Neubau Blaubrücke am Lautenberg als Flachsbrücke

  • Die Brücke über die Kleine Blau am Lautenberg, die zur dortigen kleinen Blau-Insel und ihrem Spielplatz führt, stammt von 1950 und muss nun ebenfalls ersetzt werden. Wie einer Beschlussvorlage in der Bürgerinfo zu entnehmen ist, erfolgt das interessanterweise im Zuge eines EU-Projekts.


    (Quelle, Bildrechte: Stadt Ulm)


    Der Neubau soll mit einem innovativem Konzept umgesetzt werden, das in dieser Form EU-weit bislang nur einmal, und zwar im niederländischen Almere, erprobt wurde. Als Baustoff soll (weitgehend? ausschließlich?) Flachs zum Einsatz kommen, der mit Bioharz verstärkt wird. Die Brücke soll daher auch nur 11 Tonnen wiegen - das Bestandsbauwerk wiegt 70 Tonnen. Außerdem wird ein Haufen Sensoren verbaut, um das Materialverhalten und den Alterungsprozess laufend zu untersuchen. Wenn die Brücke irgendwann das Ende ihrer Lebenszeit erreicht, soll sie schließlich recyclet werden.


    Ich finde das Konzept sehr charmant und spannend. Da es sich um eine Erprobung handelt, kann es natürlich auch schief gehen - aber so ist es halt mit Realexperimenten. Wenn die Wissenschaft damit verwertbare Resultate erhält, in welcher Form flachsbasierte Verbundwerkstoffe für Ingenieurbauwerke eingesetzt werden können, lohnt es sich schon. Allein der Faktor ~6,5 beim Gewicht ist schon krass.

  • Also eine mit Naturfaser verstärkte Kunststoffbrücke. Sprechen wir es doch aus, was es ist. Solche Duroplaste waren bisher gar nicht bis schlecht recyclebar, daher eigentlich recht interessant, dass ein Recycling versprochen wird (also kein downcycle). Ich kenne bisher keine Beispiele, bei welchen das recycelte Produkt die gleichen Eigenschaften wieder aufgewiesen hat, habe mich aber ehrlicherweise auch nicht total lange mit dem Thema Epoxidharz beschäftigt.

  • Das Schöne an der Lösung wäre, man baut wieder mehr mit kohlenstoffbasierten Werkstoffen. Das assoziiere ich gleich mit einem Ulmer Fachwerkhaus, das seit 400 Jahren den Kohlenstoff bindet. Wenn man das mit dem Recycling hinbekommt, schafft man womöglich ähnlich lange Speicherzeiträume. Andererseits sehe ich auf dem Bild des EU Projekts zur Brücke den Kreislauf eher als eine Form von Downcycling. Soll die Brücke irgendwann verkohlt werden und dann als Dünger für neue Flachspflanzen dienen?

    Das structural health monitoring ist übrigens recht wichtig. Denn einen Nachteil kann man diesem Werkstoff jetzt schon zuschreiben. Er zeigt seinen Zustand nicht so an wie Stahlbeton. Bei Stahlbeton gibt es in der Regel klare Vorzeichen, bevor die Struktur versagt. Das gibt es hier nicht. Das Material bricht einfach und das bei Belastung auf einen Schlag. Das ist eher ungünstig für einen Baustoff.

  • Trotz allem und auch das es nur eine Leichtbau Brücke aus Flachs wird die sehr klein ist bekommt die Brücke zwei nicht gerade kleine Widerlager.

    Bei der Menge an Stahl kann ja nichts passieren, auch weil im Vorfeld schon eine Reihe Anker gesetzt wurden. :)

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  • Smarte Brücke am Lautenberg: Warum sich der Bau verzögert [SWP+]

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    [...] Inzwischen ist die Baustelle jedoch weitgehend verwaist und der Termin der Einweihung Mitte Oktober ist verstrichen. Das hat verschiedene Gründe, wie Jochen Aminde, Referent von Baubürgermeister Tim von Winning und verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit, erklärt. Der wichtigste: „Der Harz, der alles zusammenhalten soll, hat in Kombination mit den Materialien nicht gehalten.“

    Der erste Versuch, die Brücke (in Eindhoven) zusammenzusetzen, ist gescheitert - ist bei experimentellen Bauweisen leider nie auszuschließen. Zudem sei die Baufirma insolvent gegangen. Der Auftrag für den nächsten Versuch sei aber im Sommer vergeben worden.

