Neue Fußball-Arena für den SSV 1846

  • Ich persönlich finde es besser, Ulm bekäme ein reines Fussballstadion, zwar gerne am bisherigen Ort des Donaustadions, aber aufgrund der Lärmsituation doch eher suboptimal.


    Ich würde deshalb das Donaustadion soweit modernisieren, dass es langfristig für die LA ein Stadion für europäische Großevents dienen könnte. Und Mittel (lieber kurzfristig) ein reines Fussballstadion für bis zu 30.000 Zuschauer wie in Dresden, Augsburg,.. entstehen würde.

  • Da gehe ich 1:1 mit dir. Ich sehe die Zukunft auch nur mit einem reinen Fußballstadion. Die Staft hat sich bedauerlicherweise komplett anders positioniert. Ein Stadion wie in Augsburg, Dresden oder Karlsruhe taxiert man heute mit 60 + Mio. reinen Baukosten. Je nach Standort fallen noch immense Erschließungs- und Infrastrukturkosten an. Gegenwärtig eine Finanzierung dieser Größenordnung zu stemmen oder einen Investor zu finden sehe ich in Ulm leider nicht.

  • Augsburg hatte ja die gleichen Voraussetzung wie Ulm und hat auch mit über 30.000 gebaut und mittlerweile ist das Stadion auch fast immer - in letzter Zeit - immer ausverkauft. Potential hätte die Region definitiv.


    Dresden mit rund 32.000 Zuschauer, die vor einigen Jahren in der ähnlichen Situation wie Ulm waren, haben im Schnitt 28.000 Zuschauer. Im ersten Jahr nach dem Neubau waren es im Schnitt 17.000 (Liga 3) und hat sich kontinuierlich auf 28.000 Zuschauer eingependelt (egal welche Liga).


    Ein modernes Stadion zieht 100% mehr Zuschauer an, die bequeme, überdachte Sitze haben. Klar stehen die Ultras, aber nicht jeder Zuschauer will wirklich die ganze Zeit stehen. Dazu kommt bei den Stehplätzen, dass man extrem früh da sein muss, um einen guten Platz zu bekommen.

  • Da gehe ich 1:1 mit dir. Ich sehe die Zukunft auch nur mit einem reinen Fußballstadion. Die Staft hat sich bedauerlicherweise komplett anders positioniert. Ein Stadion wie in Augsburg, Dresden oder Karlsruhe taxiert man heute mit 60 + Mio. reinen Baukosten. Je nach Standort fallen noch immense Erschließungs- und Infrastrukturkosten an. Gegenwärtig eine Finanzierung dieser Größenordnung zu stemmen oder einen Investor zu finden sehe ich in Ulm leider nicht.

    Der Umbau des Wildparkstadions zu einer modernen Arena dieser Größenordnung (34.000 Zuschauer) hat allerdings jenseits der 160 M€ gekostet, nach anfänglichem Kostenvoranschlag von "nur" gut 100 M€. Darin enthalten zwar gewisse Infrastrukturmaßnahmen wie die Modernisierung der Parkplätze und neue Fahrradwege, aber sicherlich nichts in der Größenordnung einer Neuerschließung, da das Stadion ja blieb, wo es war. Das (jetzt reine) Fußballstadion ist zwar wirklich schick geworden, aber auch nichts derart Aufsehenerregendes, dass man nun gigantische Mehrkosten wegen der Architektur oder Technik veranschlagen würde.


    Der KSC zahlt nun jährlich 2.2 M€ an die Stadt Karlsruhe zurück, die die Kosten erst mal übernommen hatte.

  • Karlsruhe nehme ich nicht als Maßstab. Da wurde von Anfang an mit falschen Zahlen gehandelt, um das Projekt überhaupt durchzusetzen. Schon vor Baubeginn gingen die Baukosten und "Zusatzkosten" immer weiter in die Höhe und wurden schön geredet. Aus meiner Sicht war das nie seriös dargestellt. Hatte natürlich mit den damals handelnden "Alphatieren" in Stadt- und Vereinsspitze zu tun. Hab das sehr genau verfolgt.


    Seriöse Vergleiche sind mit Ingolstadt und Regensburg als komplette Neubauten mit Infrastrukturkosten möglich oder mit Baukostenin Aue, welche nur im Bestand neu gebaut haben. Halte auch ein Fassungsvermögen um die 20.000 für ausreichend (mit statischer Option zur Erweiterung!).

