Illertissen: Sanierung historischer Gasthöfe

  • Vielleicht zur kleinen Einordnung, warum so ein doch recht kleines und unscheinbares Haus Relevanz hat zumindest für Illertissen: Das zu den ältesten Gebäuden im Ort zählende städtische Gebäude ist eines von fünf ehemaligen Zunftwirtshäusern. Es hat damit Anteil an der urbanen Entwicklung Illertissens in der Neuzeit und liegt dazu auch ganz zentral am alten Markt-/Schrannenplatz, dem heutigen Rathausplatz direkt neben besagten Rathaus und der Kronenwirtschaft (einer Zunftwirtshausgebäude aus dem 17. Jhd.).

    Da es auch bisher schon von öffentlicher Nutzung geprägt war (Ausstellung, Tafel, Arbeiterwohlfahrt), wird die Nutzung nach erfolgtem Umbau auch eine solche sein mit

    Anlaufstellen für Bürger und Vereine, Beratungsstellen einem zu mietenden kleinen Veranstaltungssaal für private Anlässe.

    Für den Regierungsbezirk Schwaben stehen pro Jahr 4,5 Millionen Euro aus dem Fördertopf zu Verfügung, da hat Illertissen also einen erheblichen Anteil erhalten.

  • So ungefähr hatte ich es verstanden, ein historisches Gebäude als Heimat für einen Straße kleiner, öffentlicher Nutzungen.


    Der Stadt liegen zwei Entwürfe vor - eines mit einem Saal unterm Dach, das einen Treppenhaus-Anbau erhielte; ein anderes mit einem größeren Anbau mit Zwischentrakt, der einen Saal mit ebenerdigem Zugang beherbergen soll. Die Stadträtinnen und -räte konnten sich nicht einigen.

  • Der Stadt liegen zwei Entwürfe vor - eines mit einem Saal unterm Dach, das einen Treppenhaus-Anbau erhielte; ein anderes mit einem größeren Anbau mit Zwischentrakt, der einen Saal mit ebenerdigem Zugang beherbergen soll. Die Stadträtinnen und -räte konnten sich nicht einigen.

    Danke für den Überblick über den Artikel. Dadurch, dass das ganze Gebiet (direkt daneben ist das an anderer Stelle im Forum erwähnte offengelassene Feuerwehrgelände, welches wahrscheinlich zur Erweiterung der komunalen Verwaltung oder Errichtung eines Kulturzentrums umgenutzt wird) in der Umgebung unklarer Bestimmung unterliegt, verstehe ich das Zögern.

  • Danke für den Überblick über den Artikel. Dadurch, dass das ganze Gebiet (direkt daneben ist das an anderer Stelle im Forum erwähnte offengelassene Feuerwehrgelände, welches wahrscheinlich zur Erweiterung der komunalen Verwaltung oder Errichtung eines Kulturzentrums umgenutzt wird) in der Umgebung unklarer Bestimmung unterliegt, verstehe ich das Zögern.

    Genau in diese Lücke hat ein Büro seinen Anbau/Zwischentrakt eingeplant. Mangels Ortskenntnis kann ich nicht beurteilen, ob das sinnvoller wäre als ein (überhaupt möglicher?) separater/unabhängiger Neubau an dieser Stelle.

  • Jetzt hast Du mich so neugierig auf die Planungen gemacht, dass ich im Ratsinformationssystem gegruschtelt hab:

    https://1drv.ms/u/s!AhkJHWAHmlSCtk0VCiFb9iczD-NX?e=HdXNHm


    Das sind die Entwürfe der beiden Architekten, vielleicht hilft es trotz mangelnder Ortskenntnis. Also ich finde die Gestaltung des Treppenhausanbaus nicht gelungen, dieses wilde Fenster an die Fassade klatschen ist einer geordneten süddeutschen Fassadenstruktur nicht zumutbar. Dafür gefällt mir im anderen Entwurf, dass durch den Anbau die historische Form des Dreiseithofes wieder aufgenommen versucht wird. Dies war sehr verbreitet in unserem Raum. Zur Raumeinteilung kann ich leider zu beiden Entwürfen nichts Einschätzenden sagen.


    Genau in diese Lücke hat ein Büro seinen Anbau/Zwischentrakt eingeplant. Mangels Ortskenntnis kann ich nicht beurteilen, ob das sinnvoller wäre als ein (überhaupt möglicher?) separater/unabhängiger Neubau an dieser Stelle.

