Hmmmm. Noch sind das Angaben, die nicht aus gesicherter Quelle stammen, und BIs haben - liegt im Wesen ihrer Natur - natürlich ihre eigenen Agenden, die sie vorantreiben. Daher bin ich prinzipiell mal skeptisch und stelle meine Überlegungen unter Vorbehalt.
Dass bei der Konzeption, der Planung, der Vergabe und der Finanzierung nicht alles glatt gelaufen ist, das kann man am eher durchwachsenen Resultat sehen, sich aber auch denken. Ideal läuft das nie, da prallen schließlich handfeste finanzielle Interessen aufeinander. Rabobank und MAB sind Schwergewichte der Branche, die selbstverständlich ihre Erfahrung aus dutzenden solcher Projekte einem in solchen Maßstäben eher unerfahrenen Städtchen gegenüber ausspielen können, ja müssen. Es kommt auch sicher nicht von ungefähr, dass die Stadt sich so quälend umständlich mit McDonalds und Sport Sohn und den Erbengemeinschaften herumplagen musste und immer noch muss, teils sogar gerichtlich.
Wenn in den Verhandlungen so schwerwiegende Fehler gemacht worden sind, dass man korrigierend eingreifen müsste, wird das aber trotzdem nicht geschehen. Denn jetzt kommt eine extrem heiße Phase: Im Frühjahr soll das Closing vorgenommen werden, also der Vertrag abschließend festgezurrt und finalisiert - und im Frühjahr, genauer am 25. Mai 2014, finden die Gemeinderatswahlen statt. Gönner stellt sich 2015 zur Wiederwahl, Czisch als designierter Nachfolger für ~2019 rum scharrt auch schon mit den Hufen. Die Aussichten, dass vorher ein eigenes Versagen eingestanden wird - falls dem überhaupt der Fall ist, wie gesagt -, tendiert gegen Null. Das dürfte jetzt durchgezogen werden.
Der Grundgedanke war ja der: Wir verkaufen für eine angemessene Summe Grundstücke in Filetlage an einen Investor, der uns die mühselige Planungsarbeit abnimmt und eine städtebauliche Lösung aus einem Guss hinstellt. Eigentlich nicht schlecht. Dass die Angebote nie so ganz den eigenen Vorstellungen entsprechen, ist klar, Kompromisse müssen immer gemacht werden. (Wobei, wo jetzt die Kompromisse seitens des Investors sind, weiß ich nicht...) Aber man muss halt abschätzen, ob ein Kompromiss noch tragbar ist, und vielleicht hat man sich beim Abschätzen schlicht verschätzt und jetzt verrannt.
Ich weiß gar nicht mal, was in den Köpfen der Verantwortlichen schwerer wiegen würde: die fällige Konventionalstrafe oder der Gesichtsverlust vor der Wahl? Womöglich hat man auch deswegen die Sache so schnell jenseits des point of no return gebracht, also Vorverträge geschlossen etc., um sich diese Frage gar nicht mehr stellen lassen zu müssen. Das würde auch die weitestgehende Intransparenz der Vorgänge erklären.
Ich mache ja gar keinen Hehl daraus, dass ich die Sedelhöfe so, wie sie jetzt geplant sind, für reichlich suboptimal halte. Rein gefühlsmäßig fände ich einen Schnitt bei diesem Projekt, auch wenn er schmerzhaft ist, sympathisch. Und eine Konventionalstrafe in Millionenhöhe wäre definitiv schmerzhaft, aber vielleicht immer noch besser, als ein Sahnestück der Innenstadt für einen viel zu niedrigen Preis zu verhökern und dafür eine Bebauung zu erhalten, die in dieser Form eigentlich niemand will?
Reinholds Idee gefällt mir. Wenn es mit den Investoren nicht so klappt, wie man es gerne hätte, dann muss man es halt über die Ochsentour machen. Städtebaulicher Wettbewerb unter einer angemessenen/üppigen Bürgerbeteiligung, in den schon die Wünsche seriöser, der Stadt schon bekannter und/oder verlässlicher Investoren (z.B. Sport Sohn --> Expansion) einfließen; Einzelgrundstücke mit einer schwarzen Null als Ziel veräußern und bebauen lassen; in der Zwischenzeit problematische Grundstücksverhältnisse lösen. Dauert länger, ist arbeitsintensiver, aber man hat das Gebiet nach eigenen Wünschen vorgeplant und stets den ganzen Prozess in der Hand. Vielleicht wäre das die Konventionalstrafe wert?