Bei der Lektüre zweier Artikel in der SWP, die verschiedene kleine Sanierungs- und Aufhübschungsmaßnahmen von Bahnhaltepunkten entlang der Filstalbahn beschreiben (Deutsch[e] Bahn investiert in Graffitis in Unterführung; Lobt sich die Deutsche Bahn für Selbstverständlichkeiten?), kam mir ein Gedanke:
Vielfach (auch von mir) wurde ja gefordert, die DB Netze und die DB Station & Service aus dem DB-Konzern herauszuschlagen und in eine gemeinnützige GmbH zu überführen. Wäre es nicht vielleicht auch ein Ansatz, sogar teilweise den gegenteiligen Weg zu gehen? Damit meine ich: Die DB Station & Service zu einem echten und gewinnorientierten Immobilienentwickler umzustricken. Momentan sind Bahnhöfe und -haltepunkte weitgehend nur Kostenpositionen in der Kalkulation. Natürlich werden Flächen vermietet und vermarktet, aber nach meinem Eindruck eher konservativ-stiefmütterlich, also mit bahnverkehrsaffinen Gastro- und Dienstleistungsangeboten in den Bahnhallen und dergleichen. Das bringt sicherlich Umsätze, aber mutmaßlich mindern diese nur die Verluste der Sparte.
Aber das muss ja nicht so sein. Am Beispiel vom Hbf Ulm: Der Sanierungsbeschluss für das Bahnhofsgebäude ist wohl unabänderlich durch, aber aus dem Grundstück in innenstädtischer Bestlage hätte man mit Sicherheit deutlich mehr herausholen können. Auf der anderen Gleisseite sind wohl die Gleise entlang der Schillerstraße abgängig und mittelfristig für eine Überbauung vorgesehen. Wieso tritt die DB nicht einfach selber als Bauherr auf? Oder: Die ehemalige Abstellgruppe Ost dürfte noch dem DB-Konzern gehören. Wäre das nicht ein prima Ort, um in Tradition der Eisenbahner-Baugenossenschaften eigene Mitarbeiterwohnungen hochzuziehen?
Ich meine das dabei gar nicht so turbokapitalistisch-gewinnmaximierend, wie es vielleicht klingt. Wenn die DB weitere Umsatzquellen erschließt, könnten diese beispielsweise in das betriebliche Altersvorsorgewerke fließen. Mitarbeiterwohnungen würden sich gerade auf heißen Mietmärkten wie Ulm sicherlich positiv bei der Fachkräftegewinnung bemerkbar machen. Und die Politik könnte unterstützen, indem sie so ein DB-Immobilienentwickler als öffentliche Investitionsgesellschaft aufstellt, das heißt einen Kapitalstock zur Verfügung stellt und eine schuldenbremsenkonforme und eigenwirtschaftliche Kreditaufnahme gestattet. (Wir haben ja weiß Gott einen erheblichen öffentlichen Investitionsmangel.) Und um auf das Thema zurückzukommen: Wenn Bahnhofsgebäude nicht mehr nur als Kostenfaktoren betrachtet werden und latent vernachlässigt werden, sondern als lohnende Investitionsobjekte, würde das mit Sicherheit auch die städtebaulichen Qualitäten der Bahnhöfe und Bahnhofsareale deutlich erhöhen.