Das größte städtebauliche Projekt in Ulm seit dem Zweiten Weltkrieg, das Projekt City-Bahnhof, gewinnt an Kontur. Nach der Machbarkeitsstudie im letzten Jahr wurden nun in einem namhaft besetzten Architekten-Workshop erste Ideen für eine künftige Gestaltung des 35 Hektar großen Areals rund um den Bahnhof entwickelt. Außerdem vermittelten öffentliche Hearings mit regionalen Plaunungsgruppen, Verbänden und Institutionen sowie Vertretern des Verkehrsgewerbes einen Eindruck über die Wünsche und Vorstellungen der beteiligten Gruppen. Am Ende wurde ein erster Übersichtsplan erstellt.
Kernelement des Projekts City-Bahnhof ist und bleibt die Neugestaltung des Bahnhofgebäudes. Die Stadt Ulm und die Deutsche Bahn AG sind sich weiter über die grundsätzliche Bereitschaft, die Neugestaltung gemeinsam anzugehen, einig. Derzeit werden von beiden Seiten Finanzierungsmöglichkeiten des Projektes insbesondere eine Förderung durch das Land Baden-Württemberg und den Bund geklärt. Steht die Gesamtfinanzierung werden anschließend die Parameter und Rahmenbedingungen für den Architektenwettbewerb definiert.
Die nächsten Schritte sind noch in diesem Jahr geplant. Das Wasserrechtsverfahren zur Verlegung der Kleinen Blau soll eingeleitet werden. 2010 soll dann eine Planungs- und Finanzierungsvereinbarung mit der Bahn (letter of intent) zum Abschluss gebracht werden und ein gemeinsamer Ideen- und Realisierungswettbewerbs stattfinden. Außerdem steht die Erarbeitung des städtebaulichen Masterplans auf der Agenda.
Entscheidende Voraussetzung für die Planungs- und Finanzierungsvereinbarung ist jedoch der Planfeststellungsbeschluss für den Abschnitt Dornstadt bis Ulm Hbf der ICE-Neubaustrecke sowie eine einvernehmliche Lösung, wie auf Flächen der DB private Investitionen für ein Dienstleistungszentrum entstehen können.
Bilder Thorsten | Bauforum-Ulm
So könnte das Gebiet rund um den Bahnhof in Zukunft aussehen
Moderne Bahnhöfe und ihr Umfeld bilden im Stadtgefüge neue multifunktionale Zentren. Damit setzen Bahnhofsprojekt auch Impulse für die Entwicklung benachbarter Stadtviertel frei. Die Planer der Ulmer Stadtverwaltung haben die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Architekten-Workshop und den Anfang 2009 durchgeführten Anhörungen zum City-Bahnhof bewertet und zu einem Rahmenplan zusammengefasst. Damit steht erstmals eine Planungsgrundlage für die weitere Entwicklung dieses insgesamt 35 ha großen Areals im Innenbereich von Ulm zur Verfügung. Im Zusammenwirken der einzelnen Disziplinen Architektur, Städtebau und Verkehrsplanung entstehen Synergieeffekte. Höhere Akzeptanz, stärkere Identifikation und Wertsteigerungen sind die Folge.
Plangebiet 1: City-Bahnhof Ulm
© Stadt Ulm
Der City-Bahnhof ist als integriertes Verkehrs- Handels- und Dienstleistungszentrum geplant. Neben seiner Funktion als Verkehrsstation dient er auch als Stadtteilverbindung zwischen dem Dichterviertel und der Innenstadt und ist ein wichtiger Standort für Handel und Dienstleistung. Damit wird die beste Einkaufslage der Innenstadt direkt mit dem Bahnhof verknüpft. Zusätzlich zum Bahnhofsgebäude können Flächen für Büro, Dienstleistung, Kongress und Einrichtungen zur Erweiterung der Hochschullandschaft von Ulm entstehen. In einer Studie über mögliche Standorte für hohe Häuser in der Innenstadt wurde der engere Bahnhofsbereich als besonders geeignet bewertet. Eine Höhenentwicklung bis zu 70 m ist hier ohne Beeinträchtigung von Sichtachsen auf das Münster möglich (Universum Center 68,50 m
Plangebiet 2: Einkaufsgalerie Sedelhof
© Stadt Ulm
Die neue Unterführung vom Bahnhof zur Fußgängerzone verknüpft die Verkehrsstation direkt mit den besten Einkaufslagen der Innenstadt. Zusätzlich entsteht zwischen der Fußgängerzone und der Keltergasse und am neuen Bahnhofszugang die Einkaufsgalerie Sedelhof. Auf ca. 15.000 qm Verkaufsfläche soll ein innenstadtgerechtes Sortiment an Waren angeboten werden. Die Sedelhofgalerie wird über den Subway bestens an den ÖPNV angebunden. Außerdem entstehen drei Parkdecks über den Verkaufsebenen.