    Also eigentlich ist der Anbau auf einem jetzt zum Rathaus gehörenden Parkplatz geplant. Das Feuerwehrhaus ist von diesem Parkplatz noch weiter nordöstlich in der Ecke des ganzen neu zu planenden Geländes. Die Planer begründen in dem oben bereitgestellten Dokument eigentlich recht schlüssig, warum der Saal ebenerdig am besten angebaut werden sollte - es kann so die Gastroinfrastruktur einfacher mitgenutzt werden und auch der Brandschutz wäre günstiger als im Altbau zu bleiben.

  • Es gab nun einen vertiefenden Artikel mit Kommentar zur Sanierung. Ich habe ihn leider in der gedruckten Ausgabe nur vorliegen. Darin wird ausgeführt, dass der Entwurf mit dem Treppenhausanbau alle Ausschreibungs- und vor allem Nutzungsansprüche erfüllt, der zweite mit dem U-förmigen Innenhof dies leider nicht tut. Auch wird durch die Überbauung des Parkplatzes die Entwicklung des Feuerwehrgeländes tangiert. Scheinbar scheint den Räten jedoch der besonders vorteilhafte Faktor fürs Ortsbild ausreichend schwer zu wiegen, um eine Kostenabschätzung einzufordern. Die im Kommentar aufgebrachte Argumentation, dass die angespannten Finanzen nur erstgenannte Lösung erlauben, halte ich für nicht haltbar. Mit dem Argument müsste man gleich alle Investitionen einzig nach Preis unabhängig der damit geschaffenen Werte bewerten. Umgekehrt, wenn die Lage nur eine Sparlösung ermöglicht, sollte man solche Projekte lieber ganz verschieben, als Alternativlosigkeit anzuführen.

  • Ich habe mir die Pläne endlich einmal im Detail anschauen können und kann dir nur zustimmen. An sich gefällt mir die kompakte, integrierte Lösung des zweigeschossigen Anbaus auch gut, aber die Fassadengestaltung und v.a. Fensteranordnung ist schon etwas beliebig. Beim Dreiseithof finde ich es nicht optimal, dass sie "nur" eingeschossig sind - aber das Gesamtbild mit den versetzten Giebeln ist interessant, wenn auch seinerseits nicht eben klassisch.

  • Ich bin mir nicht sicher, ob es eine kluge Sache wäre, jedoch wäre meine Überlegung, diesen Thread in Sanierung historischer Gasthöfe Illertissen umzubenennen. Hintergrund ist, dass nun der zweite wichtige Gasthof in Illertissen, die ehemalige Hirsch Wirtschaft mit umgebenden Areal saniert und neu bebaut wird. Jedoch haben die Bauten nur ihr geschichtlich funktionales Erbe gemein, bei dem neuen Projekt handelt es sich um einen privaten Investor, der Gewerbe-und Wohnflächen schaffen möchte. Meinungen?

  • Na ja, der jetzige Threadname ist dann natürlich nicht mehr zutreffend und passend. Mach doch einfach "Sanierung(-sprojekte) Innenstadt Illertissen" daraus. Wahrscheinlich kommt noch mehr derartige Sanierungsvorhaben. Alte Gebäude gibt es in der Innenstadt Illertissen noch genug und sie befindet sich im Wandel;)

  • reinhold

    Hat den Titel des Themas von „Umbau Adler-Gebäude | Illertissen“ zu „Illertissen: Sanierung historischer Gasthöfe“ geändert.
  • Danke für die Anpassung des Titels, jetzt kann ich diesen Thread etwas weiter mit Leben füllen:


    An der Hirschkreuzung in Illertissen, der Kreuzung von Hauptstraße und Landstraße ST2031 werden 3500 m² zentrale Innenstadtflächen umgekrempelt. Auf dem Gelände befindet sich unter anderem der denkmalgeschützte Gasthof ,,Hirsch". Der Gasthof ,,Hirsch" war eines von fünf Zunftgasthäusern in Illertissen, welche alle noch mehr oder weniger erhalten sind. Zu den anderen habe ich weiter oben in diesem Thread hier schon etwas geschrieben, da der Gasthof ,,Adler" ebenso im Begriff ist saniert zu werden. (Dazu kommen bald auch Neuigkeiten, die letzten Nutzer sind in den letzten Wochen ausgezogen).