  • Warum die Brücke aus Flachs immer noch nicht steht [SWP+]

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    Zum Flachsen hat keiner mehr Lust. Aus Flachsfasern soll zwar eine neuartige, nachhaltige Brücke über die Kleine Blau am Lautenberg gebaut werden, doch das verzögert sich und wird kostspieliger als gedacht. Dennoch wird an der „Smart Circular Bridge“ festgehalten, das hat der Ulmer Bauausschuss jetzt beschlossen.


    Kein Grund für Spott - man denke an Berblinger! [SWP+]

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    Der Bau der Smart Circular Bridge in Ulm verzögert sich und wird nochmals teuer. Aber wenn man Innovation und Nachhaltigkeit will, gehört das zum Risiko. Ein Kommentar von Magdi Aboul-Kheir


    Im Kern ist die experimentelle Weiterentwicklung der schon gebauten und funktionierenden ersten Brücke dieser Art in Almere gescheitert. Deswegen soll die Ulmer Brücke nun doch nach dem Konzept der ersten Brücke errichtet werden.

  • Bund der Steuerzahler kritisiert Ulmer Projekt [SWP+]

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    Als „Prestigeprojekt“ war das Vorhaben gestartet: die neue Brücke am Lauterberg über die Kleine Blau aus natürlichen und recycelten Materialien. Nun, eineinhalb Jahre später, ist diese „Smart Circular Bridge“ noch immer nicht eröffnet, und sie wird am Ende deutlich teurer – und hat es ins Schwarzbuch des Bunds der Steuerzahler Baden-Württemberg geschafft.


    Jetzt ist sie da: So lief der Einhub der Öko-Brücke am Lautenberg in Ulm [NUZ]

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    Nach etwas Spott und mit Verzögerung ist am Freitagmorgen die nachhaltige Brücke am Lautenberg in Ulm zum Spielplatz auf der kleinen Blauinsel eingehoben worden. Der Bund der Steuerzahler hat das Öko-Vorhaben jüngst in seinem Schwarzbuch zu Steuerverschwendungen gerügt. Begehbar wird der fünf Tonnen schwere, neun Meter lange und fünf Meter breite Überweg erst 2025.

  • Finn

    Hat den Titel des Themas von „Neubau Brücke zur Blauinsel als Flachsbrücke“ zu „Neubau Blaubrücke am Lautenberg als Flachsbrücke“ geändert.
  • Endlich kann man über die Flachs-Brücke laufen [SWP+]

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    Diskutiert wurde viel über die Brücke am Lautenberg über die Kleine Blau, vor allem wegen der Kosten, die am Ende deutlich höher ausfallen als zunächst berechnet. Ursprünglich war das Bauwerk, das die alte durch Korrosion nicht mehr benutzbare Brücke ersetzen sollte, auf 330.000 Euro kalkuliert. Nach einer notwendigen Sanierung der Unterbaukonstruktion kamen 180.000 Euro hinzu. Aufgrund dessen, aber auch wegen des Scheiterns des ersten Versuchs summiert sich das Vorhaben mittlerweile auf 830.000 Euro. Immerhin profitiert die Stadt von einer EU-Förderung für das Projekt in Höhe von 150.000 Euro, zudem werden weitere Kosten von Projektpartnern übernommen.


    Neue Ökobrücke in Ulm: Sieht so die Zukunft der Baubranche aus? [NUZ]

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    Nach fast zwei Jahren Verzögerung ist es endlich so weit. Baubürgermeister Tim von Winning eröffnet die „Smart Circular Bridge“, die künftig wieder den Lautenberg mit der Blauinsel verbindet. Und schon der Name der Brücke verspricht: Hier handelt es sich um ein besonderes Bauprojekt.


    Auch das Dashboard mit Live-Messungen der in der Brücke verbauten Sensoren ist nun online: https://dashboard.smartcircula…lm/ulm?orgId=1&refresh=5s - exakter dürfte man wohl nirgends Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Windstärke in der Ulmer Innenstadt finden :). Die Brücke hat eine eigene Informationsseite im Internet, einschließlich einer schönen Aufarbeitung der in der Brücke verbauten Musikinstallation: https://www.flachsbruecke-ulm.de/

  • Mal ein kleiner Blick über den Brückenrand.


    Das Thema Brücken ist ja aktuell ohnehin allgegenwärtig, interessant, wenn es dann ab und zu innovative Ausführungen gibt (auch den oft vielfältigen Unkenrufen zum Trotz)

    Viele Grüße


    RT




    Der Bauende soll nicht herumtasten und versuchen. Was stehenbleiben soll, muss recht stehen und wo nicht für die Ewigkeit doch für geraume Zeit genügen. Man mag doch immer Fehler begehen, bauen darf man keine.

    J-W Goethe