlosigkeit erwähnt: Sie holt uns zurück auf den Boden der Tatsachen. Ja, da an der Wand klafft ein Slogan den du unerhört findest, dumm, vielleicht sogar abscheulich. Es gibt da draußen Menschen mit diesen Meinungen, oder die es einfach nur lustig finden dich zu triggern. Das entrückt manchen aus seiner Bubble. Einschließlich jener Bubble zu denken, er wüsste zu jeder Zeit bescheid, was sich in seiner Gegend tut, von Sonntag Abend bis Sonntag Morgen, aber während dieser Zeit nimmt derselbe Öffentliche Raum komplett andere Formen an.

    Ich kenne eine Familie, die unter den Glücklichen ist, die zu einer Doppelhaushälfte bereit wäre – allerdings fühlen sie sich überfordert von den Regularien: Anscheinend gab es seitens der Stadt mehrmals verwirrende Aussagen bzgl. was mit Doppelhaushälften erlaubt sei, was nicht. In den tatsächlichen Unterlagen fände sich hierzu allerdings nichts. Ich selbst habe im Bebauungsplan auch nichts der gleichen gefunden.


    Dürften meine Bekannten sich überhaupt ihren DHH-Nachbarn aussuchen? Ich weiß von anderen Baugebieten im Landkreis, bei denen de DHH-Nachbar ein zugeteilter "Nachrücker" war.

    Also laut der Stadt sollen von den 49 Grundstücken 11 an Familien mit Vorkaufsrecht (Landwirte..) verkauft worden sein.
    Die Glücklichen für den Rest werden diese Woche angeschrieben um sich ein Grundstück auszusuchen.

    Hat dir das die Stadt so gesagt? Auf den Bögen, die an die "Gewinner" gingen waren weniger als 11 "vorgemerkt"


    2024 soll das dritte Gebiet zur Vermarktung freigegeben werden.

    Anhand der Erfahrungen in den letzten Abschnitten: Nehme die von der Stadt genannte Dauer immer mal-2 ;(

    Aber ist das realistisch in einer Einfamilienhaus Gebietsplanung mit Spekulanten zu rechnen? Zumindest Grundstücksspekulanten kann man ja mit einer vertraglichen Baupflicht entgegentreten. Ich kann mir vorstellen das trifft halt Menschen, die anderswo ein Haus haben, eventuell das sogar verkaufen müssen dann um das Haus in Ulm bezahlen zu können. Die kommen hier doch dann nicht zum Zug, oder fehlt mir hier die detaillierte Auslegung in der Bewertung, die dies sehr wohl berücksichtigt?

    Es ist für mich einfach ein Beispiel, dass das zuviel Macht ist, um damit angemessen umzugehen. So kann man nicht voraussagen, wer denn nun ein ,,besserer Bürger" sein wird. Keiner hat eine Glaskugel, wie Menschen sich entwickeln. Und es ist nicht besonders würdevoll sich mit 1000 Menschen um einen Bauplatz sich schlagen zu müssen, indem man sehr private Lebensentwürfe offenlegen muss und im zweifelsfall solchen Kriterien auch anpassen muss, wenn das Gang und Gäbe wird.

    Als mit der Gegend Vertrauter:


    Ich hatte mit dem Bewerberverfahren auch meine Bedenken bzgl. Schlupflöcher für Gewiefte. Bei 1.500 Bewerbern und absoluter Top-Lage brodelt die Gerüchteküche. Es scheint aber im Junginger Ortschaftsrat regelrecht gekracht zu haben, als man damals das EU-konforme Vergabeverfahren einführte – vermutlich weil es viele altbewährte Schlupflöcher stopfte (die Stadt selbst widerum kann weiterhin frei agieren).


    Die "Grundstücksspekulanten", die man abwehren will, dürften eher unter jenen Glücklichen zu suchen sein, welche in den letzten 20 Jahren zum Zug kamen. Allein durch die preisliche Aufwertung ihres damaligen Bauplatzes konnten sich manche mit weiteren EFH in Jungingen eindecken, welche sich problemlos vermieten lassen. Der Boom der Region treibt auch viele temporäre Führungskräfte hier her – die Platz für Kind und Kegel brauchen.


    Bzgl. deiner Kritik Ortsansässige zu bevorzugen – als Hineingeschmeckter teilte ich sie lange Zeit, sehe aber mitlerweile auch die Gegenseite: Jungingen war bis in die 70er nicht Teil der Stadt Ulm, viele KFZ-Kennzeichen tragen stolz das "UL-JU". Und es gibt noch viele Familien, die hier seit 100-200 Jahren und mehr leben – und die aufeinmal ihre Mitdreißigjährigen Kinder samt Enkel im Dachgeschoss unterbringen müssen, sollen diese ihrer Heimat erhalten bleiben.


    Der blanke Hohn ist es dann, wenn Wohnraum verknappende Bebauungspolitik sich (u.A. in den Bebauungsplänen) darauf beruft, den Dorfcharakter erhalten zu wollen – und der verknappte Wohnraum, wie nichts anderes diesen Dorfcharakter zerstört, da Junginger Familienlinien enden, wenn den eben genannten "Kindern", deren Großeltern schon in Dorfverein X waren, das Dachgeschoss zu eng wird.


    Auch in diesen Bauabschnitt dürften viele alt-Junginger Neu-Familien ihre letzte Hoffnung gesetzt haben – und jetzt entgültig wegziehen.

    Kurz zu unserer Situation: wir haben keine Absage erhalten, wissen aber leider auch nicht, ob wir uns ein Grundstück aussuchen dürfen, oder nur auf der Bewerberliste (als der 4fachen Anzahl der Grundstücke) gelandet sind.


    Die Email der Stadt ist total uneindeutig und per Telefon und Email ist niemand erreichbar. Es macht uns ganz verrückt, nicht wissen zu können, ob wir uns freuen dürfen oder nicht.


    Bei uns in der Anfrage in Baupilot steht:

    Hi Elyse,


    Ich mutmaße hier nur, aber könnte es sein, dass ihr vielleicht nicht unter den ersten 49 seid, aber so weit vorne, dass ihr evtl. nachrücken könntet?


    Hat sich denn schon neues ergeben bei euch? Drücke die Daumen

    Ich muss sagen, mir gefällts.


    Klar, der Handwerker wird dort nur als Dienstleister eintreten, nicht als Mieter. Andererseits buhlen die zukünftigen 21 sehr solventen Mieter nicht mehr mit den weniger solventen Mietern auf dem Wohnungsmarkt.


    Und: Dieser Baustil dürfte würdig altern, passt in die Gegend und – anders als bei sonst üblichen Baustilen der Oberklasse – gibt er etwas an seine Umgebung zurück.