Wohnanlage | Jungingen, Ehmannstraße

  • Hauptmieter im neuen Rathaus in der Ortsmitte Jungingens ist die Volksbank Ulm-Biberach, die ihre örtliche Filiale von einem düsteren 70er-Jahre-Bunker in der Ehmannstraße an die Albstraße verlagert hat. Das relativ große Areal (5.000m², hier Flurstück 21) an der Ehmannstraße mit seinen verhältnismäßig großen Parkierungsflächen wurde im Januar 2014 an einen privaten Investor verkauft, der an dieser Stelle Wohnbebauung verwirklichen wollte. Für die Architektur hätte sich mfp verantwortlich gezeigt. Zuletzt war davon 2014 und 2015 zu lesen.


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    (Quelle und Rechte: Stadt Ulm)


    Dann wird die Lage etwas unübersichtlich. "Wider Erwarten" hat auch der Eigentümer des östlich benachbarten Grundstücks (Flurstuck 23) Verkaufsinteresse angemeldet. Die Stadt Ulm, in Person des Ortschaftsrat, sah nun die Möglichkeit gegeben, die städtebauliche Situation insgesamt an dieser Stelle deutlich zu verbessern. Im Norden der geplanten Bebauung liegt der evangelische Kindergarten (72/1), südlich gegenüber der Ehrmannstraße die ebenfalls evangelische Peter-und-Paul-Kirche. Gleichzeitig scheint wohl auch der Investor scharf auf das Grundstück gewesen zu sein:


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    (Quelle und Rechte: Stadt Ulm)


    Während die Verwaltung die Gespräche stoppte, um neue Möglichkeiten auszuloten, setzte der Investor sein Vorhaben im sogenannten Kenntnisgabeverfahren fort und legte im Juli 2014 alle erforderlichen Unterlagen vor. Es musste in der Folge ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Verwaltung und Lokalpolitik waren damit nicht happy und haben den Bebauungsplan zurückgestellt, um weiterzuverhandeln.


    Die zweijährige Rückstellfrist läuft nun Ende Juli 2016 aus, der Bebauungsplan wurde im Mai 2016 wieder vorgelegt, seine Besprechung aber vertagt; der Gemeinderat in Form eines Städtebauausschusses soll sich nämlich bei seiner Sitzung nächste Woche mit einer Veränderungssperre mit Fristverlängerung um ein weiteres Jahr beschäftigen, wie in der Bürgerinfo zu lesen ist. Durch die Satzung soll Zeit gewonnen werden, um die Grunderwerbsverhandlungen voranzutreiben und auch die Bauleitplanung für die Gegend abzuschließen, um einen weiteren Hebel zu gewinnen.


    Wie gesagt: unübersichtliche Lage mit arg dünner öffentlich verfügbarer Informationsbasis, zudem einseitig nur aus städtischer Quelle, bei der ich wahrscheinlich auch nicht alle Details ganz korrekt erfasst habe. Jedenfalls: Die Stadt zeigt sich ziemlich eisern in ihrem Willen. Nachdem die Grundstücke an der Ehmannstraße hangaufwärts liegen und wohl den Kindergarten zu verschatten drohen, nehme ich einfach mal spekulativ an, dass die Stadt den unmittelbar angrenzenden Bereich von Bebauung freihalten und die Wegbeziehung zwischen Fröbelstraße/Unterer Brühl/Kindergarten und Ehmannstraße/Kirche insgesamt etwas städtebaulich attraktiver gestalten möchte. Das hieße für den Investor wiederum, dass er doch recht umfangreich umplanen und vielleicht auch der Hofstelle im Osten näher kommen müsste, als ihm lieb ist.


    Schwierig, schwierig, deswegen spare ich mir eine persönliche Einschätzung.


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    (Quelle: Stadt Ulm; Bildrechte: mfp)


    Oben übrigens der Entwurf von mfp, der siegreich aus der Mehrfachbeauftragung hervorgegangen ist. Insgesamt sehr zurückhaltende Gestaltung mit zwei Voll- und einem hohen, ausgebauten Dachgeschoss, das sich angenehm unauffällig in diesen bäuerlich-ländlich geprägten Ortskern einfügt. Ein Stein des Anstoßes könnte (denke ich) gewesen sein, dass sich die Einfahrt zur Tiefgarage im Norden befindet und die Autos den darunter liegenden Kindergarten passieren müssten. Was bei ~50 WE auch nicht so wenige wären. Das dürfte eine kostensparende Maßnahme gewesen sein, um die natürliche Hanglage mitzunehmen und sich teure Rampen zu sparen. Wer genau hinsieht, kann erkennen, dass entlang von Haus 3 das Niveau allmählich von 588,0 auf 586,0 und dann 585,0 Höhenmeter abnimmt.


    Das ist einerseits smart, schafft aber auch andererseits einen umständlich langen Verkehrsweg, dessen Fläche man besser nutzen könnte. Ein wünschenswertes Ergebnis der Verhandlungen könnte zum Beispiel sein, dass die Zufahrt nur noch "hintenrum" über Gehrnstraße und Unterer Brühl erfolgt. Dann wäre oben etwas Platz gewonnen, und der Kindergarten bekäme keinen Autoverkehr ab. Am Bildrand rechts oben ist zu erkennen, dass da sowieso eine Zufahrt vorgesehen ist. Ein annehmbarer Kompromiss könnte sein, eines der Gebäude nördlich von Haus 4 zu platzieren, also auf die "Fläche für Gemeinbedarf" im mittleren der drei Bilder, um südlich des Kindergartens Raum zur Gestaltung zu gewinnen.

  • Die Fristverlängerung der Veränderungssperre läuft im Juli aus. Die Verwaltung hat es hinbekommen, mit allen Beteiligten zu einem einvernehmlichen Ergebnis zu kommen, und legt das Vorhaben samt Einwendungen und Stellungnahmen dem Ausschuss SBU zum Satzungsbeschluss vor.


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    (Quelle: Stadt Ulm)


    Im Wesentlichen bleibt es bei der Bestandsplanung. Den Einwendungen des östlichen Nachbars, eines Landwirts, wurde nicht stattgegeben; die mögliche Geruchsbelastung aus einer reaktivierten Tierhaltung liege unter den Schutzwerten. Verschiedenen Einwendungen, man solle mehr Stellplätze in der Tiefgarage verlangen, konnte ebenfalls nicht nachgekommen werden; die hier vereinbarten 1,2 Stellplätze pro WE liegen bereits über der in der Landesbauordnung verlangten Zahl von 1,0 Stellplätzen. Man könne mehr festsetzen, aber die Stadt möchte davon absehen, da TG-Plätze teuer sind.


    Ein weiterer Kritikpunkt ist die Befürchtung, dass es vor allem für landwirtschaftliche Maschinen noch schwieriger werden würde, durch die eh schon "zugeparkte" Ehmannstraße durchzukommen, wenn noch mehr Anwohner die Straße zum Abstellen ihrer Fahrzeuge nutzen. Die Verwaltung konnte hierzu nichts sagen, da dass Sache des Ordnungsrechts und nicht des Bebauungsplans ist. Bei der Einwendung, dass der Kanal in der Fröbelstraße bereits jetzt an der Leistungsgrenze ist, wurde zugesagt, diesen Punkt an die EBU weiterzuleiten; so muss das.