Der Zentrale Omnibusbahnhof südlich des Bahnhofsplatzes wird neu geordnet. Eine zusätzliche Überbauung des ZOBs kann die städtebauliche Lücke zwischen den Bahngleisen und der Friedrich-Ebert-Straße schließen und diese wertvolle innerstädtische Fläche in der Nähe zum City-Bahnhof für die Entwicklung eines weiteren Dienstleistungsstandorts zugänglich machen. Damit kann die für die Innenstadt wichtige Eingangssituation entsprechend ihrer Bedeutung aufgewertet werden.
Plangebiet 4: Theaterviertel
© Stadt Ulm
Mit dem Theaterviertel zwischen der Olgastraße und der Neutorstraße verfügt die Stadt Ulm über ein Flächenpotential für eine Cityerweiterung mit bester Anbindung an Schiene und Straße. In einer Mischung aus Wohnen, Arbeiten, Kultur, Einkaufen und Gastronomie soll hier ein dichtes und urban geprägtes Stadtquartier mit grünen Plätzen und qualitätsvollen öffentlichen Räumen entstehen. Die Zeitblomstraße wird zum städtischen Boulevard aufgewertet. Sie bildet die Haupterschließungsstraße des neuen Stadtviertels. In ihrer Verlängerung entsteht ein neuer Steg für Radfahrer und Fußgänger über die Gleise ins Dichterviertel. Über ein differenziertes Wegenetz wird das Theaterviertel an den Bahnhof, die Innenstadt und die weiteren umliegenden Stadtviertel angebunden sein.
Plangebiet 5: Nördliche Neustadt
Auf den Gleisen des nicht mehr benötigten östlichen Rangierbahnhofs entsteht ein neues Quartier für Wohnen in der Nähe zur Innenstadt. Die Bebauungsstruktur der Neustadt wird aufgenommen und weiterentwickelt. Über die rekonstruierte Uhlandstraße und die Neutorstraße ist das neue Viertel bestens an den Bahnhof und die Innenstadt angebunden. Die neue Straßenbahnlinie an den Eselsberg bindet das Ostbahnhofviertel an den ÖPNV an. Zur nördlichen Bahnlinie entsteht ein Stadtteilpark.
Plangebiet 6: Schillerrampe
An der Schillerrampe ist die Entwicklung eines prägnanten Standorts für Büro- und Verwaltungsnutzung in Nachbarschaft zum Verwaltungszentrum des Alb-Donau-Kreises sowie weitere Nutzungen denkbar. Durch den neuen Bahnhofsteg und den Subway zum City-Bahnhof wird dieses neue Stadtviertel bestens an den Zugverkehr und die Innenstadt angebunden sein.
Plangebiet 7: Dichterviertel und Schillerstraße
© Stadt Ulm
Mit der Entwicklung des City-Bahnhofs Ulm wird sich der Stellenwert des Dichterviertels wesentlich verbessern. Gerade in den vernachlässigten Bereichen des nördlichen Dichterviertels liegt großes Entwicklungspotential. Deshalb hat der Gemeinderat das Sanierungsgebiet und den Rahmenplan Dichterviertel beschlossen. Das Gebiet soll zu einem hochwertigen Quartier für Wohnen und Arbeiten aufgewertet werden. Alternative Wohnformen für Familien, Senioren oder Pendler sollen integriert werden. Gewerbliche Nutzung soll zukünftig v.a. an den Quartiersrändern entstehen. Die Uferzonen der beiden Blauarme sollen saniert und erlebbar gemacht werden. Auf diese Weise wir die Freiraumqualität im Quartier gesteigert. Die Schillerstraße soll dreistreifig ausgebaut werden. Im Zusammenhang mit dem neuen Westzugang zum Bahnhof entsteht an der Schillerstraße ein Parkhaus.
Stadt Ulm