    Es werden also parallel zwei dieser historisch wichtigen Gebäude in Illertissen saniert. Der Hirschgasthof wird dabei etwas zurückgebaut, aufgrund zahlreicher bestehender Anbauten, gleichzeitig soll das Dach möglichst nutzbar gemacht werden mit Gauben. Statt der größeren Nebenbauten werden 3 große Neubauten erstellt. Investor ist die Neu-Ulmer Externi, hier deren Vorentwurf:


    [Blockierte Grafik: https://www.augsburger-allgemeine.de/img/bilder/crop59034226/5556563381-cv16_9-w1880/Vorentwurfsplan.jpg]


    Eine große Tiefgarage soll entstehen, wie es sonst auch für die Hauptstraße bisher geläufig ist bei größeren Neubauprojekten. Es soll Erdgeschossgewerbeflächen geben. Das Projekt soll bis 2023 fertiggestellt sein.


    Laut Bebauungsplan soll es durch das Grundstück eine neue Fußwegverbindung zwischen Hauptstraße und Ulrichstraße geben, um von dort geradeaus weiter zum Fachmarktzentrum zu gelangen. Damit spart man sich den unangenehmen Weg entlang der Memminger Straße.


    Quelle: Veröffentlichungen Stadt Illertissen mit Legende; die Straße mit den Bäumen ist die westliche Hauptstraße, sie mündet rechts in die Hirschkreuzung mit der Staatsstraße.


    Um den historischen und aktuellen Zustand des Gebäudes zu sehen, zur Geschichte und zur Ausstattung der Neubauten, bitte folgenden Artikel besuchen:

    https://www.augsburger-allgeme…en-wollen-id59033726.html

  • https://www.augsburger-allgeme…s-aendern-id59042251.html


    Noch ein Artikel mit den Reaktionen der Stadt und zum Thema Restaurantbetrieb (oben im Bebauungsplan ist der Hirsch als Restaurant eingezeichnet).

    Etwas ungewöhnlich finde ich, dass der Denkmalschutz keine Änderung der Fassadengliederung zulässt. Ich hätte erwartet, dass die heutige etwas durcheinander geratene Längsseite wieder in die ursprüngliche Gliederung überführt werden kann.

  • Es gibt Neuigkeiten zur Sanierung des Gasthofes Adler. Es wurde nun die Untersuchung der Substanz abgeschlossen und der Stadtrat hat sich für die teuerste Sanierungsvariante entschieden. Schaut weiter oben nochmal den Entwurf an, dieser hat Bestand.


    Die nun beschlossene Sanierung umfasst im Prinzip eine Vollentkernung. Bekannt war bisher, dass das Fundament aufgefangen werden muss. Nun kommt hinzu, dass eine neue Decke im 1. Stock rein muss, der Dachstuhl komplett runter kommt und auch alle inneren Einbauten für die spätere Nutzung raus müssen. Es werden also von dem Gebäude aus dem 18. Jhd. wohl nur die Außenwände großteils Bestand haben. Dennoch in meinen Augen wichtig fürs Ortsbild, dass kein Neubau erfolgte.


    Die Kosten sind entsprechend deutlich höher und liegen nun bei 3,2 Mio. €. Dafür kann man mit neuem Dachstuhl auch eine mögliche Nutzung des Dachgeschosses ins Auge fassen.

  • Dokumentation der Ausgangslage, bevor die Umbauten beginnen: Zunächst einmal der ehem. Gasthof Adler, mittlerweile komplett leer.


    Links außerhalb des Bildes steht das Rathaus, hinter mir am ehemaligen Marktplatz der Gasthof Krone mit Fachwerkgiebel.



    Dieses Bild zeigt zweierlei, zum Einen die Rückseite des Adlers zeigt, die abgerissen wird (alle Gebäude links im Bild) und zugleich zum Anderen das (zukünftig ehemalige) Feuerwehrgelände, das eine große zentrale Entwicklungsfläche bietet.



    Der Gasthof Hirsch hat noch einen letzten gewerblichen Mieter, der wohl bald in eine mir unbekannte Ausweichunterkunft zieht. Dann ist das Gebäude bereit für die Sanierung. Nur der Bau mit den Fensterläden ist der Gasthof, der Turm wird erhalten, beinhaltet ein Treppenhaus, alles andere wird durch Neubauten ersetzt, nur nochmal zu Erinnerung. Der Fotograf steht auf der Hirschkreuzung, also der Kreuzung von Hauptstraße und Staatsstraße 2031, die sich durch den Landkreis Neu-Ulm nach Süden zieht.