Auch hier - ich werde das jetzt etwas konsequenter tun - muss ich ein bisschen den Rahmen abstecken: Das Gelände der Landesgartenschau 2030 ist gesetzt. Von der Wilhelmsburg entlang der B 10 bis zur Donau. Damit muss nicht jeder einverstanden sein, aber an diesem Faktum kommen wir nicht mehr vorbei. ich bitte daher, die Diskussion nicht mit hypothetischen Szenarien, die keine Aussicht auf Umsetzung haben, ausfransen zu lassen.
Das Votum des Fachausschusses bezüglich des weiteren Vorgehens bei der Erschließung der Wilhelmsburg hat mich überrascht. Die harten Fakten sprechen eigentlich gegen eine weitere Beschäftigung mit dem Thema Zahnradbahn: Zu große Eingriffe in die Natur und die Bausubstanz der Wilhelmsburg, dazu absehbar auf Dauer unwirtschaftlich; 1.000 bis 2.000 Fahrgäste bräuchte es täglich, nach der LGS könne man aber nur bis zu 400 erwarten.
Die Parkhausdiskussion hat auch meinen Eindruck insofern relativiert, als dass mir klar wurde, dass es ohne Eingriff in den Baumbestand nicht gehen wird. Ein paar Abstriche wird man einfach machen müssen - hilft nix. Auch, dass man alternative Trassen in den Blick nimmt, könnte vielleicht eine Lösung aufzeigen, wobei ich mir eine Anbindung von der Innenstadt aus oder eine längere Trasse nicht vorstellen kann. Zahnradbahnen sind ja auch dazu da, große Gefälle zu überwinden.
Aber angenommen, eine Zahnradbahn könne von der Kienlesbergbastion zur Wilhelmsburg geführt werden: Neben einer Alternativtrasse "rechts" der Courtine (Beim Alten Fritz) könnte ich mir auch eine Trasse "links" der Courtine vorstellen, entlang der Straße "Am Ruhetal". Zum einen wären wohl nur relativ moderate Eingriffe in den Baumbestand notwendig, zum anderen könnte man die Gelegenheit nutzen, das Ruhetal bzw. die Trommelwiese westlich der Wilhelmsburg zu einem richtigen Park auszubauen. Ein wenig fehlt es ja dem LGS-Gelände tatsächlich auch an einem Ort für eine klassischen Blümchenschau, die - Konzept hin oder her - immer auch von den Besucher/innen erwartet wird.
Ein solcher Park, der auch mit einer gewissen Infrastruktur ausgestattet wird (etwa Gastronomie), könnte auch für eine gewisse Grundauslastung der Zahnradbahn sorgen. Die größte Bedeutung kommt aber nach wie vor der Nachnutzung der Wilhelmsburg zu. Was kann man da unterbringen, um täglich gut 1.000 Personen auf den Berg schaufeln zu müssen? Auch in Ulm sorgt der Schüler- und Studierendenverkehr für die Grundauslastung im ÖPNV. Wäre irgendeine Form von Hochschule oder Akademie für diesen Standort denkbar?
Die Unterlagen kann man im Übrigen hier in der Bürgerinfo nachlesen. Insbesondere die Anlage 3 mit den untersuchten Standorten für Parkplätze bzw. Parkhäuser ist interessant; auch mein eigenes Hirngespinst vom Oktober 2021 ist im Rennen, wenn auch nicht die Vorzugsvariante. Ich muss gestehen, dass ich "meinen" Standort immer noch für den sympathischsten halte - die Vorzugsvariante liegt zwar der Wilhelmsburg am nächsten, ist aber mit einem richtig brutalen Eingriff in den Waldbestand verbunden.
Auch in der Schwäbischen Zeitung gibt es einen - wie gewohnt - sehr guten Artikel zum Thema:
Parkhaus im Wald statt Seilbahn zur Burg? [Schwäbische+]
ZitatSie sollte ein ungewöhnlicher, charmanter Besuchermagnet bei der Landesgartenschau 2030 werden und gleichzeitig eine neue, sinnvolle Verbindung innerhalb Ulms bilden. Doch die Seilbahn zur Wilhelmsburg hat wohl keine Chance: Naturschutz und Denkmalschutz machen das Projekt aus Sicht von Fachleuten unmöglich. Auch für eine Zahnradbahn, die als Alternative ins Gespräch kam, sind die Aussichten schlecht. Weil die Wilhelmsburg aber besser angebunden werden muss, muss nun womöglich ein Parkhaus im Wald gebaut werden – trotz Problemen mit Natur- und Denkmalschutz. Die Stadt will eine andere Lösung finden. Klappt das?