  • Wenn man Regensburg, Ingolstadt oder auch Karlsruhe anschaut, erscheint eine neue Fußball-Arena zumindest mit 20.000 oder mehr Plätzen komplett unrealistisch:


    • Das Jahnstadion hat 53 Mio.€ gekostet und das war 2015. Seitdem sind die Baupreise um 60% gestiegen! Aktuell müsste man also mit etwa 90 Mio.€ rechnen und das für nur 15.000 Plätze. Der Zuschauerschnitt von Regensburg liegt in der 3 Liga aktuell bei 9.406 und die Auslastung somit bei 62%.
    • Der Audi-Park Ingolstadt hat etwa 20 Mio. € gekostet, allerdings wurde die gesamte Infrastruktur von der Stadt bezahlt, und ist daher nicht in den Baukosten enthalten, außerdem war die Eröffnung hier sogar schon 2010. Aktuell müsste man inklusive Infrastruktur wie z.B. Parkplätzen, Zufahrten und Versorgung mit etwa 80 Mio.€ rechnen, bei einer Kapazität von etwa 16.000, Zuschauerschnitt 5.638, Auslastung dort also sogar nur 36%.
    • In Karlsruhe sollte der Baubeginn ursprünglich 2007 sein. Sechzehn Jahre hat es dann gedauert, seitdem ist der KSC dreimal ab- und zweimal aufgestiegen und stand einmal kurz vor der Insolvenz. Im Schnitt kamen in diesem Zeitraum trotz der Covid-Saison 20/21 um die 16.000 Zuschauer und auch in der 3. Liga nie weniger als 12.000, bei 34.000 Plätzen macht aber auch das nur eine Auslastung von 47%. Wohlgemerkt in einer Stadt mit 300.000 Einwohnern und bei der Nr. 20 in der Ewigen Tabelle der Bundesliga, die hatten aufgrund ihrer Größe und Tradition z.B. auch in der Regionalliga 10.000 Zuschauer oder fünfmal mehr als Ulm seit dem Aufstieg 2016.

    Das Hauptproblem ist aber tatsächlich der Standort, da man irgendwo auf einer flachen, grünen Wiese zwar tatsächlich vergleichsweise schnell und günstig eine Arena hinzimmern könnte, aber die Zuschauer auch dort hinkommen müssen. Beispiel Regensburg:



    Das sind 1.800 Stellplätze für PKW und 27 für Busse, das ganze Gelände hat etwa 20 Hektar. Bei mehr Zuschauern würden man nicht nur mehr Parkplätze benötigen, sondern auch eine zusätzliche Buslinie oder am besten gleich eine Straßenbahn. Zum Vergleich hat hier die Linie 2 etwa 30 Mio.€ pro Kilometer gekostet.


    Bei der Messe Ulm z.B. wäre der Straßenbahnanschluss schon vorhanden und dazu noch 4.000 Stellplätze, aber es fehlt umgekehrt der Platz für ein größeres Stadion und Verkehrschaos hatte man zuletzt z.B. schon bei der Technorama mit ebenfalls 20.000 Besuchern, obwohl die verteilt über zwei Tage an- und abgereist sind. Man bräuchte daher vermutlich mindestens zwei oder drei Jahre länger, nur um zu untersuchen, wie man die Verkehrsanbindung verbessern könnte, und welche Ausgleichsmaßnahmen dafür nötig wären.

  • An dieser Stelle danke für die engagierte Diskussion und an die toll recherchierten, argumentierten und dokumentierten Beiträge insbesondere von Wolfe und Hyperia (zugleich: Willkommen im Forum!), die diesen Thread wahrscheinlich zu einem der interessantesten der letzten Wochen gemacht haben. Ich weiß, wie lange solche Texte brauchen.


    Angesichts der absehbar sehr nennenswerten Kosten stelle ich mir immer wieder die Frage, ob man mit Mehrfachnutzungen weitere Finanzierungsquellen erschließen oder zumindest die Kostentragfähigkeit verbessern kann... mir fällt aber nicht viel ein. Für den Messestandort wurde immer wieder eingeworfen, dass man ein Stadion an einem solchen Ort auch für Messen mitnutzen könnte... aber wie soll man sich das vorstellen? Neue Außenformate für die Sommer- und Winterpausen? Der große Parkplatzbedarf lädt zu Überlegungen à la P+R ein, oder zu intensiverer Nutzung unter der Woche durch weitere Anrainer... aber die wird es am Messestandort auch nicht unbedingt geben, zumal die Zufahrtssituation wirklich nicht optimal ist.

  • Also ich finde, dass das Thema Autoanbindung etwas zu altmodisch betrachtet wird. Wir müssen von der Denke wegkommen, dass es für jeden einen Parkplatz direkt am Stadion geben muss. Dortmund hat ca. 90.000 Zuschauerplätze, jedoch 10.000 Parkplätze in unmittelbarer Nähe zum Stadion, also ca. 11%. Ähnlicher Schnitt gibt es auch bei anderen großen Stadien. Oft sind die Parkplätze auch nicht wirklich in unmittelbarer Nähe, sondern werden per shuttleservice angebunden oder es bedarf einen Fussweg von 5-15 Minuten.


    Für Ulm reicht also locker ein Parkbereich aus, der 1000-3000 (optimal) Parkplätze bietet. Dieser muss nicht zwangsläufig am Stadion stehen, sondern könnte entlang der Straßenbahn oder auch auf Neu-Ulmer Seite entstehen. Heidenheim nutzt fast ausschließlich vorhandene Parkplätze im gesamten Stadtgebiet und bindet die per Shuttle an.


    Was die Größe und auch den Zuschauerschnitt des Stadions angeht, sehe ich Ulm absolut in einer vergleichbaren Situation zu Augsburg. Man baut ein neues Stadion ja nicht für den jetzigen Bedarf, sondern durchaus langfristig, eventuell mit Erweiterungsoptionen. So kann in Augsburg nachträglich auch ein 2. Rang eingebaut werden, der das Stadion auf ca. 40.000 Plätze erweitert.


    Wenn ich mir die durchschnittliche Auslastung in der 2. Liga anschaue dann haben die meisten eine Auslastung von mindestens 80%, Ausnahmen machen hier Wehen-Wiesbaden mit 60%, Nürnberg oder Hertha mit 68%.


    Bei der 3. Liga sieht es teilweise deutlich anders aus. Hier liegen die Auslastungen bei rund 30-50%. Nur bekannte Traditionsvereine, wie Dresden oder 1860 kommen auf 80-100%.


    Das Problem in Ulm ist auch, dass es hier nur hauptsächlich unüberdachte Stehbereiche gibt. Das für die wirtschaftliche Lage sehr wichtige Thema Logen und VIP Bereich ist nur als Zelt vorhanden. Wer will denn da als Investor oder Sponsor einsteigen?


    Um im höheren Profibereich sich zu etablieren, braucht es ein modernes Stadion. Letzteres gibt es aber nur, wenn man auch in Liga 2 oder 1. bleibt. Henne-Ei-Prinzip.

  • Bezüglich Verkehr kann man sich z.B. die Studie aus Heidenheim anschauen:

    Interessanterweise wird z.B. mit 85% und 93% von unterschiedlichen Auslastungen bei Spitzenspielen in damals noch Liga 3 und 2 ausgegangen, so dass zwischen 15.000 und 23.000 Plätzen tatsächlich eine Differenz von 8.500 Besuchern liegt.


    Bei den Fanbussen für hauptsächlich Gästefans sind es sogar 1.400 statt 700 Besucher, so dass man hierfür 28 statt 14 Stellplätze bräuchte. Zum Vergleich dazu nochmal das Jahnstadion mit 27 Stellplätzen für Gästebusse plus 200 für PKW:



    Das bedeutet eben bei 20.000 statt 15.000 Plätzen hat man mindestens doppelt so hohe Ausgaben für Infrastruktur, weil die sowieso schon vorhanden Kapazitäten erst recht nicht mehr nicht ausreichen. Bleiben wir bei den Gästefans als Beispiel, dann hat man in der Regionalliga vielleicht vier Busse, die auch irgendwo am Wegesrand stehen können. In der 3. Liga muss der Parkplatz doppelt so groß und inklusive Fußwegen asphaltiert sein und kostet vielleicht 500.000 €. In der 2. Liga ist man dann bei 2 Mio. € inklusive Toilettenanlage, Zäunen, Toren und breiteren Wegen, in der 1. Liga parken die Busse unter zwei oder drei Parkdecks für PKW, das ganze Bauwerk kostet dann mit Aufzuganlage, Brandschutz, Erdbebenstatik und was da heutzutage noch alles dazugehört, 20 Mio. €.

  • Wer sagt denn, dass man überhaupt so viele Parkplätze in Stadionnähe braucht. Gibt es wenig Parkplätze, kommen die Leute eher mit den ÖPNVs oder per Fahrrad...


    Wir hätten im Bereich der Messe zumindest eine Straßenbahn und auch eine Regionalbahn/S-Bahn. Hier würde ich im Bereich des Stadions wirklich nur, die absolut notwendigen Parkplätze errichten. Bus, VIP-Bereich und Medien,... alles andere kann auch ein Stück laufen und mit Bus/Bahn kommen. Dann ist das einfach so. Punkt.


    In Thalfingen könnte man einen P+R Platz am Bahnhof errichten (zwischen Bahnhof und Donauuferstraße), genauso in Unterelchingen oder perspektiv bei Jungingen. Wenn an Spieltagen alle 10 - 15 Minuten ein Zug kommt, hilft das enorm.


    Wenn ich weiß, dass es keinen Parkplatz direkt am Stadion gibt, dann suche ich mir ein Parkhaus oder ein P+R und fahr mit der Bahn. Im Parkpreis bzw. Eintrittsticket ist der Fahrpreis natürlich enthalten. Vorteil bei den neu zu errichteten P+R Plätzen, wäre ein allgemeiner Mehrwert für alle, also nicht nur für Fussballzuschauer...


    Wenn ich z.B. an München denke, dann gibt es dort zwar ein mega großes Parkhaus, aber wirklich schnell bin ich damit auch nicht, denn wenn es blöd läuft, brauche ich ne Stunde um überhaupt aus dem Parkhaus zu kommen. In der Zeit könnte ich locker mit der U-Bahn zum P+R Garching fahren. Parkplatz kostet dort 1 Euro, aber Ticket muss ich für die U-Bahn kaufen, ist im Ticket nicht drin.

    Denn es gibt seitens der Verantwortlichkeiten kein Interesse einer kostenfreien Nutzung des ÖPNV, da die Parkhäuser abbezahlt werden müssen.

    Für Ulm bedeutet dass, dass man sich früh entscheiden muss, was man will. Die Fans per Auto locken oder eine ganz andere Verkehrspolitik angehen.

  • Ich sehe am Messestandort wie gesagt nicht den Platz für ein größeres Stadion und auch das Thema Lärm inbesondere bei Mehrfachnutzung, da die nächste Wohnbebauung am Safranberg keine 300 m entfernt ist. In Freiburg hat man bei etwa 400 m Abstand jahrelang gestritten und der Kompromiss sieht jetzt immer noch eine Beschränkung auf 5.000 Zuschauer bei Konzerten am Abend vor.


    Zehn Kilometer vor der Stadt ist aber erst Recht nicht davon auszugehen, dass eine nennenswerte Anzahl von Besuchern zu Fuß oder mit dem Rad kommt, insbesondere dann, wenn von der Innenstadt aus 100 Höhenmetern zu überwinden sind. Die Straßenbahn mit 200 Plätzen schafft selbst bei einem Takt von 5 Minuten nur 2.400 Besucher pro Stunde und ein vierteiliger Regionalexpress mit 400 Plätzen fährt auf einer eingleisigen Strecke sogar nur einmal pro Stunde in jede Richtung. Bedeutet bei 15.000 Plätzen und 12.000 Besuchern plus Gästefans käme etwa die Hälfte mit dem PKW und dafür bräuchte man rund 3.000 Stellplätze.


    Bei mehr als 1.000 PKW pro Stunde würde aber auch eine Bundesstraße an ihre Grenzen stoßen, d.h. bei 20.000 Besuchern müsste man dann neben Stellplätzen auch die Zufahrten in beide Richtungen zweispurig für 10 Mio.€ pro Kilometer ausbauen. Alternativ kann man natürlich stärker auf öffentliche Verkehrsmittel setzen, da geht man aber aktuell z.B. bei der Brenzbahn für Elektrifizierung und zweigleisigen Ausbau von etwas über 20 Mio. € pro Kilometer und ebenso vielen Jahren Bauzeit aus.


    Somit kann man unabhängig vom bevorzugten Verkehrsmittel und zu vertretbaren Kosten nur ein Stadion mit max. 15.000 Plätzen errichten. Außerhalb der Stadt verbaut man sich dabei aber nicht die Zukunft und kann später auch auf 30.000 oder 40.000 Plätze erweitern. Der Nachteil ist, dass es nie ganz ohne PKW und Autobahnzubringer gehen wird, dafür ist ein Zeitraum von fünf bis zehn Jahren aber ohne Anwohnerklagen und kompliziertes Gelände eher realistisch.

  • Naja, dann muss man halt einen Shuttleservice einrichten. In Karlsruhe ist das Stadion gute 2-3 km weg von der nächsten Tramhaltestelle, daher werden da halt dann bei Heimspielen Shuttlebusse eingesetzt, die im Minutentakt fahren (und nix kosten). Ist ja nicht so, als könne man den Bedarf nicht planen.


    Parkplätze gibt's zwar am Stadion, dann muss man halt damit leben, dass man ein paar Stunden vor Anpfiff ankommt um nen Platz zu kriegen, und bis 1-2 Stunden nach Abpfiff die Karre nicht wegbekommt, weil die Straße mit fußläufigen Fußballfans vollgestopft ist und es zumindest mir um den Lack zu schade wäre, zwischen besoffenen feiernden Fans durchzulavieren. An- und Abreise mit dem Auto ist also maximal unbequem. Für das neue Wildparkstadion mit knapp 35.000 Zuschauern Kapazität stehen 730 KFZ-Stellplätze zur Verfügung, dafür 3.000 Fahrradabstellplätze. Go figure.


    Das Stadionticket gilt natürlich netzweit auch als ÖPNV-Fahrkarte (ist halt eingepreist). Geht schon alles, wenn man will.